Die Ziele waren klar definiert! Das Training lief gut! Und dann macht Unvernuft und der alternde Körper plötzlich alles zu nichte. Was die Ziele waren, was die Ursache für mehrere DNS ist und wie ich mich dabei fühle und darüber denke, könnt Ihr in diesem Artikel nachlesen.

Mitte des Jahres 2018 reifte bei mir der Wunsch nach neuen Zielen und Herausforderungen. Durch meinen Wechsel von Teilzeit in Vollzeitstelle hatte ich nicht mehr genug Rad-Trainingszeit um an die Form auf dem Rad von 2017 anzuknüpfen bzw diese auszubauen. Das zeichnete sich schon in Willingen ab, wo ich als letzter auf der langen MTB-Marathon-Strecke ins Ziel kam. Also orientierte ich mich in Richtung Laufsport, um dem Körper neue Reize zu geben und die Motivation für den Sport wieder voran zu treiben.

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Neue Herausforderungen

Also habe ich für 2019 Laufsport-Ziele festgelegt. Dabei habe ich Wert auf ortsnähe und persönlichen Bezug gelegt. Insgesamt waren es drei Veranstaltungen bei denen ich auch schon angemeldet bin. Als erstes der 10 Kilometer Silvester-Lauf in Neuss. Ein schöner Jahresabschluß mit meinen Teammitgliedern von Rad am Ring. Zielzeit die ich mir gesetzt hatte war 45 Minuten. Realistisch, wenn ich bedenke, dass ich beim Nachtlauf in Mönchengladbach letztes Jahr knapp 48 Minuten gebraucht habe und das mit heftigem Seitenstechen ab Kilometer 4 und relativ Lauf-untrainiert war.

Zweites Ziel war der Venloop Halbmarathon in Venlo. Hier hätte ich zusammen mit meinem geschätzten Arbeitskollegen Marcel ein tolle Zeit erlaufen können. Zielzeit hier war mit 1 Stunde 45 Minuten angesetzt. Auch realistisch, wenn ich bedenke, dass ich beim Santander-Halbmarathon in Mönchengladbach knapp über 2 Stunden gebraucht habe, auch hier völlig Lauf-untrainiert. Dazu habe ich im Training schon eine PB der Halbmarathonstrecke mit knapp 1:52 aufgestellt.

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Drittes und abschließendes Ziel des Ausflugs in den Laufsport sollte dann der Metro Marathon in Düsseldorf werden. Auch hier wäre ich wieder auf meine lieben Teamkollegen von Rad am Ring getroffen. Zielzeit hier habe ich mit 3 Stunden 45 Minuten festgelegt. Wie realistisch das war, kann ich heute nicht sagen, da die langen Distanzen im Training erst noch anstanden.

Ich hasse Laufen

Nein, es ist ehr eine Hass-Liebe. Fakt ist, das mir Laufen von Anfang an mehr körperliche Probleme brachte, als mir lieb war. Jeder Sportler, der halbwegs Ahnung von Sport und dessen Auswirkungen auf den Körper hat, weiß, dass Laufen im Gegensatz zu Radfahren eine immens höhere Belastung für den Körper darstellt. Auch mir war dies definitv bewußt. Dank meiner Twittertimeline, in der sich viele erfolgreiche Langstreckenläufer tummeln, fühlte ich mich aber gut unterrichtet, wie man den Laufsport erfolgreich betreiben kann.

Dennoch lief es von Anfang an nicht optimal. Im Laufe des Jahres war ich immer mal wieder zwischen durch ein paar Einheiten gelaufen, allerdings immer mit Pre-Run Beschwerden. Meine Bänder im Fußgelenk mochten Laufen gar nicht. Diese Beschwerden bekam ich mit viel Dehnungs- und Blackrollarbeit zwar in den Griff, ganz weg bekam ich sie aber nicht. Während des Laufs hatte ich sporadisch Probleme in der Fußknöchelreihe, diese Beschwerden waren mit Beendigung des Laufs sofort verschwunden. Positiv war, dass sich die Probleme tatäschlich nur auf die Füße beschränkten, die Beine und der Rücken verrichteten immer perfekt ihre Arbeit.

