Wenn die Schicke Mütze und der Cyclingclub Düsseldorf die Köpfe zusammenstecken, darf man durchaus Großartiges erwarten. Diese Orga-Truppe macht keine halben Sachen, zuletzt stellte sie das im September beim hervorragend organisierten und gut besuchten Kriterium Rund um die Kö unter Beweis. Nun folgt mit Querfeldrhein das Cyclocross-Format unter der Flagge Wahoo Rival Cross. Die Galopprennbahn in Grafenberg ist eine fantastische Location dafür, die bei mir Erinnerungen an vergangene Open Source Festivals weckt und das Herz hüpfen lässt.
Vor dem eigenen Start steht der Helfer-Job am Freitagnachmittag: 400 Starterbeutel wollen gefüllt werden – und zwar nicht zu knapp. Die Sponsoren zeigen sich großzügig, die helfenden Hände fleißig. Schon der wasserdichte und bikepackingtaugliche Beutel selbst wird sicher viele Starterinnen und Starter freuen. Anschließend gilt es, beim Streckenbau ein bisschen auszuhelfen: Absperrgitter von A nach B tragen, die Strecke mit Flatterband schmücken und den Sand im Führring mit Strohballen begrenzen, damit die Abkürzung über die Wiese versperrt ist. Der Muskelkater meldet sich am nächsten Tag – gut für mich, dass Samstag erst einmal die Profis starten und die Hobbyklassen erst am Sonntag.
Nachdem sich Marcel Meisen und Heinrich Haussler auf der Strecke ausgetobt haben, fühlt sich mein Körper mit einem Tag Abstand langsam wieder normal an. Untrainiert zwar, aber immerhin schmerzfrei. Das ändert sich in der allerersten Kurve. Vor dem Start herrscht Chaos: Die Frauen starten eigentlich leicht zeitversetzt zu den Männern, die Hälfte der Starterinnen kriegt das jedoch nicht mit und fährt los, die andere Hälfte bleibt stehen, dann heißt es: „Ach ist auch egal jetzt“ und der Rest schießt hinterher. Unnötiges Durcheinander, und unnötig schnell fahre ich in die erste Kurve. In der Testrunde kein Problem, aber dieses Mal liege ich sofort auf dem Schotter. Der linke Arm hat was abgekriegt, ich schaue ihn mir lieber nicht an, steige wieder auf und fahre weiter. Annette von den Radflamingos fragt von hinten, ob alles in Ordnung sei. Ich weiß es nicht, aber behaupte einfach mal: ja! Weiter geht’s. Was für eine peinliche Aktion, sich in der ersten Kurve des ersten Rennens der Saison hinzulegen und den kompletten Verkehr aufzuhalten.
Adrenalin regelt und so kann ich das Rennen tatsächlich zu Ende fahren, bevor ich die Sanitäter besuche, um mir den Schotter aus dem Arm porkeln zu lassen. Die Strecke selbst macht ziemlich viel Spaß – in der ersten gemütlichen Testrunde natürlich mehr als in der letzten Runde des Rennens, aber so ist es beim Cross ja immer: Mit steigender Renndauer sinken Konzentration und Kraft, so dass die einfachsten Kurven auf einmal eine echte Herausforderung werden. Wiese, Kies, Schotter, Sand und ein winziges bisschen Asphalt wechseln sich ab. Theoretisch muss man nicht vom Rad, es gibt keine Tragepassagen und keine Barrieren, dafür einige enge Kurven und das eine oder andere Rennbahn-spezifische Highlight. Viele Zuschauer haben sich um den Führring versammelt, wo normalerweise die Pferde präsentiert werden – heute pflügen Fahrräder durch den glücklicherweise recht festgefahrenen Sand. Ich würde nicht auf mich wetten. Aber ich bleibe oben, ein Sturz im Rennen reicht ja auch völlig.
Am Ende zeigt sich, dass etwas mehr Fitness durchaus nicht schaden würde, und dass Canti-Bremsen und Kurven bergab auf Schotter keine allzu empfehlenswerte Kombination sind. Trotzdem bin ich froh, an den Start gegangen zu sein, weil ich in zehn Jahren, wenn das Event längst ein Klassiker ist, damit angeben kann, dass ich bei der Erstausgabe dabei war. Und natürlich, weil dadurch eine Frau mehr auf der Liste steht: 16 Hobbyfrauen sind für die Cross-Premiere in Düsseldorf nämlich gar nicht mal so wenig. Das Herz wird erneut hüpfen, wenn die Ankündigung für 2022 kommt und wenn es dann noch ein paar mehr werden.
Fotos: Rennradnews