Für uns als mehr oder minder ambitionierte Hobbysportler bei Coffee & Chainrings, stellt sich in jedem Jahr erneut eine entscheidende Frage. Wie hoch kann ich mein Saisonziel realistischer Weise stecken und wie erreiche ich es mit meinem wenig profihaften Zeitbudget. Als selbstständige Unternehmer, Familienväter, Handwerker und Produktionsmitarbeiter ergeben sich für uns hierbei ganz individuelle Herausforderungen. Vielen von Euch kommt das sicher bekannt vor.
Interessante Ansätze zur Lösung dieser Probleme findet Ihr vielleicht in nachfolgendem Interview, dass wir mit Torsten Weber von unserem Kooperationspartner PMP Coaching geführt haben:
Torsten, viele unsere Leser kennen dich als erfolgreichen Endurance Athleten von Ultrarennen wie z.B. dem Race Across Austria aber auch als engagierten Coach für Dein Projekt PMP Coaching, dass Du seit diesem Jahr auch zusammen mit Ex Straßen Profi Christian Knees vorantreibst.
In dieser Funktion unterstützt Du auch in diesem Jahr wieder einige unserer Fahrer auf dem Weg zu Ihren Saisonhöhepunkten. Besonders stehen bei uns in diesem Jahr als Etappenrennen die Bike TransAlp für Reinhard, Thomas und Tim mit ihren jeweiligen Partnern an und, für Tim im Speziellen, auch ein Solo Start bei Rad am Ring auf dem MTB wenig später im Jahr.
Gibt es einen „Masterplan“ für die Vorbereitung auf solch für den Jedermann extrem fordernde Events?
Ja es ist schön zu sehen welche interessante und auch unterschiedliche Wettkämpfe bei Euch C&C Athleten wiedermal geplant sind, und wir von PMP Coaching Euch auf dem Weg dorthin helfen dürfen.
Einen Masterplan für solche Events gibt es eigentlich nicht. Dafür muss man einfach zu flexibel, auf sich teilweise auch spontan entwickelnde Aspekte und Situationen für jeden Athleten eingehen.
Es ist sehr hilfreich das wir schon seit ein paar Jahren mit einigen der C&C Athleten zusammenarbeiten und wir sie dadurch schon sehr gut kennen und Aspekte deuten können.
Unterscheidet sich die Vorbereitung für ein Etappenrennen von der für einen Langstreckenmarathon? Unterscheidet sich die auf ein 24h Rennen noch einmal hiervon?
Jede Wettkampfform hat ihre ganz individuellen Anforderungen. Daher gibt es schon Sachen/Trainings/Prioritäten welche sich je nach Zielwettkampf unterscheiden.
Allerdings hat jeder Athlet ebenfalls ganz individuelle Anforderungen und Merkmale.
Die Kombination und Analyse von 1. wo steht der Athlet aktuell , 2.was für Anforderung hat der Wettkampf an den Athleten, 3. wo sollte er idealerwiese an Tag X stehen, und 4. wie sah sein Training in den letzten Monaten aus, ergibt den groben Weg der Vorbereitung für den Tag X.
Dadurch kann trotz gleichen Zielwettkampf, das Training für 2 Athleten, doch sehr unterschiedlich aussehen.
Wie lassen sich ausreichend Trainings in den Trainingsalltag eines voll berufstätigen Hobbyfahrers integrieren?
Das wichtigste ist realistisch und ehrlich mit sich und seinem Umfeld zu sein! Es bringt nichts sich schön zu reden wieviel Zeit man doch hat, und darauf dann das Training und die Erholung aufbaut. Vor allem der Aspekt Erholung unterschätzen sehr viele Sportler. Das beste Training bringt nichts wenn man nicht auch die beste Erholung danach hat.
Ich möchte gerne von Deiner Frau/Freundin/Kindern wissen was ihnen bei Deinem Trainingsplan am wichtigsten ist.
Einer unserer PMP Philosophien ist es die Familie und das Umfeld mit zu involvieren. So wird jeder angehende PMP Athlet als einer der ersten Aufgaben erhalten:
„Wieviel Zeit hast Du wirklich pro Tag/Woche? Welche Tage sind privat & beruflich am stressigsten? Ich möchte gerne von Deiner Frau/Freundin/Kindern wissen was ihnen bei Deinem Trainingsplan am wichtigsten ist. Was ist ein no-go für sie?“
Viele sind zuerst überrascht von dieser Aufgabe, aber wir haben durchweg positive Erfahrungen damit gemacht das Umfeld zu involvieren.
Es ist und bleibt für die meisten ein Hobby (wenn auch oft ein sehr intensives Hobby ;-)) , und so muss es auch behandelt werden.
Umfang vs. Intensität – Wer gewinnt?
Keiner gewinnt. Es ist eine gute Mischung aus Beiden zur richtigen Zeit.
Aber ich bin kein Freund von langen Umfängen bei kalten und nassen Wetter im Winter…
Die Regenerationsfähigkeit scheint hinsichtlich einer 7-tägigen Rennbelastung extrem wichtig. hast Du Tipps, wie man diese besonders entwickeln kann?
Ja, das stimmt, die Regeneration ist bei Etappenrennen einer der Schlüssel zum Erfolg. Hier ist es wichtig die Regeneration im Vorhinein gut zu planen. Und das fängt nicht erst im Ziel der Etappe an.
Man muss sich überlegen:
Wie/wo/wann nehme ich die benötigte Energie&Nährstoffe zu mir?
Wie/wo/wann baue ich Stretching/blackroll/Massagen/… ein?
Was/wo/wann gibt es als Abendessen?
Wer kann mir welche Arbeiten abnehmen damit ich mich ausruhen kann?
