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Beim Eintritt in die Coffee & Chainrings Gang haben die Jungs gefragt, wie ich denn mitwirken könnte, was für ein Thema ich besetzen könnte. Weil ich die erste Frau im Team bin, habe ich natürlich gesagt: Frauenradsport! Tausend Ideen hatte ich im Kopf, wollte die einzelnen Disziplinen unter die Lupe nehmen und vergleichen, wie es so aussieht mit Teilnehmerinnenquoten und medialer Berichterstattung. Fakt ist: Bisher sind gefühlt tausend andere Themen dazwischen gekommen, seien es eigene sportliche Herausforderungen oder klitzekleine Sportevents in der Heimatstadt. Ich habe mich stattdessen anders eingebracht, aber die #fietsenmiezen-Themen schwirren mir im Hinterkopf herum. Einen Anstoß, sie jetzt doch nochmal anzugehen, habe ich unfreiwillig bei meinem ersten Kriterium bekommen (zum ausführlichen Rennbericht geht es hier).

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Am Freitagabend in Krefeld Bockum waren nämlich drei Frauen am Start und ich habe den ersten Platz belegt – dachte ich. Bis die Siegerehrung für die Männer stattfand und danach das nächste Rennen anfing. Auf die Nachfrage beim Veranstalter, ab wie vielen Teilnehmerinnen es denn eine eigene Wertung für Frauen gäbe, habe ich nicht etwa in peinlich betretene Gesichter geblickt, sondern Unverständnis geerntet. Wie jetzt, Siegerehrung für Frauen? Gibt’s nicht. Sind doch schließlich alle im gleichen Rennen.

Wenn man als Frau beim Radsportteam Bockum also aufs Treppchen will, muss man eben gegen die Männer gewinnen. Entgegen jeder Logik, entgegen aller geschlechterspezifischen Unterschiede. Die einzige (olympische) Sportart, in der Männer und Frauen gemischt gewertet werden, ist übrigens Reiten. Aber nicht nur Olympia, sondern jeder kleine Triathlon, jeder Volkslauf und mittlerweile auch viele Radrennen kriegen es hin, die Leistung von Athletinnen anzuerkennen. In Bockum heißt es: Nö. Das kennen wir nicht aus dem Radsport.

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Und weil das wirklich 2017 ein O-Ton ist, ist es anscheinend nötig, darüber zu sprechen. Vor Ort direkt mit dem Orga-Team („Wir nehmen das mal auf.“). Online mit euch. Und im Bekanntenkreis mit Radfahrerinnen. Was ändern wird sich nämlich nur, wenn mehr Frauen bei Rennen präsent sind. Wenn es nur eine Teilnehmerin gibt, ist es natürlich relativ sinnbefreit, sie zum ersten Platz zu beglückwünschen. Mir ist auch klar, dass es auch bei drei Fahrerinnen ein bisschen witzlos ist, sie einfach nur aufs Podium aufzuteilen. Und doch finde ich, es wäre ein wichtiges Signal. Eines, das nicht sagt: Ups, ihr seid auch gestartet? Na ist uns eigentlich auch egal. Sondern: Schade, ihr seid zwar noch wenige, aber schön, dass ihr da seid! Vielleicht trauen sich ja beim nächsten Mal mehr.

Ist nämlich übrigens gar nicht so schlimm, so ein Kriterium. Probiert’s mal aus!

Fotos: Christian Siedler

8 Gedanken zu „Siegerehrung für Frauen? Is nich.“

  1. Also nach der Ausschreibung im rad-net “ Startberechtigt: R3: Hobby ab 16 Jahre; Ehreng.: die ersten 3 Platzierten erhalten Pokale und Blumen“ war eigentlich klar, dass es nur eine Ehrung der drei Erstplatzierten gibt, egal wie alt und egal welches Geschlecht. Insofern war das Verhalten des Veranstalters schon korrekt. Dass es viel zu wenige Rennen speziell für Damen oder mit einer gesonderten Damenwertung gibt, steht auf einem anderen Blatt. Da kann ich nur empfehlen, solche Rennen vehement bei den Vereinen einzufordern.

  2. Hallo Maren,

    als allererstes mal Gratulation zum ersten Platz! Das dieser nicht anerkannt wird ist selbstredend Mist! Erbrachte Leistung sollte immer anerkannt werden.

    Ich bin zwar grundsätzlich auch der Meinung, dass es getrennte Wertungen und somit auch Ehrungen geben sollte, aber wie stand es denn in der Ausschreibung? Im Laufsport kenne ich es, dass dort angegeben ist welche Art Wertung es gibt und welche nicht, sprich es wird deutlich wie die Zeitmessung und / oder die Einteilung der Altersklassen ist. Wenn dort nichts von einer getrennten Wertung stand, dann hilft auch alles (berechtigte) Beschweren darüber im Nachhinein nicht, dann muss man die Veranstaltung entweder als Frau meiden oder das im Vorfeld ansprechen.

    Gruß
    Sascha

  3. Formal mag es ja ok sein, gemäß der Ausschreibung nur eine Wertung zu haben. Aber auch wenn’s ein kleines Rennen eines kleinen Vereins ist, würde ich mal den Blick auf den Kalender bemühen. Wir haben 2017.
    Das das BDR Regelwerk überhaupt zuläßt, Frauen nicht getrennt zu werten ist per se schon ein Anachronismus.
    Es muss ja kein Mehraufwand betrieben werden. Gleiche Strecke etc. nachher halt noch 3 Urkunden drucken und aufs Treppchen rufen. Fertig!
    Worüber redet man also!?
    Das kann ja nun wirklich jeder hinkriegen, der auch nen Rennen organisiert bekommt.
    Die geringen Starterinnenzahlen sind ja nen Henne / Ei -Problem. Wenn man die Frauen nicht getrennt wertet, werden die Starterinnenzahlen nicht steigen, steigen sie nicht heißt es dann: Ja, für die paar Frauen machen wir doch keine eigene Wertung.

    1. Hallo Markus,
      zur Ehrenrettung des BDR, dass war ein Jedermann-Rennen und nicht von der Sportordnung reglementiert. Wie solche Rennen gestaltet werden ist in erster Linie Sache des Veranstalters.
      Gruss
      Boris

  4. Meine Freundin ist vor zwei Jahren dritte beim Velothon in Berlin geworden – das wurde bei der Zieldurchfahrt noch nicht einmal angesagt… Sie hat es erst zuhause am Rechner gesehen. Siegerehrung gab es selbstverständlich auch nicht! Und das bei einem Riesenevent wie dem Velothon. Schon echt traurig… In Leipzig ganz anders, da gab es sogar Altersklassenwertungen mit Preisen sowohl für Frauen wie auch für Männer. So sollte es sein!

    1. Natürlich sollten insbesondere bei so großen Events die Frauen auch ihre Preise bekommen. Aber überhaupt mal Siegerinnenehrungen zu machen, wäre jawohl das mindeste. Ich kann darüber nur den Kopf schütteln. Das Startgeld wird ja auch von den Frauen in gleichem Maße genommen.
      Egal aus welchem Blickwinkel man es betrachtet, ist’s ein ne Frechheit

  5. Pingback: Tief im Westen ... danke, Bochum! - Coffee & Chainrings

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