Im Gegensatz zum letzten Jahr erwartete uns 2023 ein heisser Renntag in der Eifel. 30 Grad waren angesagt und sollten auch erreicht werden. Und das Rennen verlief für alle anders als geplant und erwartet. Alle, das sind Nicole, Marc, Dominik, Mr. Wade, Sven und Ansgar. Es sei aber vorweg genommen, dass am Ende alle fröhlich bei einer Ziel-Fritten zusammen saßen.
Für die Küppers Nicole und Marc ging die Aufregung schon Samstags los. Entspannt mit dem Wohnmobil angereist, streikte bei Marc’s MTB auf der Vorbelastungs-Runde der Shifter. Am Sonntagmorgen stellte sich dann heraus, dass die Anmeldung von Nicole nicht registriert worden war. Aber auch davon ließ sich Nicole nicht aus der Ruhe bringen. Marc sollte mit anderen Dingen zu kämpfen haben. Für Dominik war es der Test für sein lädiertes Knie unter Rennbelastung, allerdings sollte das Knie Dominik’s geringstes Problem werden. Mr. Wade und Sven wollten mal die gemeinsame Fahrt unter Rennbedinungen für die kommende Bike TransAlp testen. Hier sei nur angemerkt, geht die Generalprobe schief, sollte das Hauptevent perfekt klappen. Bei Ansgar war die Generalprobe in Rhens beim Rhein Hunsrück MTB Marathon schief gegangen, also sollte am Rursee doch alles glatt laufen. Aber auch hier schlug nicht nur die Hitze zu, sondern auch das grobe Terrain. Aber lassen wir die Protagonisten selber erzählen:
Verkehrte Welt bei Ansgar – sein Rennbericht
Mein Rennen began schon eine Woche vorher. Die Vorbereitung sollte perfekt werden, also immer zeitig schlafen gehen, viel viel Wasser trinken, wegen der erwarteten Hitze und reichlich Kohlehydrathe zuführen. Scheinbar habe ich alles richtig gemacht, denn ich startete mit richtig Druck auf den Pedalen ins Rennen. Schon am ersten Anstieg blieb ich, für mich unerwartet, an Mr. Wade und Sven dran. Dominik fuhr komplett auf Angriff und Marc war auch nach 20 Minuten aus meinem Sichtfeld verschwunden. Nach der Schleife an Einruhr vorbei, hatte ich Mr. Wade und Sven hinter mir gelassen.
„Irgendwann wird der Diesel der beiden anspringen und die holen mich wieder ein“ dachte ich mir. Ich erfreute mich aber an meinen funktionierenden Beinen, zu diesem Zeitpunkt war die Hitze kein Problem. Die schweren Beine, die ich normalerweise in der ersten Rennstunde habe, hatte ich wohl zuhause gelassen. Auf den schönen Anstiegen konnte ich meine Leistung gut dosieren und auf den Trails bergab ließ ich es richtig fliegen. Jedesmal denke ich mir, wie geil ich mit diesem Canyon Hardtail die Trails rocken kann. #puremountainbiking! Selbst der letzte Anstieg über die Wiesen (wie Ihr wisst hasse ich Wiesenanstiege) ging mir ganz locker aus den Beinen.
