Strava wird häufig als das Facebook für Radsportler/innen vorgestellt, fiel aber zuletzt immer wieder durch Maßnahmen auf, die auf Monetarisierung zurückzuführen sind. Anders als Facebook benötigt Strava laut eigener Aussage dringend mehr Einnahmen, um profitabel zu bleiben und am Markt zu überleben.
Mit über einer Million deutschen Usern und weltweit über 56 Millionen Mitglieder. Zu wenige nutzen die Premium Funktion oder haben diese wie Daniel gekündigt, weil die Entwicklung (u.a. mit der Trennung von beliebten Diensten wie Relive) negativ empfunden wurde. Mit der Wiederbelebung der chronologischen Timeline wurde zuletzt ein Feature der ersten Stunden als neue Innovation gefeiert.
Gestern aber der Paukenschlag für alle Free Mitglieder, denen ab sofort zahlreiche Funktionen genommen werden. Auf eine freie Mitgliedschaft setzte Strava von Anfang an, um das Netzwerk möglichst groß werden zu lassen. Durch die Bestenlisten und weitere Funktionen, die auch in der Free-Mitgliedschaft verfügbar waren, fehlte vielen Strava Usern (mehr oder weniger zu Recht) der Anreiz für eine Premium Variante um 60e pro Jahr.
Strava kappt Funktionen für Free-User
Viele Unternehmen schaffen für ihre zahlenden Kunden Premium Features, Strava geht einen anderen Weg und nimmt den Free-Usern beliebte Funktionen. Ob diese Maßnahme zieht und die Free-User zu Premium Abonnenten werden, wird die Entwicklung zeigen. Zuerst wird es natürlich einen Shit Storm geben. Nichts bezahlen wollen aber Premium Ansprüche stellen ist ein Stückweit deutsche Mentalität. Geiz ist geil.
Das bedeutet, dass ab heute einige unserer kostenlosen Funktionen, die besonders komplex und damit teuer zu unterhalten sind, wie z. B. Segment-Bestenlisten, nur Strava-Mitgliedern zur Verfügung stehen. Auch einige unserer neu entwickelten Funktionen werden nur für Mitglieder zugänglich sein – wir investieren also am meisten in die Sportler, die auch in uns investieren. Wir haben die Mitgliedschaft außerdem übersichtlicher gestaltet, indem wir die drei Pakete und die Marke Summit entfernt haben. Ab jetzt kannst du Strava entweder kostenlos oder mit einer Mitgliedschaft nutzen.
Mark Gainey und Michael Horvath (Strava Gründer), Pressemitteilung
Einige Veränderungen konnte man schon vor ein paar Wochen feststellen, Schildi wies uns bereits daraufhin, dass die Summit Abo Modelle nicht mehr buchbar seien.
Insbesondere die Segment-Bestenliste ist für viele Strava User ein wichtiger Bestandteil. Free-User können ab sofort nur noch die Top10 Liste sehen, kein Vergleich zu den eigenen Teammates oder abonnierten Sportlern mehr möglich. Der neue Routenplaner und diverse Trainingsfunktionen stehen auch nicht zur Verfügung. Auch Live Segmente werden in der Free-Version nicht mehr unterstützt
Strava als Trainingsplattform
Für ambitionierte Radsportler/innen ist Strava als Trainingsplattform nicht ausreichend. Hier kommen Tools wie Golden Cheetah, Today’s Plan oder Trainingpeaks zum Einsatz, die die Trainingseinheiten umfassender auswerten. Zumal Strava immer noch nicht die normalisierte Leistung ausgeben kann, sondern ein eigenes Rechenmodell (gewichtete Leistung) integriert hat. Die Veränderungen sind nett anzusehen und das ab sofort auch Rundendetails angezeigt werden, sowie grafisch hübsch dargestellt werden ist ein feiner Zug. Für ambitionierte Einsteiger ist der Umfang auf jeden Fall interessant und viel Wissen ist nicht notwendig, da viele Reiter auch über Info Buttons erklärt werden.
