von und mit Ralf und Sabine
Was macht man im Winter, wenn bei uns das Wetter schlecht ist? Gute Frage! Ralfs und Sabines Antwort: sie haben ihre Räder eingepackt und sind nach Süd-Spanien geflüchtet. Wie Ihr im folgenden Bericht sehen und lesen werdet, war das absolut die richtige Entscheidung. Ralf nutzt die Flucht gleichzeitig zur Vorbereitung auf das anschließende „Andalucia Bike Race“ – aber lest selbst:
Ralfs Bericht:
Nach meinem Radfahrtechnisch gemütlichen Ausflug nach Lanzarote, der Krankheits- und Verletzungsbedingt nicht so verlief wie gedacht, ging zu Hause angekommen die Vorbereitung auf das Andalucia Bike Race los. Nach dem lockeren gemütlichen Fahren auf Lanzarote folgte eine etwas härtere Trainingswoche, die ich meiner Muskelverletzung angepasst hatte. Für Sabine gab es noch ein neues Bike, welches auf unserer Reise seine Jungfernfahrt absolvieren durfte.
Und schon war es soweit, der Flieger wartete auf Sabine und mich, um uns nach Andalusien zu bringen. In Málaga werden wir aus dem Flieger ausgespuckt und wenn man mal von den Vorbereitungen (Buchungen, Verpacken der Bikes, usw.) absieht, begann das Abenteuer am Flughafen.
Unsere Räder waren schnell zusammengebaut und die Strecke zum Hotel war auch nicht weit, aber da waren noch die Kartons. Es waren nur schlappe fünf Kilometer, aber wir mussten die Kartons zum Hotel transportiert bekommen, da wir sie wieder für den Heimflug benötigten. Also einen in den anderen gestellt und ab ging die Post – Kartontransport auf dem Rad. Der Verkehr war heftig, doch keiner beschwerte sich und Abstand hielten auch alle. In Deutschland wäre hier ein Hupkonzert und ein Minimalabstand von 30 cm – 1 m entstanden. Ganz unbeschadet ging der Transprt aber trotzdem nicht über die Bühne, denn der untere Karton löste sich auf und verlor ungefähr 5 cm der hinteren Höhe. Endlich am Hotel angekommen, wurden die maroden Kartons von den Angestellten zwischen schicken Koffern der anderen Gäste verstaut. Hier sah man alles etwas entspannter. So durften wir auch die Fahrräder mit aufs Zimmer nehmen. Uff! Das schlimmste war geschafft und zur Belohnung gab es einen Blick aufs rauschende Meer.
Tag 1: Malaga > Tolox
Da unser Tagesziel Tolox nur etwas über 50 km entfernt lag, nutzen wir die Zeit zum Sightseeing in Malaga, bevor wir uns auf den Weg machten. Die Route führte direkt auf einem Radweg am Meer entlang. Es stellten sich uns einige Hindernisse in Form von Sandverwehungen auf dem Radweg entgegen, diese meisterten wir aber mit Bravour.
Es gab einiges zu sehen. Ein Gebäude „Der Bunte Quader“, ein Leuchtturm und die Kathedrale waren sehr beeindruckend. Im Hafen von Malaga sah man dann auch noch die Superjachten mit Helikoptern auf dem Deck liegen.
Nach dem kurzem Ausflug ging es dann aber Richtung Tolox. Der Verkehr wurde immer weniger, je weiter wir uns von Málaga entfernten. Zur Belohnung wartete in Tolox dann noch ein heftiger Anstieg zum Hotel. Hier kamen wir an einem Fußballplatz vorbei, der auf einem Bergkamm lag. Beeindruckend war: wenn man hier den Ball über den Fangzaun schiesst, darf man ihn im 100 m tiefer gelegenen Ort abholen. Wir erreichten unser Hotel mit herrlicher Aussicht in Tolox. Ein gutes und ausgiebiges Essen füllte die Speicher. Das war auch gut so, denn morgen sollte es sicherlich eine größere Herausforderung werden!