Blieb noch die letzte Abfahrt zur Streckenteilung auf die zweite Runde. Auch hier natürlich wieder Bremse auf und fliegen lassen. Und dann kam, was ich schon in den Schotterabfahrten vorher befürchtet hatte: ein Knall, zischendes Geräusch und nasse Beine von hinten. Ein unnachgiebiger Stein hatte seine scharfe Spitze in den Reifen gestochen und ein massives Loch hinterlassen. Aber auch hier funktionierte alles hervorragend. Eine Wanderin kam zu Hilfe und hielt mein Rad, während ich der Dichtmilch die Möglichkeit gab, das Loch zu dichten. Ohne Erfolg, also das Smart-Tube aus dem Lenker geschraubt und einen Plug in das Loch gestochen. Die Milch sprudelte trotzdem noch zischend aus dem Loch, also einen weitern Plug reingedrückt, damit war das Loch gestopft. Kurz die CO2 Kartusche angesetzt, der Wanderin gedankt und weiter gings. Ein Satz der Wanderin ließ mein Ego natürlich wachsen: „Man sieht, dass Du weißt was Du da tust!“
Nach der Streckenteilung auf die zweite Runde wartete Christina mit neuen Flaschen und Energie. Sie sprintete noch kurz zum Auto um die Pumpe zu holen, denn das Hinterrad benötigte noch etwas Luft. Und weiter gings. Allerdings nicht wie gewünscht, denn am ersten Anstieg merkte ich schon, dass sich etwas verändert hatte. Die Beine wollten nicht mehr. Kurz gesagt, die zweite Runde war Quälerei. An jedem Anstieg fehlte die Kraft. Ich musste vier Mal vom Rad und schieben. Nur die Abfahrten machten wieder richtig Spaß. Am letzten Anstieg hielt ich bei den Streckenposten, einem älteren Pärchen an und fragte nach dem kürzestem Weg zum Ziel. Ich war kurz davor aufzugeben. Doch die ältere Dame hielt mich davon ab: „schieb doch bis oben auf die Wiese, da oben geht auch wieder Wind, dann gehts bestimmt wieder.“ Stimmt, 8km vor dem Ziel ein Rennen aufzugeben ist ziemlich grober Unfug. Also schob ich und fuhr das letzte Stück immer mit Blick auf die Uhr, denn mir drohte das Zeitlimit von 6 Stunden.
Aber ich schaffte es und wurde mit Jubel meiner Teamkollegen empfangen. Eine Ziel-Fritten gönnte ich mir nicht, denn mein Magen machte mir arge Probleme. Die Nahrungsaufnahme schien auch der Grund für den krassen Leistungseinbruch in der zweiten Runde zu sein. Trotzdem war es wieder ein tolles Rennen auf einer tollen Strecke. Nächstes Jahr bin ich natürlich wieder dabei.
„Team Diesel“ mit Spritverlust….
Am Morgen von Sven aus angereist mit einem Sack voller Motivation, wollte sich das „Team Diesel“ Mr. Wade und Sven einer Generalprobe für die kommende Transalp unterziehen. So weit die Theorie. Am Start war die Hitze schon durchaus zu spüren und Mr. Wade erinnerte sich an die letzte erste Etappe der Transalp (die nicht so gut lief).
Ansgar hat den Verlauf schon schön beschrieben, hier die Ergänzung aus Sicht von Mr. Wade:
Da Sven und ich das Rennen als Team durchziehen wollten, musste ich mein Tempo am Anfang etwas drosseln, aber Sven und ich fanden zügig in den Rhythmus und ich konnte mich an meinem Powermeter orientieren, wieviel bei Sven geht. Wir haben uns gut eingegroovt. Bei der Hitze war Trinken enorm wichtig, weil sonst auch die zugeführten Kohlehydrate nicht vernünftig verstoffwechselt werden können.
Ich bin trotz Hitze auf der ersten Runde gut klargekommen, Sven wie sich rausstellen sollte nicht. Am ersten Anstieg der zweiten Runde ging bei Sven nix mehr. Vielleicht doch zu wenig gegessen und getrunken? Sven hat leider abgebrochen und die Mission Generalprobe war gescheitert. Ich bin das Ding dann ohne Motivation zu Ende gefahren, aber dafür mit einer Portion Fußbrand.
Fazit: Die Diesel werden neu aufgetankt und bei der Transalp gibts die Option aufgeben nicht.
Letzter Belastungstest für Marc vor der Transalp – Marc’s Rennbericht
Und der sollte es in sich haben. Für mich ist ein Wettkampf „aus dem Training heraus“ gefahren grundsätzlich immer eine etwas zähere Angelegenheit, die Hitze am heutigen Tage sollte allerdings noch einmmal gehörig einen oben drauf setzen.