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Und so fing ich am 1. Oktober mit dem Training für die gesteckten Ziele an. Laufen war jetzt im Fokus. Und es machte Spaß. Ich hatte das Gefühl, dass die Laufeinheiten den Körper sehr viel intensiver forderten. Dass ich im Gegensatz zum Fahrrad fahren in der Hälfte der Zeit effektiv trainierte. Mein Trainingserfolg zeigte sich auch in meinen Körpermesswerten, die Muskelmasse erhöhte sich, der Ruhepuls ging runter und der Belastungspuls passte sich auch an, frei nach dem Motto „es wird nicht leichter, man wird nur schneller“. Außerdem half mir das Laufen extrem meine Atmung zu schulen. Das Einzige, dass sich nicht verändert hatte, war dass je länger die Einheit dauerte, desto besser fühlte ich mich. Das war beim Radfahren auch immer so.

Ein altes Leiden beendet die Laufkarriere

Plötzlich und unerwartet traten während einer Trainigseinheit über die Halbmarathondistanz Schmerzen im rechten Knie auf. Unvernüftig wie ich bin, überlief ich diese Schmerzen erst einmal, ich nahm zwar Tempo raus, aber wollte die Einheit unbedingt noch beenden. Ob das denn Schaden begünstigt hat und ob beenden der Einheit den Schaden nicht verursacht hätte, kann ich nicht beantworten. Ich habe schon über die letzten Jahre immer wieder Laufeinheiten zwischen die Radeinheiten geschoben. Und immer wenn ich Laufe hatte ich im Hinterkopf den Grund warum ich überhaupt zum Sport gekommen bin und damit auch die Gefahr, dass mich die Ursache wieder einholt.

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In der zweiten Jahreshälfte 2013 hatte ich nach einer Radtour Schmerzen im rechten Knie, die von einer Schwellung des Knies begleitet wurde. Die Diagnose meiner Orthopädin war damals ein Meniskusschaden. Bei der folgenden Arthroskopie wurde eine Meniskusteilresektion am rechten Innenmeniskus durchgeführt. Es lag kein Meniskkusriss vor. Die Heilungsphase zog sich lange hin, vor allem durch falsche Beratung bei den unterstützenden Maßnahmen. Nachdem ich mich auf mein Körpergefühl verließ, setzte ich mich aufs Rad und fing an zu pedalieren, Anfangs in sehr kurzen Einheiten, die nicht länger als 10 Minuten waren. Da aber eine unglaublich schnelle Besserung und Heilung eintrat, blieb ich beim Radfahren und es wurde daraus die heutige Leidenschaft fürs Mountainbike und Rennradfahren.

Ich kann mich an das Gefühl und den Schmerz von damals erinnern, als wäre es gestern gewesen. Deshalb wusste ich, dass dieser Schmerz nach der letzten langen Laufeinheit auf ein Problem mit dem Mensikus hindeutete. Natürlich ging ich nicht direkt zum Arzt, sondern gönnte dem Knie etwas Ruhe, um dann in etwas kürzern Laufeinheiten zu schauen, ob es denn doch nicht so schlimm  ist. Es war aber schlimm, der Schmerz trat nach kurzer Zeit während der Laufeinheit wieder auf. Druckgefühl baute sich im Knie auf und ein stechender Schmerz trat auf. Eine lange gehegte Befürchtung, nämlich dass der frühere Meniskusschaden wieder auftreten würde hatte sich bewahrheitet und wurde von meiner Orthopädin bestätigt.

Ursachenforschung

Grundsätzlich ist es egal was die Ursache für den jetzigen Zustand ist. Dennoch habe ich mich natürlich damit beschäftigt. Die einfachste Begründung wäre Pech. Aber so einfach ist es nicht. Die Ursache für diesen und den Meniskusschaden vor 5 Jahren liegt vermutlich in meiner Jugend. Ich habe mehrere Jahre Squash gespielt. Diese Sportart geht extrem in die Kniee. Für die aktuellen Beschwerden kommen aber viele Ursachen in Frage. 