Für Segment Bestenlisten und einer abgespeckten Trainingsplattform 5€ im Monat zu bezahlen ist meiner Meinung nach viel verlangt, verglichen mit Today’s Plan und Trainingpeaks die jährlich um 100€ zu haben sind.
Strava als Routenplaner
Der Routenplaner erhält für Premium User auch ein Facelift. Mit Komoot hat Strava gerade in Deutschland einen beliebten Konkurrenten aber aufgrund der Datenlage von über drei Milliarden (!) getrackten Aktivitäten und eine global Headmap steckt in der Planung über Strava eine Menge Potential. Insbesondere gepaart mit Segmenten, denn diese benutze ich bei der Routenplanung im Gelände gerne, um besser abzuschätzen, ob der Weg als Uphill oder Downhill beliebter ist.
Hier wird Strava definitiv in der Zukunft punkten.
Fazit
Ich habe persönlich nie einen großen Mehrwert meiner Strava Premium Mitgliedschaft empfunden. Aber mir war das Gesamtkonzept Strava die Premium Mitgliedschaft wert. Alles zusammen: aus Trainingsübersicht, Routenplanung, Vergleich mit Freunden und Einblicke was andere (Profi-)Sportler treiben. Das gefällt mir immer noch.
Weniger hat mit der Umgang mit 3rd Party Apps gefallen, die nach und nach den Zugang zu den Strava Daten verloren haben. Aber andererseits brauch ich vielleicht auch hier mehr Verständnis für die Gründer Mark Gainey und Michael Horvath, die einzig die Strava Daten und ein Abomodell für Kunden haben, um ihr Lebenswerk rentabel zu machen. Ich bleib also dabei. Du auch?
3.5
Ich bleibe definitiv dabei. Ich bin zwar kein KOM-Hunter, vergleiche aber gerne meine eigenen Ergebnisse oder mich mit Kumpels. Zudem steckt viel Entwicklungs- und Pflegeaufwand dahinter, daher werde ich die 60 Euro im Jahr investieren. Ich nutze Strava gern und das sollte mir dieser recht überschaubare finanzielle Aufwand dann auch wert sein.
Ich kann mich der Meinung von Sebastian nur anschließen und werde es weiter als Premium Mitglied nutzen, wie ich es auch schon seit 2015 mache.
5
Toller Artikel, Daniel. Strava ist eine informative, spannende App die ich täglich nutze, da zahle ich gerne.
Ich bin Premium Nutzer und bin der Meinung man sollte Strava einfach unterstützen. Natürlich sollten Fremium Nutzer wissen das Sie mit Ihren Daten zahlen. Dann aber auch noch so große Ansprüche stellen finde ich schwierig. Dann vielleicht einfach Werbung schalten. Es ist eben nicht alles kostenlos.
Ich finde es ist die paar Euro wert!
Das Konzept des monatlichen Bezahlens kommt auch bei uns langsam an. In den USA ist es ja gang und gäbe für extras zu zahlen, der deutsche hat eben gerne alles zum Schleuderpreis. Das muss sich ändern!
Es sitzen viele Köpfe hinter strava um das Erlebnis Radsport zu verbessern. Jmd der die Zahlen nicht braucht, der soll es eben lassen. Ich bin seit knapp zwei Jahren zahlender Kunde und ich liebe es nach ner Tour oder einer Trainingseinheit davor zu sitzen und zahlen mit vorherigen Leistungen zu vergleichen. Für mich hat es einen enormen Mehrwert und es ist jedes Mal wie Weihnachten. Meine Motivation steigt, ich weiß welche Stellschrauben ich drehen muss um besser zu werden, ich kann mich mit anderen messen ohne zusammen zu fahren, selbst mit Profis kann ich Daten vergleichen. Wo hat man das sonst?!
Natürlich ist es schade, dass strava zb keine Verbindungen zu HF oder Trittfrequenz mehr herstellt, das sollte sich wieder ändern! Für mein gelegentliches lauftraining möchte ich neben meinem garmin nicht noch extra eine Uhr kaufen müssen.