Vom Start weg fühlte ich mich gut, up- und downhillsliefen flüssig und ich war mit meiner Pace zufrieden. Dominik, der einen sehr guten Start erwischt hatte, blieb konstant eine halbe Minute vor mir. Ab Kilometer 35 – zum Ende von Runde 1 – änderte sich das allerdings schleichend. Dominik entfernte sich mehr und mehr, meine Beinchen gaben kontinuierlich ein paar Watt weniger und der Puls ging kam nicht mehr auf Drehzahl???
So geschehen, nahm ich am Ende von Runde 1 zwei neue Trinkflaschen auf, trank einen große Schluck und machte mich auf den Weg zum nächsten steileren Anstieg. Mit diesem Anstieg ging dann das große Elend los. KRÄMPFE… wie ich sie noch nie erlebt habe. Ich kam kaum vom Rad, wusste dann nicht wie ich mich stellen oder legen sollte, denn meine Muskeln in den Beinen machten was sie wollten. Nix mimimi, sondern einfach nur Auahhh… Einen möglichen Grund hatte ich schnell ausgemacht: da ich in kürzester Zeit bereits Trinkflasche drei geleert hatte und der Durst noch immer nicht gestillt war, hatte ich wohl um einiges zu wenig Flüssigkeit zu mir genommen, wie dämlich!!! Die Krämpfe kamen nun bei jeden Anstieg wieder, sodass ich viele kurze Pausen und Schiebepassagen einbauen musste. Zudem kreisten die Gedanken um einen Ausstieg aus dem Rennen an der nächsten Verpflegungsstation.
Hier angekommen, erwartete mich überraschend Dominik… ebenfalls mit Krämpfen in den Beinen und ebenfalls Gedanken des Aufgebens. Nach einer kurzen Pause, richteten wir uns gegenseitig die Krönchen und beschlossen uns im Team durchzubeißen, was richtig gut funktionieren sollte.
Der Rest ist schnell erzählt: ich erholte mich zunehmend wieder und die Krämpfe blieben aus, bei Dominik war das leider nicht so, und er musste regelmäßig die Beine lockern. Zum Ende hin konnte wir die Pace dann doch noch einmal erhöhen und wir erreichten gemeinsam die Ziellinie. Ein Rennen das eindeutig der „Charakterformung“ diente, sodass wir die Zielzeit und Platzierung heute einmal nicht berücksichtigen 😉
Im Ziel angekommen gab es die obligatorische Zielfritte und wir ließen den Renntag mit dem Team ausklingen bzw. leiteten schon jetzt bei einer Tasse „PedalPower“ die Regeneration für kommende Taten ein.
Ohne Mampf kein Kampf – Nicole’s Rennbericht
Juhuhh- Raceday 😊… entspannt und voller Elan stand ich an der Startlinie -FALSCH!- nochmal auf Anfang:
Am Morgen wollte das restliche Team so frühzeitig anreisen, dass noch Zeit für gemütliches Beisammensein und vor allem ein Booster in Form von Pedal Power sein sollte.
Leider verzögerte sich jedoch die Anreise von Mr. Wade und Sven und ich bot mich an schon mal die Startunterlagen für die Beiden, Marc und mich abzuholen. Bei der Akkreditierung schnell noch eine Telefonkonferenz angeleiert, damit per Telefon bestätigt werden konnte, dass ich die Erlaubnis habe. Die Dame konnte sich übrigens ein Lachen nicht verkneifen, als ich ihr erklärte, dass der auf meinem Handydisplay zu lesende Name Mr. Wade Thomas Siemes sei 😊.
Mir verging jedoch sehr schnell das Lachen, als man mir mittteilte, dass man meine Anmeldung nicht finden konnte und eine Nachmeldung für die 50 km wahrscheinlich nicht mehr gehen würde, da es schon sehr viele Nachmeldungen gegeben habe…. Also schnell zurück zum Wohnmobil – die halbe Stunde bis zu Nachmeldefrist saß mir auch im Nacken- bereits ergatterte Startunterlagen abgeben, Geld holen, zurückfahren und die ganze Zeit die Frage: „30 km oder 90 km?“. Wieder bei der Akkreditierung angekommen habe ich Glück gehabt doch noch einen Startplatz für die 50 kmzu bekommen…..