Ein Fehler könnte sein, dass ich zu schnell zu viel gewollt habe und die Umfänge zu schnell gesteigert habe. Ich habe die Umfänge innerhalb von anderthalb Monaten von 5 Kilometer auf die Halbmarathondistanz gesteigert. Weil ich mich gut fühlte und es gut lief. Grundsätzlich sollte ich es besser wissen.

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Das Schuhwerk spielt natürlich mit die größte Rolle. Auch hier könnte ich einen Fehler gemacht haben. Ich laufe seit ca 650 Kilometern auf den Merrell Bare Access 4. Diese Schuhe haben eine Vibram Sohle, die ähnlich meiner Barfußschuhe ist, die ich im Alltag trage. Allein diese Schuhe tragen dazu bei, dass die Belastung auf die Gelenke höher ist, da sie quasi keine Dämpfung haben. Um dem entgegen zu wirken, habe ich von Anfang an versucht meinen Laufstil auf Mittel- und Vorderfußlaufen umzustellen. Dieser Laufstil sorgt für eine Entlastung der Gelenke. Allerdings habe ich mir vor kurzem neue Laufschuhe gekauft, die Altra Escalante. Durch die Dämpfung der Schuhe wollte ich die Belastung der Gelenke auf längeren Distanzen verringern. Und hier könnte ich den Fehler gemacht haben, dass ich direkt im zweiten Lauf mit den Schuhen 21 Kilometer absolviert habe. Auch wenn der Escalante ein Neutralschuh ist, hat er nicht die Vibramsohle und es wird so sein, dass die Belastung auf den Körperbau anders ist. Hier hätte eine längere Einlaufzeit den Schaden am Knie verhindern können.

Hätte, hätte, Fahrradkette, ich werde die Ursache nicht heraus finden.

Wie ich mich jetzt fühle

Ich bin mit der Situation im Reinen. Die Ursache wird Pech oder mein Fehlverhalten sein. Mit dem Pech ist es so wie mit dem Wetter, ich kann es nicht beeinflussen. Also lohnt es nicht, sich darüber Gedanken zu machen. Sollte es Fehlverhalten sein, war es Fehlverhalten mit Vorsatz. Ich behaupte in den letzten 3 Jahren genug gelernt zu haben, um zu wissen, wie ich mich in bestimmten Situationen zu verhalten habe. Ich wusste von Anfang an, dass der Meniskusschaden von vor 5 Jahren durch das Laufen wieder akut werden könnte. Ich wusste von Anfang an, dass ich Gewöhnungsphase für den Körper und Einlaufphase der Schuhe einhalten sollte. Jetzt ist der Meniskusschaden da und ich muss damit leben. 

Natürlich ist es blöd, dass ich die gesteckten Ziele nicht erreichen werde, denn klar ist, dass ich die Laufschuhe für immer an den Nagel gehängt habe. Ich wäre gerne einen Marathon gelaufen, aber es hängt kein Herzblut am Laufen. Es wäre eine kurze Episode in meinem Sportlerleben gewesen, die Leidenschaft liegt natürlich beim Fahrrad fahren. Insofern schmerzt es nicht wirklich stark.

Was aber schmerzt ist das Knie. Je mehr ich mich bewege, desto schlimmer ist es. An dieser Situation ändere ich nichts, das wird in naher Zukunft ein Arzt tun. Der größte Fehler wäre jetzt in Selbstmitleid oder Resignation zu verfallen. Auch mich über die Situation und deren Entstehung zu ärgern würde mich nicht weiter bringen. Ich habe mich damit beschäftigt, alles verarbeitet und harre der Dinge die jetzt anstehen, als erstes am 11.12. eine MRT-Untersuchung, am 20.12. dann die Besprechung des Ergebnis und dann vermutlich im neuen Jahr eine Operation. Dann freue ich mich auf die Reha-Zeit, in der ich hoffentlich schmerzfrei meinen alten Körper wieder in Form bringen werde.

