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Nach dem Daniel und ich den Samstag die halbe Zeit auf dem Rad und die andere Hälfte im Auto verbracht hatten, stand am Sonntag mein erstes Mal 200+km beim Frankenwald Radmarathon 2016 auf dem Program. Mein erster Event auf dem Rennrad. Wir freuten uns darauf „Endurange“ Daniel wieder zu treffen und weitere #allebekloppte Athleten aus der Twitter-Timeline kennen zu lernen. Neben Leistungseinbrüchen und Verpflegungspunkt-Plünderei, war auch reichlich Landschaft mit dabei.

Grundsätzlich war mir ja schon ein bisschen mulmig, Samstags der Leistungstest und Beine lockern in Solingen und Sonntags eine über 200 Kilometer lange RTF beim Frankenwald Radmarathon 2016 fahren. Aber nach dem Daniel und ich am Samstag reichlich Spaß hatten, war das Gefühl verflogen. Außerdem hatten die #allebekloppten Mitfahrer vom #twitterbiketreff und ich reichlich virtuellen Druck aufgebaut, damit der Endurange Daniel von der 165er Runde auf die 210er Runde gewechselt ist.

Frankenwald Radmarathon 2016 Zielbogen

Vorbereitung ist alles

Und die begann schon am Samstagabend. Blöder Weise musste ich auf der 30 Kilometer Runde rund um Solingen am Nachmittag feststellen, dass mein Hinterrad Luft verlor. Das bedeutete mein Ersatzschlauch musste schon dran glauben, bevor die RTF überhaupt angefangen hatte. Während ich mich meinem Reifen widmete, bekochte Daniel uns und nach dem Essen wurden noch die Trinkflaschen gefüllt und die Klamotten für den Sonntag zurecht gelegt.

Nach einer kurzen Nacht war Daniel sofort wieder fleissig in geschäftiger Betriebsamkeit, Frühstück zubreiten, Kaffee kochen und Sachen packen. Mir fiel es wesentlich schwerer auf Betriebstemperatur zu kommen, der Kaffee half da auch nur bedingt. Nach essen war mir auch noch nicht.

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Daniel, das Ass in der Küche!

Alles gepackt und ab nach draussen, oh, das war aber kühl! Da fiel die Klamottenwahl schwer, da über Tag 23 Grad angesagt waren. Im Startort Stockheim angekommen, haben wir Sven und Steffen sofort gefunden und Daniel war auch kurze Zeit später da. Ich entschied mich doch noch etwas von Daniels Frühstück zu essen, auch wenn ich keinen Hunger hatte, aber mit leerem Magen ist nicht gut Radfahren. Kleidungstechnisch hatte ich nicht viel Auswahl, ich hatte Armlinge dabei und eine leichte Regenjacke, da es doch recht kühl war, wählte ich die Regenjacke über Trikot und Hose.

Es geht los!

Gemeinsam sind wir zum Start gefahren, jeder noch mal kurz zum Klöchen und ab zum Startbogen. Der Ablauf beim Frankenwald Radmarathon 2016 ist wie bei einem Rennen, nur ohne Zeitnahme. Das bedeutet jede Strecke startet in einem Startblock zu einer vorgegebenen Zeit. Es hatten sich noch Georg und Amrei aus der #twitterbiketreff Riege zu uns gesellt. Georg, Daniel L, Daniel P und ich waren auf der 210km Strecke gemeldet, Steffen und Sven zwar auch, aber die beiden planten eine „Guerilla-Abkürzung“. Amrei fuhr 165km.

Nach der üblichen Begrüßung durch den Veranstalter und den Bürgermeister fiel der Startschuß. Daniel P und ich ließen es ruhig angehen, die Anderen fuhren schon zügiger los. Das bedeutete auch das ich meinen Teamkollegen Daniel L da zum letzten Mal gesehen habe. Leider, denn es stellte sich nachher raus, dass er das gleiche Tempo fuhr wie Daniel P und ich. Andererseits ließ er alle Verpflegungspunkte bis auf den bei 100km aus, im Gegensatz zu uns beiden, wir nahmen jedes Angebot von Kuchen gerne an. Zum Tempo möchte ich kurz anmerken, dass es für Daniel P und mich kein RTF-Tempo war, sondern schon forderndes Renn-Tempo.