Tag 2: Tolox > Ronda
Wir stärkten uns nochmal beim Frühstück, bevor es für uns auf die Schotterpisten ging. Einige Anstiege waren für Sabine etwas zu steil, da half dann nur noch schieben– aber wer sein Rad liebt, der schiebt. Landschaftlich war es hier ein Traum. Die Temperaturen allerdings waren sehr wechselhaft, mal zu warm und dann wieder zu kalt. Durch das andauernde Jacke an und Jacke aus Spiel verloren wir viel Zeit. Als wir am höchsten Punkt ankamen, war aber noch genug Zeit für einen Mini-Abstecher zu den „nur“ hier vorkommenden Igel-Tannen oder Pinsapo.
Hier wartete noch eine rasante Abfahrt auf uns, um dann die letzten Kilometer bis Ronda zu absolvieren. Das Hotel war schnell gefunden und die imposante Brücke über die Schlucht strahlte im Abendlicht. Das uns empfohlene Restaurant hatte die Stühle schon oben und wurde gereinigt. Also entschieden wir uns für das nächstbeste, wo wir – bedingt durch unseren Mangel an der spanischen Sprache – scheiterten. Dann gab es halt nur Pasta. Dann kamen wir nochmal am empfohlenen Restaurant vorbei – es war proppenvoll. 😩
Tag 3: Ronda > El Chorro
Bevor es wieder los ging, stand in Ronda noch die Besichtigung der Stierkampfarena und Teile des schönen touristischen Orts auf dem Programm. Es stellten sich uns wieder ein paar Höhenmeter auf kaum befahrenen Straßen in den Weg, aber hier werden die Autofahrer auf riesigen Tafeln aufgefordert, mindestens 1,5m Abstand zu halten. Die Schilder wurden wohl hauptsächlich für die Touris aufgestellt, denn die Spanier machen es immer und hupten auch nicht wenn ich mich bei Sabine im Trikot festgekrallt die Anstiege hoch ziehen lasse und sie deswegen längere Zeit nicht überholen konnten. Die Stauseen vor El Chorro kamen in Sicht und dann ging es in einer rasanten Abfahrt durch eine wunderschöne Schlucht. Das Hotel La Lagaganta, eine umgebaute alte Mühle, empfing uns.
Tag 4: El Chorro > Piedra > El Chorr
Heute ging Sabine wandern, und ich machte einen Ausflug zu den Aussichtspunkten über den Seen, gefolgt von einem Abstecher zur Laguna Fuente de Piedra, die aber etwas enttäuschend war, da das Areal abgezäunt war und ich dadurch die Flamingos nur in weiter Ferne erkennen konnte. Dafür gab es Radtechnisch eine Entschädigung durch technisch anspruchsvolle Trails, die allererste Sahne waren.
Tag 5: El Caminito del Rey
Heute stand ein Highlight ohne Rad auf dem Programm: der Wanderweg durch die Carminito del Rey. Doch oh Schreck, wir hatten zu lange gefrühstückt und den Bus zum Einstieg verpasst. Das Problem war, dass der Wanderweg nur im voraus mit einem Zeitfenster buchbar war. Mit Panik in den Augen liefen wir zur Straße und hatten Glück, dass wir per Anhalter von einem Polen mitgenommen wurden, der uns direkt zum Einstieg in den Wanderweg fuhr. Uff😓
Beeindruckend schlängelte sich der Weg am Wasserkanal in schwindelnder Höhe am Fels entlang über die tiefe Schlucht. Mega!