Strava hat sich stark positioniert, hat mich mit vielen Sportlern zusammen gebracht, die ich sonst nie getroffen hätte, man unterstützt sich gegenseitig, tauscht sich aus. Ich bin dankbar für das Tool und bringt mir mehr als die 13 Euro Netflix, die ich ja auch ohne murren jeden Monat abdrücke 😉
In meinem engeren stravanutzenden Bekanntenkreis (ca. 30 Personen) nutzen es vielleicht 6-8 um sich Battles auf Segmenten zu liefern. Der Rest schaut nur ein wenig, was die anderen so treiben und gibt Kudos. Man teilt seine eigenen Aktivitäten und präsentiert seine Läufe und Fahrten mit Fotos. Das ginge genauso auf FB, Instagram oder im WA-Status und wird auch reichlich gemacht. Ich selbst nutze es nur, um zu sehen, wie die Freunde im Training sind. Für Auswertungen und Dokumentation nehme ich andere Programme. Tourenplanung sowieso nur auf Komoot.
Die müssen halt den Spagat finden zwischen Geld verdienen und Leute halten. Denn keine Community ist was wert, wenn keiner da ist. Für mich ist es ein nivetohave, aber ich kann locker auch darauf verzichten. Und solange die Chronik für Zahler genauso mit Werbung zugesapamt ist, wie für nicht zahlende, seh ich keinen Grund, warum ich ein Abo abschließen soll.
Was du schilderst ist zeigt doch, dass das neue Freeium dafür ausreicht. Oder?
Das Ziel dieses ganz hin-und-hers bei den Premium-/Bezahlkonzepten (erst ein Premium, dann 3 Unterpakete, dann wieder ein Premium bei gleichzeitigem Zusammenstreichen der „freien“ Elemente) ist doch aber eindeutig: Mehr zahlende Nutzer gewinnen! Das ist verständlich und wir sehen bei vielen gleichgelagerten Diensten das drängende Suchen nach einer dauerhaft tragfähigen Finanzierung. Manche sind darüber „gestorben“, wie GPSies, die an Alltrails verkauft wurden, andere hatten den cleveren Zug, ein Abo-Modell mit zusätzlichen Inhalten einzuführen, ohne das bestehende zu kürzen, wie Komoot.
Bei Strava ist mir das unklar. Ungeschickt war auf jeden Fall das Einkürzen der frei verfügbaren Inhalte. Da muss ich Eurem Läufer im Team (Sebastian?) bei seiner Meinungsäußerung im Podcast voll zustimmen.
Für mich ergibt sich nach wie vor kein Mehrwert bei Strava:
Trainingsplattform? Hm, eher untauglich wegen der ganzen Daten“modifizierung“. Da muss ich mir also parallel sowieso noch etwas anderes zulegen, z. B. Velohero oder TrainingsPeaks oder…
Planungstool? Aus dem unterstellten Potential machen sie bisher fast nix. Komoot liefert da wesentlich bessere und intuitive Lösungen. Eine Komoot-Route gleiche ich in wenigen Fällen nochmal stückweise mit Strava-Heatmaps ab, aber allermeistens passt Komoot von vornherein.
Die App als Tracking-Tool hatte letztlich massive Probleme, obwohl sie ja die Unterstützung diverser Features (BT-Sensoren) schon rausgestrichen hatten. Wenn die Programmierer die Basics vergessen, werden da scheinbar falsche Prioritäten gesetzt = unbedingt neue Feaures einführen, damit jemand ein Abo abschließt. Da bleibt nicht viel Vertrauen in die Qualität an sich…
Was bleibt ist die Community – die wird wohl frei bleiben, um Nutzer zu halten. Insgesamt bezweifele ich, dass Strava auf diese Weise eine Trendwende bei den zahlenden Nutzern hinbekommen wird. Ein vernünftiges Geschäftsmodell muss schon her…
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