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Fast schon traditionell findet zum Ende der Renn-Saison das kleine aber feine Bergspurt-Event der Klamottenmarke Bergkönig in Mönchengladbach statt. Es fanden sich wieder eine Hand voll ambitionierter MTB-Rennfahrer und ein ganzer Haufen von gut gelaunten Hobby-MTB-Fahrern zusammen, um einige Male den Monte Klamott im Stadteil Pongs hoch und runter zu fahren. Trotz richtigem Heldenwetter waren alle mit Spaß bei der Sache und die 3 Stunden Renndauer wurden zum kurzweiligen Erlebnis.

Auf besonderen Wunsch des Drittplatzierten schreibe ich Euch kurz wie mein Rennen verlief und was das Heldenwetter für Kopfkino auslöste und mit welchen Widrigkeiten ich das erste mal in meiner Rennkarriere zu kämpfen hatte. Außerdem möchte ich ein kurzes Loblied auf die Veranstalter und die Crew anstimmen und unerwähnt sollte auch nicht bleiben, dass es eine Rennpremiere eines wichtigen Teammitglieds aus dem Hintergrund gab.

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Der Schweinehund!

Beim Blick aus dem Fenster auf Regen und Wind am Renn-Morgen schrieb ich in die Coffeechains Gruppe „Boah, heute hab ich so gar keinen Bock zu starten“! Hatte ich die diesjährigen Rennen doch alle unter fast trockenen Bedinungen absolviert, sagte die Wetterfee für den Renntag ergiebigen Regen und Sturmböen voraus. Einziger Lichtblick war, dass die Temperaturen bei komfortablen 18 Grad liegen sollten.

Da ich mich zusammen mit meinem lieben Arbeitskollegen Lothar aber schon wochenlang auf dieses gemeinsame Rennen gefreut hatte, sich auch noch Prominenz in Person von Daniels diesjährigem Trainer Benjamin angekündigt hatte und Edel-24h-Betreuer Johannes sein erstes MTB-Rennen bestreiten würde, hatte ich genug Gründe den inneren Schweinehund das Maul zu verbieten und mich auf den Weg zu machen.

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Bekleidungstechnisch legte ich Wert auf Flexibilität für den Oberkörper, das Beinkleid wählte ich auf jeden Fall kurz, allerdings wollte ich wie im letzten Jahr nicht auf die pinken Kompressionssocken zum Gedenken an Freund Mario „Muschi“ Peters verzichten. Wie die spätere Resonanz auf meine Socken zeigen sollte, sind die Socken immer wieder ein Hingucker! Für den Oberkörper hatte ich von normalem Trikot über Windweste bis hin zum Langarm-Übergangstrikot alles dabei. Eine Regenjacke ließ ich aus Prinzip zuhause! War ja warmer Regen angesagt!

Erst Kniebeugen, dann all in!

Bei Ankunft auf dem Eventgelände gab es erst Mal großes Hallo! Die üblichen Verdächtigen wurden begrüßt und gemeinsam studierte man die Beine der Konkurenz, um evtuelle Gegner auszumachen. Außerdem versicherten wir uns gegenseitig, dass es ja um nichts gehen würde und wir das alle ja nur für den Spaß machen. Pünktlich zum Rennstart verzog sich der Regen und es wurde etwas heller am Himmel. Die dünnere Wolkendecke sorgte direkt für mehr Wärme und so startete ich mit normalem Trikot und Windweste.

Beim Bergspurt wird traditionell ein LeMans-Start durchgeführt und damit nicht jeder auf direktem Weg zu seinem Rad laufen kann, werden die Rennfahrer noch Mal gut durchgemischt. Neu war, dass wir vor dem losrennen noch 10 Kniebeugen machen mussten! Langsam artet der Start in modernen Zehnkampf aus!

Da Höhenmeter durch nichts zu ersetzen sind, als durch noch mehr Höhenmeter, hatten die Strecken-Designer einen neuen Anstieg eingebaut. Statt direkt in den 20% Stich zu starten, ging es erst einen gemäßigten längeren Anstieg hoch. Dieser zeichnete sich durch langsamen Anstieg der Steilheit und zum Ende hin und zunehmender Felsigkeit aus. Schön!

Ich weiss nicht was mit mir los war, jedenfalls startete ich fast als Führender in den Anstieg. Auf den ersten Metern zog ich schon an den Fahrern vor mir vorbei, nur um dann von der Elite rund um Benjamin stehen gelassen zu werden. In der ersten Runde ließen wir den kurzen, aber steilen Downhill aus, damit sich das Feld sortieren konnte und kein Stau entstand. Da ich nicht wusste, welche strammen Waden noch von hinten drücken würden, ging ich in den ersten drei Runden ungewollt all in!

