Eigentlich waren es Daniels Worte: „was Jarmo sagt!“. Jarmo ist mittlerweile unser Team-Heiler-Physiotherapeut! Der Weg bis zum heutigen Zustand und Festlegung der Therapie meiner Knieschmerzen setzt sich zusammen aus Unvernuft, Unwissen, Ungeduld, Interesse, Recherche und letztendlich Einsicht. Es kam alles völlig anders und nicht wie erwartet.
Anfang Dezember habe ich Euch im Befindlichkeitsprotokoll #12 über meine Schmerzen im Knie und der Ursachenforschung berichtet. Mittlerweile ist ein Monat vergangen und es hat sich eine Menge verändert. In der Geschichte spielt Jarmo, unser Team-Physio, wie auch schon bei Daniel eine tragende Rolle. Was sich nicht verändert hat, ist die Ursache für meine Knieschmerzen. Es ist die Unvernuft eines Hobbysportlers, der es eigentlich hätte besser wissen müssen. Zu schnell gesteigerte Umfänge beim Laufen und Einlaufen der neuen Laufschuhe hat dazu geführt, dass der Band-Apparat speziell im rechten Knie überlastet ist und darauf mit Schmerzen reagiert. Das linke Knie ist auch leicht betroffen, das äußert sich aber nur beim Bearbeiten mit der Blackroll. Der Wortlaut des MRT-Berichtes lautet „Reizung des perimeniskalen innenseitigen dorsomedialen Halteapparats“. Es gibt noch einen weiteren Punkt im Bericht dazu aber später.
Unerwartete Diagnose
Am 11. Dezember stand endlich die MRT-Untersuchung an. Bis dahin drehte ich locker ein paar Runden auf dem Rennrad, denn während des Radfahrens hatte ich keine Schmerzen. Ich achtete darauf keine große Kraft zu investieren, um den Schaden im Knie nicht größer zu machen. Das Ergebnis der MRT-Untersuchung sollte schon am nächsten Tag bei meiner Orthopädin per Fax vorliegen. Da ich nicht bis zum eigentlichen Besprechungstermin am 22.12. warten wollte, besuchte ich am 12.12. die Praxis um mit meinem Charme und mit selbstgebackenen Plätzchen einen früheren Termin zu bekommen. Ich denke die Plätzchen waren ausschlaggebend, dass schon am nächsten Tag einen Termin bekam.
Da saß ich nun im Untersuchungszimmer und meine Orthopädin studierte den Untersuchungsbericht und irgendwie konnte ich an ihrer Miene schon erkennen, dass die Diagnose anders als vermutet und nicht besser als vermutet sein wird. „tja….“ fing sie an und berichtete mir, dass der Meniskus, bis auf alte Risse, in Ordnung sei und dass ich leider einen Riss im Knorpel des Oberschenkelknochens habe. Kacke! Als Sportler beschäftigt man sich ja mit seinem Körper und man kommt ja immer wieder mit dem Thema in Berührung, daher wusste ich, dass ein Knorpelschaden so ziemlich das ungünstigste ist, was passieren kann. Knorpel hat die Eigenschaft wenn überhaupt sehr schwer zu heilen. Nachwachsen kann er so gut wie gar nicht, jedenfalls nicht ohne Eingriff. Ist er einmal weg ist er weg. Bänder heilen gut oder können operiert werden, Menisken können operiert werden, Entzündungen können therapiert werden, Knorpel kann das alles nicht.
Im Untersuchungsbericht liest sich das so: „Knorpelriss medialer Femurkondylus über 2mm bis auf die Corticalis“. Verständlicher: ein Knorpleriss am inneren Ende des Oberschenkelknochens bis auf die oberste Knochenschicht. Die erste Frage war natürlich, was wir jetzt tun können. Es gibt allerlei Therapien, die man hier anwenden könnte, Akkupunktur, Magnetfeldtherapie und Nahrungsergänzungmittel. Da meine Orthopädin mich schon relativ gut kennt, hat sie die beiden ersteren aber direkt auch schon verworfen, ich glaube nicht dass diese Therapien etwas bringen, bis auf ein besseres Auskommen des Arztes. Meine Ärztin sagte mir, dass die Heilung des Knropels bis zum einem dreiviertel Jahr dauern kann. Darauf war meine Frage natürlich, was ich sportlich machen kann, mit Laufen hatte ich ja sowie so schon abgeschlossen, Fahrrad fahren durfte ich, aber nur leichtes Pedalieren.
Und jetzt?
Erst mal aufs Rad natürlich! Beim Radfahren kann ich am Besten nachdenken. Ich hatte schon Pläne für 2019 geschmiedet, verschiedene Rennen waren angedacht, den Stoneman Miriquidi in Gold endlich angehen, oh, es gibt auch den Stoneman Miriquidi Road, kann man ja auch mal machen, CTFs, RTFs, tolle Sachen. Aber nicht mit einem gerissenen Knorpel und dem dadurch fehlenden Training. Ich sah schon meinen Muskelschwund, den Verlust meiner Bergausdauer, ich würde fett werden und unzufrieden.