In der Zwischenzeit freue ich mich über ein wenig gewonnene Freizeit. Ich werde Zeit für Binge-Watching haben und Pläne für Aktivitäten auf dem Rad im Jahr 2019 schmieden. Ich werde versuchen meinen Körper mit lockerem pedalieren auf der Rolle und schwimmen etwas in Form zu halten. Der Zufall will es, dass Christian „Trailtiger“ ein ähnliches Thema in seinem jüngsten Beitrag „Running Personality“ behandelt. Am besten gefällt mir der letzte Satz: „Du wirst verletzt, krank oder zu eingespannt sein und auch das musst Du ohne Gequengel durchziehen, wie einen 100km Lauf bei 8 Grad, Windstärke 5 und Regen.“

8 Gedanken zu „Und so endet es! – Befindlichkeitsprotokoll #12“

  1. Viele machen den Fehler, dass sie gleich mal die Umfänge stark steigern. Die Primärmuskeln wachsen schnell, die Laufleistung verbessert sich, aber der Stützapparat kommt nicht nach. Du bist laut dem Foto jetzt auch nicht der allerleichteste Athlet und jedes Kilo zu viel belastet das Knie um ein Vielfaches. Der Meniskus muss aber nicht unbedingt gleich hinüber sein. Die Bänder rund ums Kniegelenk spielen sehr diffizil zusammen und oftmals sticht es wie verrückt und man meint, es ist alles kaputt, obwohl es nicht so ist. Aber das wird sich nach dem MRT zeigen.

    1. Hallo Tom!

      Absolut richtig was Du sagst! Ich hoffe im Artikel ist klar geworden, dass ich mir dessen bewusst bin.

      Zum Gewicht: Hallo! Was erlaubst Du Dir?? Nicht der leichteste!! Tssss! ;-D

      Ich wiege 78kg bei 195cm Körpergröße.

      Ja, ich warte ab was das MRT ergibt und sehe ich weiter!

      Vielen Dank für das Interesse an meinem Artikel!

      Gruß, Ansgar

  2. Falls du es dir doch nochmal anders überlegen willst, Hannah und ich können dir sicher auch eine verletzungsfreie Vorbereitung bauen.

    Gruss Carsten von den Ausdauer-Coaches

    1. Hallo Carsten! Danke für das Angebot. Die Zukunft wird aber Lauf frei bleiben. Die wenige Zeit für Sport möchte ich wieder auf dem Rad verbringen. Gruß, Ansgar

  3. Interessanter Bericht, Ansgar! Danke fürs Teilen deiner Erfahrungen. Dieses Jahr habe ich ja auch einen Ausflug unter die Läufer gemacht. Mir hat es Spass gemacht und mein Körper hat bis zum Wettkampftag Ende September auch gut mitgemacht. Seit etwa vier Wochen habe ich Schmerz im rechten Fuss – mal mehr (dann laufe ich nicht), mal nicht (dann laufe ich – allerdings langsam). Weil es nicht besser wird, habe ich einen Termin beim Orthopäden vereinbart. Mal sehen, was er morgen sagt. Mir würde ohne Laufen auf jeden Fall etwas fehlen ;)
    Ich wünsche dir gute Besserung!!
    Viele Grüsse,
    Joana

    1. Hallo Joana! Viele Dank für Dein Interesse! Ja lass das mit dem Fuß abklären, alternativ sprich einen Physiotherapeuten an, wenn man nicht den richtigen Arzt erwischt, sind die immer schnell mit Spritzen und so dabei. Ich kann nur von unserem „Team“-Physio sagen dass er ein Magier ist und mir in Minuten sagen konnte woher meine Rückenschmerzen kamen und was ich machen muss um sie in den Griff zu bekommen. Liebe Grüße, Ansgar

  4. Pingback: Was der Physio sagt! - Befindlichkeitsprotokoll #13 - Coffee & Chainrings | Dein Blog über Mountainbike, Rennrad und Ultracycling

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