Regen verwirrt das Hirn

Ab Runde 3 war ich erst Mal damit beschäftigt meinen Puls und Atmung wieder in den Griff zu kriegen und einen guten Rythmus zu finden. Der Blick nach hinten gab erst Mal Sicherheit, es drohte kein Angriff. Die Kollegen vorne waren teilweise in Sichtweite, aber momentan unerreichbar für mich. Ich hatte gerade meinen Körper wieder geregelt, da setzte der angekündigte Regen ein. Regen ist grundsätzlich kein Problem, allerdings wurde die Strecke natürlich immer rutschiger und matschiger. In dieser Situation reagierte die Rennleitung absolut richtig, in dem sie den kurzen, steilen Downhill aus dem Rennen nahm. Es waren schon vorher einige Leute gestürzt und viele absolvierten das Stück auch laufend. Vorteil für mich war, dass dadurch auch ein kurzer Uphill nicht gefahren wurde.

Gegen Rennmitte vernahm ich ein komisches Geräusch vom Hinterrad. Es hört sich wie ein zischendes Geräusch in Radrehzahl an. Luftverlust war mein erster Gedanke! Die ganze Saison kein Platten und im letzten Rennen passiert es, dachte ich mir noch. Der Blick nach hinten auf den Reifen machte mich unsicher, ich konnte es nicht einschätzen, jedenfalls sah ich keine Milch austreten. Das Fahrgefühl veränderte sich meiner meinung nach auch, ich hatte das Gefühl der Reifen wippte mehr. Anhalten wollte ich mitten auf der Strecke nicht, also zog ich dran und fuhr die Runde zu Ende. Die ganze Zeit war ich vom Gefühl her unsicher ob der Reifen jetzt Luft verlor oder nicht.

Bei Start und Ziel angekommen fühlte ich den Reifendruck, erstaunlicher Weise alles in Ordnung. Da sich der Reifen wie immer anfühlte, sparte ich mir die Zeit mit der Pumpe den Druck zu überprüfen. Milch trat auch nirgenwo aus. Also kurz n Riegel verspeist und erleichtert wieder auf die Strecke. Schon witzig was Wetteränderung für Kopfkino startet. Das Geräusch war übrigens immer noch da, nur ignorierte ich es jetzt.

Wetterfühlige Technik

Der größte Teil der Strecke besteht aus Schotterpassagen. Einige Stellen verwandelten sich aber durch den anhaltenden Regen in allerfeinste Matschlöcher. Klar, dass sowohl Mensch als auch Maschine realtiv schnell eingesaut waren. Dem Mensch war es egal, die Technik mochte es nicht so. Nach ein paar Runden im Regen konnte ich die unteren Gänge nicht mehr schalten. Das Schaltwerk blieb einfach auf der Mitte hängen. Grundsätzlich störte das nur auf 15% der Strecke, aber stören tat es auf jeden Fall.

Mir blieb nichts anderes übrig, als an der Verpflegung bei Start/Ziel anzuhalten und die Schaltung mit Wasser zu spülen. Das brachte sofortige Abhilfe, auch wenn sich der Antrieb auf den ersten Metern anhört, als hätte man ein gute Schaufel Sand in ein Getriebe geschüttet. Die Prozedur wiederholte ich in den folgenden Runden zwei Mal. Ansonsten funktionierte das Rad einwandfrei! Wie man sieht habe ich auf den Stufen im letzten Trail den Federweg der Gabel komplett ausgenutzt.

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Überall freundliche Menschen!

Kleine Events wie der Bergspurt in Mönchengladbach sind einfach entspannter als die großen Marathons. Das liegt natürlich daran, dass das Starterfeld mit ca 40 Teilnehmern überschaubar ist. Dazu kommt, dass der größte Teil der Starter Hobbyfahrer sind und nur eine Handvoll Fahrer mit Ambitionen auf den Sieg fahren. Das soll aber nicht heißen, dass sich die Hobbyfahrer weniger anstrengen und bemühen. Aber teilweise ist es so, dass der Wettkampfgedanke durch den nahe stehenden Bierwagen verwässert wird. Wenn dann vom freundlichen Streckenposten noch zwischendruch mit dem hopfenhaltigen Getränk versorgt wird, kann die Runde auch schon Mal länger dauern. Es soll einen Teilnehmer gegeben haben, der ist nur EINE Alibirunde gefahren!