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Zuerst ging es über die abgesperrte Hauptstraße Richtung Pressig um dann in Pressig den ersten Anstieg des Tages in Angriff zu nehmen. Der war zu erst moderat wurde dann aber im steiler. Zu diesem Zeitpunkt fuhren viele an uns vorbei, wir ließen es aber weiterhin ruhig angehen nach dem Motto „man sieht sich immer zweimal“. Leider sahen wir in der Abfahrt einige Fahrer recht schnell schon wieder, ungünstiger Weise am Boden liegend. In einer Gruppe war wohl ein Fahrer gestürzt und dadurch waren noch andere in Mitleidenschaft gezogen worden. Im Nachhinein erfuhren wir, dass einer der Kollegen schwer verletzt war. Wir fuhren aber weiter, da schon viele Mitfahrer angehalten hatten um sich zu kümmern und den Verkehr zu warnen.

Kalt war es am Anfang

Es war war wirklich kühl. Meine Regenjacke hielt aber gut den Wind ab und hielt meine Körperwärme, meine Beine waren durch die Bewegung gerade so auf Betriebstemperatur. Daniel und ich fuhren entlang des kleinen Flußes Steinach in der Ebene. Da wir bis hier hin in einem Tal unterwegs waren, erreichte uns leider die wärmende Sonne nicht. In Blechhammer bogen wir dann rechts in den nächsten Berg ab. Aber erst mal wurden wir ausgebremst, eine Bahnschranke verhinderte das Weiterfahren. An der Schranke sammelten sich mit uns ein paar Fahrer, unter anderem eine Mannschaft die sich „Franken 8ter“ nannten. Diese Jungs würden uns immer wieder begegnen.

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Dieser längste Anstieg des Frankenwald Radmarathon 2016 führte uns über 20 Kilometer von 380hm auf den höchsten Punkt der Runde auf 760hm. Also durchaus nicht wirklich anspruchsvoll. Die erste Verpflegungsstelle bei Kilometer 33 wurde von uns gerne angenommen. Besonders mir kam sie sehr gelegen, da ich ja noch nicht wirklich viel gegessen hatte, also machte ich mich über Brötchen und Kuchen her. Natürlich durfte eine kurze Statusmeldung über Twitter nicht fehlen.

Und wieder ein Leistungseinbruch

An der Verpflegungsstelle fiel mir das erste Mal eine ältere Dame auf, ich schätze sie auf 60-65 Jahre, und ich dachte mir „Respekt“ in diesem Alter noch auf dem Rennrad zu sitzen und 200 Kilometer zu fahren. Nach dem wir uns gestärkt hatten, ging es den restlichen Anstieg bis auf 760hm hoch, schön steil. Ich merkte eine gewisse Schwierigkeit in der Leistungsentfaltung, führte das aber auf die Pause zurück. Es folgte die Vernichtung der gerade erst erfahrenen Höhenmeter hinunter nach Gräfenthal. Für mich völliges Neuland so eine schnelle lange Abfahrt auf dem Rennrad. Der Vergleich zum MTB ist grundsätzlich nicht möglich, aber irgendwie fühlte ich mich auf einer schnellen Schotterabfahrt auf dem MTB sicherer als jetzt auf dem Rennrad. Reine Übungssache, wie sich zum Ende hin herausstellen sollte.

Die Qual beginnt in Gräfenthal

In Gräfenthal began die zweite und für diesen Tag letzte lange Steigung von ca 400hm auf 10 Kilometern. Und damit began für mich auch die Qual. Ähnlich wie am MTB Marathon am Rursee hatte ich einen enromen Leistungseinbruch. Ganz anders als Daniel, der scheinbar gut auf Nutella-Brötchen konditioniert ist, denn das von der letzten Verpflegungsstelle wirkte wie Epo. Das bedeutete ich hing mich öfter an sein Hinterrad um mich ziehen zu lassen. Es gab aber Dinge die mich motivierten, logischer Weise Coffee&Chainrings „Wie sehr willst Du es?“, die Feststellung, dass wir trotzdem noch schneller waren als andere Fahrer und die schöne Auffahrt durch den Wald und später durch offenes Gelände. Da die Strecke eine schöne Schleife durch ein Tal machte, konnten wir am gegenüberliegenden Hang oberhalb von uns die Straße sehen. Da hoch mussten wir also!

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Danach folgten mehrere kleine Abfahrten und Anstiege, so richtig war ich noch nicht wieder da. Vorteil war, dass die Strecke jetzt über eine Landstrasse führte, wenig anspruchsvoll aber erholsam für mich. Trotzdem überließ ich Daniel die Führungsarbeit. Die Abfahrten waren Daniels Element. Es war immer das selbe Bild: Kuppe erreicht, klack, klack,klack, Daniel schaltete 4-5 Gänge runter, Zack in Unterlenkerhaltung und Gas auf die Pedale, Feuer frei! Mir blieb nix anderes übrig als mich in den Windschatten zu hängen. Aber es machte immer mehr Spaß und ich wurde auch sicherer in der Abfahrt.

