Willingen wieder. Nach meinem eher schlecht als rechtem Saisonbeginn zog es mich also, wie in jedem Jahr und bestärkt durch gute Leistungsdaten nach Willingen zum Bikemarathon. Wie eigentlich in jedem Jahr (mit Ausnahme 2016), sollte es die (ganz) große Runde werden, an der ich schon so oft durch Verletzung, defekt oder schierem Unvermögen gescheitert bin.

Tims Saisonrückblick Teil 1: Meer oder weniger. Erschienen am 27. Juli 2017.

Nach einem kurzen tete a tete mit der beinahe vollzählig versammelten Coffeechainsgang (wer ist eigentlich dieser Markus?), fand ich mich in der Mitte von Startblock B wieder und startete mit meinem gewohnten Willingen Pacing in die erste Schleife.

Rocky Mountain BIKE Marathon

Schon am ersten Anstieg Richtung hohem Eimberg fuhr ich zu Daniel auf, der in Startblock A ca. 5min vor mir gestartet war. Ich war verblüfft, meine Beine fühlten sich gut an und ich traf die weise oder auch nicht weise Entscheidung raus zu nehmen und mich Daniels Pacing anzupassen. Ich wusste ja, dass Daniels Tempo sich nach den Leistungsdaten seines Leistungsmessers richtete und ich kam für mich zu dem Schluss, es sei ja wohl sehr unwahrscheinlich sooo viel fitter als Daniel zu sein, kannte ich doch seine Trainingsdaten und Motivationslage.

Immer dem Pacegeber Daniel hinterher

So schlichen wir gefühlt durch die Erste von gepalnt drei Runden. Ich fühlte mich toll und sah mich schon im Ziel der großen Runde. Waren ja nur noch ca.80km zu fahren. Genau zum Wechsel von Runde 1 auf 2 der erste kleine Rückschlag. Während Daniel von Ansgar verpflegt wurde, wollte ich kurz meine störende Weste bei der besten Ehefrau von allen loswerden. Dabei verklemmt sich der Reisverschluß und ich verlor ca. 1 Minute auf Daniel. Vielleicht war das der Anfang vom Desaster.

Daniel im ersten sehr steilen Stück des Ettelsberges räumlich nicht weit vor mir zu sehen, trieb mich vielleicht dazu an etwas zu überpacen. Ich kann mich zumindest nicht erinnern nach dem Westendesaster noch etwas getrunken zu haben, ich bin sofort losgestiefelt, doch fuhr nur langsam zu Daniel auf. Zu allem Unglück geriet ich im steilen Serpentinen-Stück auch noch aus dem Pedal und war plötzlich zu Fuss unterwegs. Vielleicht überbewertete ich hier den Vorteil zu zweit unterwegs zu sein und fuhr, einmal wieder im Sattel, in einem Akt zu Daniel auf.

Von hier an fuhren sie glücklich und zufrieden bis ins Ziel, würde ich nun gerne berichten.

Motorschaden am Langenberg

Leider ging es anders aus. Nach dem schönen Singeltrail und dem Burbeckeanstieg fuhren wir zügig und bestens motiviert in den Langenberg. Das Letzte große Hindernis der zweiten Runde. Bisher behauptete ich immer gerne „mein Berg“. Eigentlich nicht steil genug und die meiste Zeit im Wind bekam ich hier so häufig schon die zweite Luft und konnte Attacken setzen.

Schon am Fuße fuhren wir zu einer kleinen Gruppe auf, was an den windoffenen Flanken ein toller Vorteil ist. Da wir die stärksten schienen, beteiligten wir uns natürlich auch fleißig an den Ablösungen im Wind. Nach einer etwas längeren und durchaus zügigen Ablösung lies ich mich also wie gewohnt zurück ans Gruppenende sacken, um zu erholen. Was nun passierte oder passiert war begreife ich immer noch nicht zu 100%. Der Motor war aus. Von 100 auf Null in wenigen Sekunden.

Mit ach und krach konnte ich das Ende der Gruppe halten. Mein Puls kam nicht mehr in die gewohnten Bereiche, sondern siechte bei ca. 140bpm herum, die Beine unendlich schwer. „Ich sehe die dritte Runde nicht“ rief ich Daniel in einer Kehre übers Eck zu und sah die Gruppe nicht mehr wieder. Innerhalb von Sekunden, waren die Begleiter außer Sichtweite. Wie Daniel später berichtete wollte er sich kurz nach meiner Mitteilung nach meinem Befinden erkundigen und war verblüfft mich nicht mehr zu finden.

