Das klingt erstmal widersprüchlich, ist es aber nicht. Denn obwohl das Wörthersee Gravel Race 2025 sportlich nicht mit einem WM-Ticket endete, fühlt sich dieses Wochenende an wie ein klarer Schritt nach vorn. Ein sauberer Haken hinter drei intensive Trainingsmonate. Ein Beweis, dass der Körper aktuell so fit ist wie seit sieben Jahren nicht – und der Kopf bereit für mehr.

Die Qualifikation für die Gravel-WM 2025 war bei diesem Rennen nicht drin. Nicht, weil ich schlecht war – sondern weil der Kurs einfach nicht mein Revier war. Aber der Reihe nach.

Los ging’s am Donnerstag. Frühanreise, Strecke kennenlernen, einrollen. Mit Marc und Nicole hatte ich eine klassische Coffee & Chainrings-WG bezogen – gute Lage, solide Küche, beste Gesellschaft.

Eigentlich hätte auch Justin dabei sein sollen, aber er hatte sich bei der Abfahrt um exakt einen Tag vertan. Ich war schon unterwegs, um ihn aufzugabeln – zwei Stunden später war klar: „Ich dachte, wir fahren morgen!“ Klassischer Running Gag, den wir uns für kommende Rennen merken.

Velden selbst? Ein Ort wie aus einer Doku über C-Promi-Retreats: teure Cafés, 1€-Shops, blitzblanke Fassaden neben maroden Ruinen – alles eingerahmt von einem Panorama, das dir den Atem raubt.

Gegessen wurde selbst: morgens Porridge, abends Pasta oder Reis – einfach, effektiv, günstig. Der Billa-Markt unseres Vertrauens versorgte uns zuverlässig mit allem, was die Sportlerseele begehrt (und das Budget zulässt).

Am Sonntag war es dann soweit. Strahlender Sonnenschein, doch sobald man im Startblock stand, wurde klar: Es ist arschkalt. Ein eisiger Wind zog durch die Startreihen – und blieb über das ganze Rennen hinweg ein harter Begleiter.

Die Strecke? Schnell, flach, kaum selektiv – ein Straßenrennen mit Gravelreifen.

Windschatten, Position, Gruppe – wer hier das Feld lesen konnte, hatte’s leichter. Ich? Eher nicht.

Schon kurz nach dem Start verpasste ich durch schlechte Positionierung den Anschluss an die erste schnelle Gruppe. Als dann auch noch einige technisch unsichere Fahrer vor mir Schlangenlinien zogen, wuchs die Lücke – und ich kämpfte, um wieder heranzukommen.

Später schloss ich zu einer Gruppe mit Marc auf – der wirklich stark fuhr, bis er das Rennen abbrechen musste. Ich hielt mein Tempo, fühlte mich gut. Bis zum unvermeidlichen Boxenstopp Anfang der zweiten Runde – die Pipi-Pause ist halt nicht planbar.

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Nach dem Stopp: kurz solo, dann Anschluss an eine 20-Mann-Gruppe. Blöd nur: 17 davon hatten offenbar All-Inklusive gebucht. Wirklich getreten haben vielleicht drei. Der Rest genoss den Windschatten, während ich immer wieder nach vorn fuhr – und das Tempo sofort spürbar anzog. Ein wenig ärgerlich, da man ja nicht um den Tour de France Sieg gegeneinander fährt, sondern ein Aufholen auf die nächste Gruppe das Ziel hätte sein müssen.

Noch bitterer: Am letzten Anstieg attackierten einige dieser Mitfahrer frisch und fröhlich. Verstehen muss man das nicht. Akzeptieren – ja klaro

Am Ende stand tatsächlich meine anvisierte Zielzeit auf der Uhr – und das fühlt sich gut an.

Die WM-Quali? Verpasst – aber auch ganz objektiv betrachtet an diesem Tag und auf dieser Strecke für mich nicht realistisch.

Nicht tragisch. Denn:

  • Ich war so fit wie lange nicht.
  • Ich habe alles rausgeholt.
  • Und: Ich habe was gelernt.

Noch ein Nachtrag für alle, die ebenfalls auf das große Ziel WM 2025 schielen: Der Austragungsort Nizza hat sich zurückgezogen. Wo die UCI das Rennen letztlich stattfinden lässt, steht derzeit noch in den Sternen. Vielleicht ein Vorteil – vielleicht kommt da noch ein Kurs, der mir besser liegt.

Denn ich weiß jetzt: Ich brauche

  • längere Anstiege
  • technische Passagen
  • weniger taktisches Windschatten-Geschiebe

Kurz: ein echtes Gravelrennen. Und das ist auch der Plan.

Jetzt heißt es erstmal: Pause. Südkorea. Drei Wochen mit Dini, raus aus dem Alltag, raus aus dem Watt-Bereich. Kultur, Kulinarik, Kopf lüften. Denn auch das ist Training – nur für den Kopf.

Und dann? Dann wird’s konkret:

  • Raid des Hautes Fagnes in Malmedy
  • Salzkammergut Trophy (natürlich auf der A-Strecke – Coffee & Chainrings-„Vereinsmeisterschaft“)
  • Houffa Gravel – mein Zielrennen für die WM-Quali, mit der Hoffnung meinen Qualitäten dort mehr gerecht werden zu können – Plan A2.

Zusammen mit Trainer Basti von Dymance feilen wir bereits am weiteren Plan. Der Körper ist bereit, der Kopf sowieso – und das Ziel lebt weiter.

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