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Wenn es eine Sache gibt, die den Radsportler in den letzten zwölf Monaten noch mehr ermüdet hat und mehr an den Nerven zehrte als die Diskussion um Inzidenzwerte, Rennabsagen und Einschränkungen des Miteinander, so waren es ganz sicher die Meldungen über immer mehr, mehr oder minder erfolgreiche Everesting Versuche mehr oder minder bekannter Radsportler. Egal ob auf dem Rennrad oder MTB, es verging im letzten Jahr kaum ein Tag, an dem es nicht einen neuen Weltrekord oder gar eine noch viel unglaublichere Leistung aus dem Bekanntenkreis zu diesem neuen trendigen Zeitvertreib der Radsport Community gab. Sogar unser Influencer resistentes Trans Alp Team Tim und Schildi ließ sich zu einem Spontanversuch im Brohltal hinreißen. Der am wenigsten erfolgreiche erfolgreiche Everesting Versuch der Geschichte.

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Tim und Schildi nach ihrem Basecamp Everesting 2020

Während nun in der halben Radsport Bubble schon die Augen verdreht werden, sobald das Wort Everesting nur erwähnt wird, fällt unseren beiden Protagonisten natürlich nicht besseres ein, als einen zweiten Versuch zu planen. Angepeilt ist dafür Freitag der 04.06. und der Ort wird eben jener Anstieg bei Niederzissen sein, der auch 2020 schon für die Himalaya Simulation herhalten musste.

Wer jetzt mit einer langen Textpassage rechnet, in der über den Ehrgeiz, eine offene Rechnung und den absoluten Willen zum Erfolg referiert wird, hat sich geirrt. Die beiden haben einfach Bock zusammen Rad zu fahren und sind sich einig, dass gemeinsame Höhenmeter nicht nur Spaß, sondern auch einen guten Schritt in der Vorbereitung auf die Bike Trans Alp 2021 bedeuten.

Nichts desto trotz, die Hintergründe des vordergründigen Scheiterns im letzten Jahr sind auch gleichzeitig die besondere Herausforderung in diesem.

Mit 3,52 km, einer durchschnittlichen Steigung von 7 % und einem Höhenunterschied 246 m klingt das ausgewählte Segment erstmal mehr als nur gut machbar. 36 Mal hoch und schon ist man fertig, dann hat man nämlich einen Gesamtanstieg von 8848 m erreicht und genauso hoch ist der Namenspate des Events, der Mt. Everest. Warum das nicht so leicht ist wie es klingt, und was die Beiden im letzten Jahr unterschätzten, soll die Vorschau auf dieses Jahr versuchen zu klären.

Los geht es mit einem „Beinöffner“, einem ca. 10 % steilen Aspahltanstieg über ungefähr 1 km Länge. So weit, so gut.

Ever Wald Asphalt
Übergang in den Wald nach langem Straßenanstieg, ca 10% nach 1km. Präsentiert von Schildi.

Sobald man sich im Wald befindet erwartet einen eine alte Kopfsteinpflasterpiste, die sich heimtückisch unter dem Waldboden versteckt. Nicht nur bergan, sondern vor allem auch bergab und auf die Dauer des Versuchs ermüdend. Hände und Rücken werden sich erinnern.

Ever Roubaix
Der erste Waldabschnitt. Ein hübsches Stück Roubaix in der Eifel.

Nach einem kurzen flacheren Abschnitt von vielleicht 100 Metern, beginnt die nächste Rampe mit ca. 8% bis zur Galenberger Kreuzung. Hier kann man wieder in den Rythmus finden, der einem durch die Rüttelpiste genommen wurde.

Ever Rampe
Nach kurzem Flachstück, ein Teilstück mit durchschnittlich 8% bis zur Galenberger-Kreuzung.

Nach dieser kurzen „Erholung“ bei 8%, beginnt hinter der Galenberger Kreuzung der zweite Waldabschnitt, nun nicht mit Kopfsteinpflaster, sondern mit natürlich steinigem Untergrund, der einem bergauf wenig Grip bietet und bergab so richtig durchschüttelt.

200m vor dem Wendepunkt gibt es dann noch eine Bodenwelle, die auf dem Weg nach unten zu einem kleinen Freudensprung einlädt.

Ever Wende
200m vor der Wende noch eine Bodenwelle, die zu einem Freudensprung einlädt

Oben angekommen, heißt es schnell zu wenden und mit Vollgas dem Startpunkt entgegenzufliegen, denn nicht nur die schweren Bodenverhältnisse, sondern auch das Einsetzen der Nacht überraschte die Beiden beim letzten Mal. Denn auszurechnen, dass 36 Runden á 25 Minuten auf jeden Fall mindestens 15h Fahrspaß bedeuten, gelang ihnen im Mai 2020 nicht. Doch mit Licht und warmer Kleidung ausgestattet, und in dem Wissen um die zermürbende Strecke wird Tim und Schildi zumindest diese Überraschung dieses Mal erspart bleiben.

Ob die Erfahrungswerte und Erkenntnisse aus dem letzten Jahr dazu führen werden, dass die beiden den (virtuellen) Gipfel des Mount Everest nun auch erreichen, steht in den Sternen. Aber das danach ein für allemal Schluss mit diesen Everesting Versuchen sein muss, dass ist uns doch schon lange klar. Oder….?

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