Was hilft mir bzgl. guter Regeneration?
Wie kann ich sicherstellen das ich gut und genügend schlafe?
Das sind alles Sachen welche man schon im Vorhinein gut in harten Trainingsphasen testen und ausprobieren kann.
Es sollte bei einem Wettkampf einfach möglichst wenig dem Zufall überlassen werden. Das bringt dem Athleten auch oft die nötige Ruhe und Selbstvertrauen.
Thema Gewicht. Wie wichtig ist es in den Alpen wirklich extrem leicht zu sein, wie man das bei den Profis z.B. der Tour de France sieht? Wie findet man sein individuelles „Racing Weight“, um gleichermaßen Gesund und leistungsfähig zu sein?
Sobald es bergauf geht muss man jedes überflüssige Kg mit hochschleppen. Je leichter der Athlet ist, desto weniger Leistung muss er für die selbe Geschwindigkeit aufbringen. An diesem physikalischen Gesetz können auch wir von PMP Coaching nichts ändern ;-)
Mit dem richtigen Training, gesunder BEWUSSTER Ernährung erreicht man schon 95% des Ganzen. Und dies ist für die meisten Hobbyathleten auch völlig ausreicheichend und gut!
Aber Gewicht verlieren heißt nicht immer unbedingt mehr Leistung treten zu können. Daher sollten Athleten ein gesundes individuelles niedriges Gewicht anstreben.
Mit dem richtigen Training, gesunder BEWUSSTER Ernährung erreicht man schon 95% des Ganzen. Und dies ist für die meisten Hobbyathleten auch völlig ausreicheichend und gut!
Ich bin davon überzeugt das der Fokus auf ein gutes Training, das bewusst werden welche Energie und Nähstoffe man wann und wieviel benötigt, einem zu einer mehr als guten Körperzusammensetzung und Leistungszustand bringt.
Unsere Erfahrung ist: zu sehr ein Gewichtsziel nachzueifern, lässt den Athleten den Fokus auf Training, Erholung und Spaß haben verlieren.
Wir sehen bei Deinen Athleten immer wieder nicht radspezifische Trainings. Sowohl im Kraft- aber auch im Ausdauer-bereich, z.B. Wandern. Wo liegen die benefits?
Ja, wir sind großer Befürworter von Ausgleichs bzw. Trainings welche nicht auf dem Rad stattfinden.
Dies hat mehrere Gründe, und ist auch von Athlet zu Athlet unterschiedlich.
Man muss hier 2 Sachen unterscheiden:
1. Der eigentliche Trainingsreiz
2. Die kumulierte radsportspezifische Belastung für die nächsten Monate
Zum Trainingsreiz:
Viele Körper der Radsportler sind seit Jahren „nur“ ein Radtraining gewohnt. Und der Körper ist es dadurch gewohnt und hat gelernt wie bzw. wieviel er sich anpassen muss um den Belastungen entgegen wirken zu können.
Und genau da ist das Problem, der Körper tut nicht mehr als nötig was die Anpassungen betrifft.
Es kann einen Radsportler, welcher seinem Körper neue Belastungsreize gibt (und das müssen nicht immer nur radsportspezifische sein) enorm weiterhelfen. Es ist teilweise erstaunlich wie der Körper und die Anpassungen sich dadurch plötzlich verbessern.
Bzgl. den kommulierten Belastungen:
Da wir Hobbysportler, im Gegensatz zu den meisten Profisportlern, in der Regel kein unendlich großes Zeitkonto für Training und Erholung haben, sind die dafür zur Verfügung stehenden Wochenstunden im Winter, Frühjahr und Sommer nahezu gleich.
Da die meisten Athleten allerdings erst im Sommer ihren Zielwettkampf haben, ist es teilweise schwierig einen vernünftigen und gesunden Belastungsaufbau einzubauen damit sich der Körper dementsprechend anpasst.
Daher kann einer der Wege sein, den Umfang relativ gleich zu lassen, aber in den Wintermonaten mehr nicht radsportspezifische Trainings zu integrieren.
Ein „nach und nach ersetzen“ dieser Einheiten mit radsportspezifischen Einheiten ab dem Frühjahr, bringt eine neue und gute Anpassung des Körpers, ohne dass man mehr Zeit bzw. Umfänge groß erhöht.
Vielen Dank für Diese Einblicke in Eure Coaching Philosophie und viel Erfolg bei Deinen eigenen großen Projekten. Wir werden die Entwicklung unserer Athleten mit Dir im Auge behalten und hoffen im Sommer dann gemeinsam die Früchte ernten zu können.
Hallo Thorsten,
gibt es eine minimale Anzahl an verfügbaren Trainingstagen, Stunden/Woche die aus Deiner Sicht notwendig ist, um von einem strukturierten Training mit z.B. PMP-Coaching zu profitieren (gegenüber Training nach Gefühl, Standardplänen)?
Wie stark deckt Ihr den Bereich Ernährungsberatung in Eurer Betreuung ab?
Grüße,
Alex
Hallo Alex.
Mit einem Wochenbudget von 6-8 Stunden kann man schon eine ganze Menge erreichen!
Wir bauen Ernährung auf verschiedene Weise in das Coaching ein.
Zum Einen durch Vorgaben (hauptsächlich Kohlenhydrate) vor, während und nach dem Training.
Wissensaufbau bzgl. Ernährung und Gewichtsmanagment (hauptsächlich via Video Beiträge).
Und wir haben eine Rezeptsammlung online für PMP Athleten unterteilt in die verschiedenen Kohlenhydrate und Tipps für Gerichte unterwegs bzw. für auf der Arbeit wenn man keine Kantine besuchen kann.
LG
Torsten