Also den ersten Adrenalinschub des Morgens hinter mich gebracht und jetzt zum eigentlichen Thema:
Startschuss- Ich hatte mir fest vorgenommen, das Tempo nicht allzu hoch anzusetzen, da ich schließlich am Vortag 4 Stunden hinter mir hatte und dies heute eher der Test für die richtige Ernährung auf der TransAlp werden sollte. Ich kannte die Strecke ja bereits vom Vortag und im ersten Berg nahm ich ein wenig den Gang raus..- sollte da ja noch viel mehr kommen.
Ich hatte mir den Tipp von unserem Teamkollegen Schildi zu Herzen genommen und trank spätestens alle 15 Minuten. Im Rucksack gab es Sponsor Long Energy, in der Flasche Wasser. Bereits nach 45 Minuten gab es das erste Sponsor pur Gel und an der Verpflegungsstelle wurde Wasser aufgefüllt und noch eine Banane mitgenommen- weiter ging es. Insgesamt sorgten 4 Gels für die Energie und Rucki Zucki war der wurzelige Uphill da, der mich in der Vergangenheit so manches Mal fluchen ließ. Dieser konnte heute von mir ohne Probleme hoch pedaliert werden und die Abfahrt danach machte dann doppelt Spaß 😊.
Lediglich der steile Schotteranstieg lag heute in der prallen Sonne und schien endlos zu sein. An dieser Stelle hatte ich dann doch keine Lust mehr… Doch letztendlich kam ich auch hier irgendwann oben an. Die Hitze war deutlich zu spüren und auf den Abfahrten sorgte zum Glück der Fahrtwind für Abkühlung. Am Ende kam das Ziel doch schneller als gedacht und meine gesetzte Durchschnittsgeschwindigkeit hatte erreicht. Die Ernährung passte auch, ging mir zu keiner Zeit auf einmal die Kraft aus, oder dass der Magen rebellierte- gelungene Testfahrt. Optimiert wurde die Ernährung selbstverständlich am Ende durch FRITTEN!
Aufgegeben wird bei der Post – Dominik’s Rennbericht
Nach den sehr guten Ergebnissen im Kellerwald und in Arnsberg wurde es am Rursee ein ganz harter Tag für mich. Aber anders als in den ersten beiden Rennen war nicht das hohe Tempo schuld. Die hohen Temperaturen zehrten vom Start weg an meinen Kräften. Schon nach dem ersten Anstieg entschied ich mich dafür, das Tempo raus zu nehmen und kontrolliert zu fahren und zu versuchen jeden noch so kleinen Schatten mitzunehmen.
Schon zum Ende der ersten Runde keimten in mir die Gedanken aufzuhören. Mit neuen Flaschen gestärkt nahm ich jedoch die zweite Runde unter die Stollen. Wohl wissend, dass es ein harter Tag wird. Die ersten Krämpfe ließen nicht lange auf sich warten und ich nahm weiter Tempo raus. Nach gut 60 Kilometern hatte ich die Nase das erste Mal voll und ich beschloss das Rennen zu beenden.
Die Streckenposten sagten, es sei das beste noch zwei Kilometer bis zum nächsten Verpflegungspunkt zu fahren, und von dort aus zum Start zurück. Dort traf ich Marc, der mir direkt von seinen Krämpfen berichtete. Wir fassten den Entschluss zusammen weiter zu fahren, egal was passiert. Immer wieder stoppten uns Krämpfe, wir hielten an und klagten uns gegenseitig unser Leid. Aber wir stiegen immer wieder aufs Rad und kurbelten weiter, bis wir endlich die Ziellinie überquerten.
Danke Marc! Ohne dich hätte ich nicht durchgezogen!