Abfahrt

Bei Kilometer 75 war die nächste Verpflegungsstelle, da war ich froh. Stärkung erfolgte wieder mit Brötchen und, logischer Weise, Kuchen! Und getwittert wurde auch wieder!

Die Kräfte kehren zurück, zum Glück!

Es ging weiter! Und es ging sehr viel besser weiter, jedenfalls für mich. Meine Kräfte waren wieder da! Ich kann nicht festmachen woran es lag, dass ich so eingebrochen war, vielleicht an dem dürftigen Frühstück, ich weiß es nicht. Die folgende Streckenführung des Frankenwald Radmarathon 2016 sah für uns viele kurze Abfahrten und Steigungen vor. An den meisten Steigungen fuhren Daniel und ich zusammen, allerdings war es jetzt andersherum, ich versuchte mich in Führungsarbeit, da ich ja meine Kraft und Ausdauer wieder gewonnen hatte. An einzelnen Steigungen ließ ich Daniel aber zurück, da ich meinen Rhythmus in Bezug auf Puls und Trittfrequenz fahren wollte. Das klappte hervorragend, meine alte Bergstärke war wieder da! Bei Kilometer 95 machte sich mein linkes Knie bemerkbar, es fing an zu schmerzen. Daniel meinte, ich möchte doch mit #mimimi warten bis die 100 Kilometer voll sind!

Man sieht sich!

Ab diesem Zeitpunkt folgte das, was ich auch schon von MTB-Rennen kenne, das Leistungsniveau sorgt dafür, dass man immer wieder auf die gleichen Mitfahrer trifft. Zum einen war das die ältere Lady, die ich Anfangs erwähnte, in den Abfahrten rauschten wir an ihr vorbei, in den Anstiegen überholte sie uns wieder. Andersrum war es mit dem auch Anfangs erwähnten „Franken 8er“, in den Anstiegen gingen wir vorbei und in den Abfahrten hingen sie uns am Hinterrad oder waren schneller. Was wir aber gemeinsm taten, war an den Verpflegungspunkten zu halten. Der nächste stand bei Kilometer 108 an, das übliche Prozedere, Brötchen und Kuchen, Trinkflasche auffüllen und diesmal gönnte ich mir einen Becher Cola.

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Es ging weiter hinuter zur Bleilochtalsperre um die wir einen Bogen fuhren, natürlich nicht ohne ein Foto machen zu lassen. Was folgte waren zwei weitere Anstiege, die zwar kurz waren, aufgrund der bisher zurück gelegten Strecke nicht einfach. Daniel baute zu diesem Zeitpunkt stark ab, ich blieb in seiner Nähe um mich für seine Hilfe am Anfang erkenntlich zu zeigen. Das etwas zurück genommene Tempo sorgte dafür, dass ich immer wieder die tolle Landschaft bewundern konnte. Durch das schöne Wetter hatte man eine tolle Weitsicht. Waren wir am Anfang doch häufig im Wald unterwegs, durchfuhren wir jetzt viele große Getreidefelder. Grundsätzlich hat man auf dem Rennrad mehr Zeit sich die Landschaft anzuschauen als auf dem MTB, denn auf den Trails erfordert der Untergrund die volle Aufmerksamkeit.

Man könnte meinen es geht nur um Essen!

Aber die nächste Verpflegungsstelle war lebensnotwendig für Daniel! Er war wirklich am Ende. Deshalb war es um so schöner, dass es auch ein heißes Süppchen gab! Auch ich nahm das dankend an, aber nicht ohne danach noch ein bisschen Kuchen mit einer halben Tasse Kaffee zu genießen, nur eine halbe Tasse, weil es kein selbst gemahlener Coffee Circle Kaffee war! An dieser VP schlugen wir uns richtig den Bauch voll um den Endspurt anzugehen.

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Der begann mit einer zügigen Abfahrt um dann bei Stoffelsmühle in den letzten längeren Anstieg des Tages zu starten. Bleib ich Anfangs noch bei Daniel, musste ich es zur Mitte hin noch mal wissen und zog das Tempo an, um in meinen üblichen Puls/Trittfrequenz-Rhythmus zu kommen. Aber Daniel konnte auch noch Kräfte mobilisieren und so kam er nur kurze Zeit später am Ende der Steigung an.