Das Ende vom Lied: ich fuhr im Familien Fahrradtour-Tempo unendlich langsam die letzten km der mittleren Runde zu Ende. Ich fühlte mich nicht körperlich erschöpft, im Sinne von müde oder hungrig, es war als hätte jemand mein Herzkreislauf-System und die Beine von Geist und Körper getrennt. Sie taten einfach nicht das was ich wollte. Mehr als locker Rollen war für mich gesperrt.

Eine Fehleranalyse zu Willingen

Welche Fehler zu dieser Nicht-Performance geführt haben, ist mir bis heute nicht ganz klar. Fehler, die ich bei mir finden konnte:
• Durch den Wunsch zu zweit zu fahren, habe ich die Situationen für einen Schluck aus der Pulle zu oft verstreichen lassen. Ich hätte mehr Essen und Trinken können.
• Die Aufholjagd am Ettelsberg hätte ich mir sparen können und gelassen bleiben müssen.
• Vielleicht hätte ich ruhig in die dritte Runde fahren sollen und mich dann wieder erholt
Das Gespräch mit dem Trainer brachte wiederum nichts zu Tage. Sowohl meine Daten, als auch meine Planerfüllung hätten zu einem besseren Ergebnis führen müssen. Die Leistungsexplosion würde nun bestimmt noch kommen, man habe den Peak vielleicht etwas verfehlt.

Ende im Gelände

Drei Wochen nach dem Willingen Fiasko wartete ich also auf die versprochene Leistungsexplosion. Diese sollte nun beim wiederbelebten Bilstein Marathon erfolgen. Ein schönes kleines Rennen, fordernd und auf einer abwechslungsreichen Strecke. Hier hatte ich 2011 oder 2012 im Rahmen des Nordhessen-Cups mein bestes Einzelergebnis bisher erzielt. Ich war auf der langen Strecke 7. geworden und hatte somit den Grundstein zu einem 5.Platz in der Gesamtwertung gelegt. Die Vorzeichen standen also gut. das Fiasko welches folgte, kannst du gerne im Bericht von damals nochmal nachlesen.

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Saisonausklang

Anfang Juni und die Saison war genauso beendet, wie die Zusammenarbeit mit Trainer- und Trainingsmethode. Privat und beruflich stand zu viel auf dem Programm, um noch gezielt Trainingsumfänge realisieren zu können. Doch eines wollte ich mir nicht nehmen lassen: Den Vulkanbike in Daun, seit Jahren (eigentlich schon immer) mein Saisonabschluss.

Gemeldet für den Ultramarathon aber nichtmal sicher ob es für die Kurzdistanz reichen würde

Völlig unvorbereitet reisten wir also nach Daun an, gemeldet für den Ultramarathon (100km) aber nichtmal sicher ob es für die 35km Kurzdistanz reichen würde, fiel die Entscheidung über die Strecke erst bei der Abholung der Startnummer. Natürlich würde ich, im strömenden Regen die 100km fahren. Auch, wenn das Argument Maren bei ihrem ersten MTB Rennen zu begleiten, natürlich eine gute Ausrede für die kürzere Strecke gewesen wäre.

Das Rennen lief überraschend unauffällig. Was heißen soll grandios. Mich ständig mit dem Gedanken bremsend nur nicht zu überpacen, fuhr ich wie eine Maschine die 100km und kam ohne größere Erschöpfungserscheinungen mit meiner, zwar schelchtesten Zeit ever aber ganz viel Reserven ins Ziel. Genau diesen Motivationsschub hatte ich gebraucht. Auch im unfittesten Zustand, konnte ich lange Strecken besser bewältigen als Menschen, die das ganze Jahr dafür trainiert hatten.

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Langsam im Ziel aber mit neuen Ideen am Start

Sofort schossen mir die ersten Pläne für das neue Jahr durch den Kopf. Aber erst einmal hieß es den Moment und versöhnlichen Saisonausklang zu genießen. Im Ziel traf ich beinahe die ganze versammelte Coffeechainsgang um Maren, die noch mit ihrem Schicksal haderte und nicht wusste, was sie nun mit ihrem tollen ersten MTB Rennen anfangen sollte. Bei einem gemeinsamen Kaffee und Kuchen wurde noch ein wenig gequatscht und geflachst, bevor sich die Wege wieder trennten. Für Ansgar und Daniel ging es zum P-Weg und für mich in den Urlaub vom Bike und hinein in die heiße Bauphase zu Hause.

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