Tag 6: El Chorro > Rosario
Nach der gestrigen beeindruckenden Wanderung wartete auf uns noch ein ordentliches Stück Arbeit. Denn direkt hinter unserem Hotel ging es einen 7 % Anstieg einige hundert Höhenmeter hinauf und belohnte uns mit einer steilen Abfahrt in die nächste Ortschaft, wo es dann umso steiler gleich wieder hinauf ging. 20 bis 24 % Steigung sind für mich gerade noch fahrbar, aber für Sabine leider nicht mehr. Ich war aber auch zu kraftlos um Sabine hochzuziehen. Im verschlafenen Dörfchen gab es eine kleine Stärkung, bevor der nächste Anstieg auf uns wartete. Während Sabine sich ausruhen durfte, machte ich noch einen kleinen Abstecher zu den Felsformationen von El Torqal. Dann ging es weiter und wir dachten, wir hätten das Schlimmste schon hinter uns. Aber weit gefehlt, denn es erwartete uns ein langer Abschnitt auf einem Wanderweg, dem Camino del Santiago. Wir wurden aber belohnt mit einer herrlichen Landschaft im Auf und Ab über Stock und Stein und mit größeren Matschpfützen, wo sich der Schlamm in unseren Rädern festsetzt hatte. Die nächste Herausforderung wartete schon auf uns in Form eines Tores. Als wir die Autobahn gerade überquert hatten, wurde uns der Weg durch ein riesiges Tor versperrt. „Privat kein Durchlass“, wir fanden glücklicherweise einen Weg außen herum und erreichten kurz vor dem Dunkelwerden unser Ziel. Hier wurden wir mit einem Traum von Luxus belohnt. Es gab ein Spa mit Sauna und allem drum und dran mitten in der Pampa.
Tag 7: Rosario > Granada
Am nächsten Tag ging es auf spektakulären Straßen bis Loya. Der Plan war, dass wir ab hier mit dem Zug weiterfahren wollten. Doch am Bahnhof versteht uns bedingt durch unser nicht vorhandenes Spanisch niemand und bei der angerufenen Auskunft mussten wir leider erfahren, dass die Fahrräder nur im Karton in den Schnellzügen mitgenommen werden durfen. Also ging es weiter auf den Rädern Richtung Granada. Zur Belohnung hatten wir dann auch noch eine Bachdurchquerung direkt vor uns. Da wir uns bei den Temperaturen keine nassen Schuhe erlauben konnten, hieß es Schuhe aus und durch den Bach waten. In Granada angekommen hieß es nur noch, sich durch den Straßenverkehr zu unserer Ferienwohnung durchzukämpfen.
Die Besichtigung von Granada war atemberaubend. Auch die Aussicht von den Aussichtsplattformen über die Alhambra mit den schneebedeckten Gipfel in der Sierra Nevada war grandios. Dann fielen wir beim Essen noch auf einen Touri Nepp im arabischen Viertel rein und sind maßlos enttäuscht.
Wir machten uns schon früh auf zum Bus-Bahnhof. Dort verpackten wir die Fahrräder und standen plötzlich vor dem Problem, dass vier Fahrräder in den Bus sollten, aber nur für zwei Fahrräder Platz war. Gott sei Dank wurden zwei der Fahrräder in einen zweiten Bus verpackt und so geht es in einer schnellen Fahrt über die Autobahn nach Jaen.
Dort traf ich auch schon bald auf meinem Team-Partner Martin Steiert für das anstehende Andalucia Bike Race. Das Rennen startete für uns überraschender Weise erst am Montag🙈. So konnten wir in Ruhe unsere Startunterlagen abholen und sicherlich war es auch besser, da es den Tag über geregnet und bis in unsere Höhe geschneit hatte. Die Berge waren sowieso alle schneeweiß und ein zusätzlicher Ruhetag kann sicherlich auch nicht schaden. Wir machten noch einen Ausflug zur Kathedrale, die die Stadt überragt. Eine riesige Kathedrale in einer kleinen Stadt.
Der zusätzliche Ruhetag tat gut. Denn der Körper fühlte sich noch nicht leistungsbereit an. Ob es an den zuvor gefahrenen in Kilometern lag oder an der Kälte, ließ sich auch nicht genau bestimmen. Am nächsten Tag stand noch eine klein Vorbelastung auf dem Programm.
Zum Rennen gibt es demnächst mehr.
Euer Ralf