Die Stimmung auf der Strecke war trotz des Heldenwetters hervorragend! Bei jedem Zusammentreffen wurde angefeuert, motiviert und gescherzt. Uns schnelleren Fahrern wurde bei den Überrundungen oft Respekt gezollt. Aber auch andersherum sprach ich den Fahrern meinen Respekt aus. Besonders die Kämpfer mit den schweren Fully-MTBs bewunderte ich. Benjamin motivierte mich bei jeder seiner gefühlten 20 Überrundungen. Irre schnell der Kerl! Mit den später 3. und 5. platzierten Fahrern, hatte ich zwischendurch immer wieder Kontakt und es war sogar noch Luft da, um ein Schwätzchen zu halten. Bis sie dann beide dran zogen und ich nicht folgen konnte. Auch die Zuschauer ließen sich vom Wetter nicht abhalten, die Atlethen anzufeuern.

Johannes kann es!

Eine besondere Premiere gab es auch: der Edel-Betreuer von Daniel bei 24 Stunden Rennen, Johannes, fuhr sein erstes MTB-Rennen. Trainiert hatte er schon reichlich, jetzt sollte er sein Können unter Rennbedingungen zeigen. Ein bisschen nervös, was ihn erwarten würde, konnte ich ihn beruhigen. Für das erste MTB-Rennen war das genau der richtige Rahmen.

Wir traffen uns öfter auf der Strecke und entweder klatschten wir uns beim entgegenkommen ab oder wir fuhren ein Stück zusammen. Jedenfalls wirkte Johannes immer sehr entspannt. Wie ein richtiger Rennfahrer vorgoß er auch direkt Trailblut, als im kurzen Downhill einen zünftigen Sturz hinlegte. Dabei zog er sich eine Fleischwunde am Knie zu, die aber Dank der Pongser Heilerde direkt versiegelt wurde. Feuertaufe gelungen und mit einem Platz im Mittelfeld kann Johannes sehr zufrieden mit dem Ergebnis sein. Wie sagt man so schön: Schmerzen vergehen, Stolz bleibt für immer!

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Organisation fast perfekt

Ein kleines Event wie der Bergspurt hat nicht die Mittel um alles perfekt zu machen. Dennoch war die Organisation fast perfekt. Die Strecke war Klasse abgeflattert und markiert. Der neue Anstieg brachte noch Mal Würze in die Runde. Der Trail zum Ende hin war richtig schön flowig zu fahren. An markanten und wichtigen Stellen, waren immer aufmerksame Streckenposten für uns da, die auch dem Heldenwetter trotzten. Organisator Danni war quasi immer und überall anwesend und regelte den Verkehr, gab Hinweise aus und klatschte mit uns ab.

Christian, der Mann der großen Worte und Herr der Zeitnahme, schickte uns wortgewand auf die Strecke und empfing alle im Ziel überschwänglich! Die Zeitnahme war dann auch der einzige kleine Schwachpunkt. Sie erfolgte über ein einfaches Transpondersystem, das mit den modernen Zeitnahmesystemen nicht mithalten kann. Die anfänglichen Schwierigkeiten der Rundenerfassung wurden aber blitzschnell behoben und kommuniziert. Auch das Team rund um die Startnummernausgabe und das Kuchenbuffet arbeitenen zügig und konzentriert.

Ein ganz besonderer Dank geht an die Mädels von der Verpflegungstelle an Start/Ziel. Sie hatten liebevoll Obst und Riegel mundgerecht vorbereitet und Getränke wurden reichlich angeboten. Auch Sonderwünsche von uns Fahrern, wie spezielle Flaschen, wurden zackig erledigt.

Ein fester Termin im Rennkalender

Der Bergspurt ist ein Kleinod im Rennkalender und findet er nächstes Jahr wieder statt, bin ich auf jeden Fall dabei. Der diesjährige Wettkampf endete für mich auf dem 6. Platz. Ich wundert ich ein wenig über keine neuen Segment-PRs, aber vermutlich spielte das Wetter eine Rolle und ich bin die zweiten Rennhälfte ehr konservativ angegangen um zum Ende hin nicht den üblichen Einbruch zu erleiden. Das hat funktioniert. Für das nächste Jahr sollte ich mir vielleicht den Angriff auf die vorderen Plätze vornehmen.

5 Gedanken zu „Bergspurt No.6 Mönchengladbach“

    1. Danke lieber Till! Jetzt hab ich endlich auch einen Namen zum Fahrer! ;-) Ein bisschen wurmt es mich schon, dass ich an Euch nicht dran bleiben konnte, aber ihr beiden wart zu stark! Vielleicht nächstes Jahr auf ein Neues! Gruß, Ansgar

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