Aber Resignation nutzt keinem was, also erst mal einen Termin mit Jarmo gemacht und da ich den Riss noch gar nicht auf Bildern gesehen hatte, noch einen Termin beim Radiologen gemacht. Und locker weiter Rad fahren. Am 19.12. hatte ich den Termin bei Jarmo. Und wie sollte es anders sein, er fand natürlich noch eine andere Baustelle im Knie, vielleicht sogar die ausschlagebende Stelle für den eigentlichen Schmerz. Was Jarmo macht ist immer wieder beeindruckend. Er hatte in minutenschnelle heraus gefunden, dass beim Pes anserinus superficialis etwas nicht in Ordnung ist. Pes anserinus superficialis benennt eine Stelle an der Innenseite des Knie, an der drei große Musklen des Oberschenkels zusammen kommen und befestigt sind. Als er die Stelle bearbeitete wäre ich fast heulend von der Liege gesprungen. Aber er kennt da keine Gnade! Und das ist auch gut so. Im übrigen war es genau die schmerzende Stelle, die mich vermuten ließ, dass mein Meniskus nicht in Ordnung sein, denn dieser liegt direkt in der Nachbarschaft. Mit der Beruhigung, dass meine Bänder gut in Form seien und sich alles sehr stabil anfühlte entließ mich Jarmo erst Mal.
Am 20.12. hatte ich dann den Termin beim Radiologen. Ich wusste, es würde mir helfen den Knorpel-Schaden zu sehen. Als ich den Riss auf dem Bild sah, musste ich erst mal schlucken. Das sah gar nicht mal so gut aus. Der Radiologe erklärte mir, dass der Riss in der Hauptbelastungszone des Oberschenkelknochens liege und die Gefahr besteht, dass er weiter entlang des Knochens reisst und sich in die entstehende Tasche dann Flüssigkeit setzen könnte. Das wiederum würde starke Schmerzen hervorrufen und sei dazu noch sehr schwer therapierbar. Na prima! Ich schickte ein Bild an Jarmo, da wir Anfang Januar wieder einen Termin hatten. Die zeitweisen Schmerzen hatten sich nicht verändert.
Wie „6 Wochen kein Sport“? Ernsthaft?
Zwischen Weihnachten und Neujahr packte mich der innere Monk, es waren noch 250 Kilometer bis zur Jahresleistung von 7000 Kilometer. Da auf dem Rennrad alles schmerzfrei war, hatte ich auch keine Bedenken. Bis Silvester. Ich hatte geplant mit dem Rad zum Silvesterlauf nach Neuss zu fahren um dort einen Teil meiner Rad am Ring Team-Kollegen zu treffen. Passte ganz gut, denn ich würde zum Abschluß des Jahres noch mal eine 100km+ Tour machen und die 7000 jahreskilometer vollmachen. Aber nach 15 Kilometern brach ich die Runde ab, da sich irgendetwas im Knie seltsam anfühlte.
Am 3. Januar besuchte ich dann Jarmo. Er untersuchte erneut mein Knie und diagnostizierte mir wieder einen guten Zustand der Bänder und des gesamten Knies. Auch der Pes anserinus hatte sich gebessert. Auf Grund des Bildes vom Knorpelriss sagte Jarmo aber: „Du solltest jetzt 6 Wochen mal gar nichts machen!“. Wie gar nichts? Gar nichts gar nichts? Keinen Sport? Nein, keinen Sport! Nicht sein Ernst? Doch, sein Ernst! Damit der Knorpel Zeit hat zu heilen ist das zwingend notwendig. Ich gehe am Tag durch meinen Job schon über 10000 Schritte, allein das ist schon genug Belastung. Aber in der Verzweiflung klammert man sich ja an jeden Strohhalm. Also warf ich Schwimmen in die Waagschale! Und nach langem hin und her sagte Jarmo: „Ja schwimmen geht, aber nur Kraul und ohne Beinarbeit!“. Puh, was ein Glück! 6 Wochen ohne Sport wären für meine soziale Umgebung nicht erträglich gewesen!
So geht es weiter
Wie schon so oft habe ich etwas gebraucht die Situation anzunehmen. Ich habe mir vorgenommen erst am 16.02. wieder auf das Rad zu steigen. Vorausgesetzt meine Beschwerden im Knie sind bis dahin nicht mehr vorhanden. Vor allem Daniels Erfahrung und sein Rat sorgen immer wieder dafür, dass es mir leichter fällt, negative Gedanken und Einstellungen abzuschalten. Ich arbeite viel mit der Blackroll. Dabei ist mir aufgefallen, dass der PES anserinus auch am linken Knie gereizt ist. Blackroll und dehnen helfen im Moment sehr. Im Alltag ist es schwer die Belastung durch meine normalen Wege bei der Arbeit gering zu halten. Dazu gehe ich schwimmen, Kraulschwimmen ohne Beinunterstützung. Wichtig für mich ist weiter Sport zu treiben. Durch das Schwimmen kann ich zumindest meine Ausdauerleistung halten. Dazu gehe ich einmal in der Woche zum Yoga. Und am 16.02. schaue ich weiter!
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Dass nach einer Diagnose von einem Arzt der Rat folgt, man solle einige Wochen lang keinen Sport machen, ist gerade für Leistungssportler sehr ärgerlich. Der Empfehlung sollte dennoch nachgegangen werden, da sich die Verletzung andernfalls verschlimmern kann, was die sportfreie Zeit nur in die Länge ziehen würde. Nach der Genesung ist oft eine Physiotherapie hilfreich und wichtig, da viele Personen auch nach Monaten noch über Schmerzen klagen.
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