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Die nächsten 10 Kilometer führten uns auf eine Hochebene, bedeutet die Strecke verlief größtenteils eben und auf einem schönen Radweg. Trotz einer guten Portion Gegenwind konnte ich es mir nicht nehmen lassen ein bisschen Tempo zu machen. Ich fühlte mich gut und leistungsfähig. Erstaunlich bei bis dahin 175 gefahrenen Kilometern. Der Gegenwind sollte auch bis ins Ziel bleiben. Nach der letzten schnellen Abfahrt, die mir mittlerweile richtig Spaß machte, führte die Strecke die letzten 12 Kilometer in der Ebene an einer Bundesstraße entlang. Nicht schön, deshalb blieben wir beim Tempo machen.

Ziel und Fazit

Den letzten kurzen Anstieg zum Zielbogen hoch gingen Daniel und ich ruhig an, im Ziel wurden wir vom Streckensprecher und von Daniels Familie in Empfang genommen. Ich hatte es geschafft, meine erste Strecke über 200 Kilometer. Und ich fühlte mich gut! Wir holten uns ein erfrischendes Bierchen und machten es uns erst mal gemütlich, natürlich um erstmal die Verwaltungsarbeiten auf Strava zu erledigen. Da ich ja mit Daniel L noch eine stundenlange Heimfahrt vor mir hatte verabschiedete ich mich etwas später und nach einem kurzem Beine lockern und duschen ging es auf den Heimweg.

Ich bin zufrieden mit meinem ersten großen Rennrad-Event. Vergleichbar mit meinen MTB-Leistungen ist es schwer, grundsätzlich empfinde ich das Fahren auf dem Rennrad einfacher, da Einflüsse wie Bodenbeschaffenheit (Geröll, Schlamm, Wurzeln etc.) keine Rolle spielen. Ich kann am Berg die Leistung noch genauer steuern, da es ja „nur“ rollt. Wäre nicht der anstrengende Samstag gewesen, hätte ich noch 50 oder 100 Kilometer weiterfahren können, denke ich. Mal sehen was die Zukunft da bringt, es war mit Sicherheit nicht meine letzte lange Strecke.

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Die Veranstaltung Frankenwald Radmarathon 2016 war sehr professionell aufgezogen. Vom Start bis ins Ziel hat alles gepasst, die Beschilderung war ausführlich, die Verpflegungspunkte hatten ein reichliches Angebot und die freiwilligen Helfer waren alle sehr freundlich und immer hilfsbereit. Auch die Stimmung im Fahrerfeld war toll. Kritik gibt es dennoch an der Verpflegung: es fehlte stilles Wasser und an die Fahrer, die sich vegtarisch oder vegan ernähren wurde gar nicht gedacht. Man hätte statt des reichhaltigen Gebäcks in Form von Keksen vielleicht etwas vielfälltiger Obst anbieten können.

Die Strecke war wunderschön, neben fordernden Steigungen und rasanten Abfahrten waren auch Kopfsteinpflasterpassagen dabei. Bei den Bahnübergängen, von denen es einige gab, musste man aufpassen, denn keiner führte quer über die Straße, alle waren leicht schräg, so dass man sie ordentlich anfahren musste. Die letzten 12 Kilometer Streckenführung sind auch verbesserungswürdig, nur auf einer Bundesstraße zu fahren ist ein bisschen trist. Dennoch überwiegen natürlich die positiven Dinge und ich komme gerne wieder!

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3 Gedanken zu „Frankenwald Radmarathon 2016“

  1. Toller Beitrag Ansgar, schön euch da getroffen zu haben.

    Vielleicht kurz zu deinen Kritikpunkten – stilles Wasser gab es (also zumindest als ich da überall durchgeknallt bin), war vielleicht schon leer. Blöd für die, die es ruhiger angehen lassen. Die Strecke auf den letzten 12km war modifiziert, da es in Posseck aktuell eine Baustelle gibt. DEN Berg (weswegen man da ja mitfährt), mussten wir leider auslassen.
    Dem Gestürzten aus der ersten Abfahrt (das ganze passierte an ca 20. Position im ersten Feld) geht es soweit wieder gut. radcore bzw. Jan Wiedemann haben dazu was bei FB geschrieben. Möge er sich schnellstmöglich wieder richtig erholen.

    Für mich ist und bleibt es (bin auch noch nicht soo viele andere gefahren) der schönste Mittelgebirgsmarathon.

    Grüße aus Berlin

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