Was passiert regelmäßig am letzten Wochenende im April? Richtig: das Bike Festival in Riva del Garda findet statt. In diesem Jahr sogar über 4 Tage, weil der 1. Mai Feiertag auf einen Montag fiel. Integriert ins Festival mit all seinen Attraktionen findet u. a. der Bike Marathon statt. Das durften wir (Ralf und T-Racer) uns natürlich nicht entgehen lassen, handelt es sich doch um eine unserer absoluten Lieblingsstrecken in der MTB Marathon-Welt.

Mittwoch geht es gleich nach der Arbeit gen Süden. Der Herr T-Racer holt den Ralf ab (liegt ja auf dem Weg), und gemeinsam fahren wir zu unserem Kumpel Jens in Bad Tölz, wo wir herzlich aufgenommen werden. Am nächsten Morgen werden dann die restlichen Kilometer zum Gardasee in Angriff genommen und am Nachmittag sitzen wir schon auf den Rädern, um noch eine kleine Runde zu drehen.

Das ist auch gut so, denn schon der Anblick vom Pass auf den Gardasee lässt die Augen leuchten. Wir fahren die Ronda Picola der Marathons, und weil keiner eine Schwäche zeigen will, geht es im zügigen Tempo den langen Anstieg rauf, um dann vom höchsten Punkt im rasanten Tempo auf dem schönen aber anspruchsvollen Trail wieder zum See runter zu cruisen.

Kurz vor dem Hotel fängt dann plötzlich Ralfs Rad an schwammig zu werden. Was ist da schon wieder los? Die Steckachse vom Hinterbau ist gebrochen. :affe_sieht_nichts: So muss Ralf am nächsten Tag T-Racer und Jens allein die schönen Trails fahren lassen und sich auf die Suche nach einem Ersatzteil machen. Auf dem Festivalgelände angekommen, klappert er alle Stände ab und bekommt überall die gleiche Aussage „Zu speziell, haben wir nicht dabei“. Auch ein Centurion-Shop kann ihm nicht weiterhelfen, und auch die Testräder der Hersteller will keiner an Ralf verleihen, zumal es auch fast nur Enduroräder sind. In einem Bikeshop in Riva bekommt er dann doch noch ein Rad. Ein Cannondale Scalpel, aber durch den abfahrtslastigeren Aufbau mit gefühlten drei Kilo mehr als sein Centurion. Dazu kommen noch die nicht leicht rollenden Reifen, aber besser als gar nichts.

SCOTT BIKE Marathon in Riva del Garda | Samstag, 29. April

Ralfs Rennbericht:

Mit meinem Cannondal Scalpel mache ich mich etwas früher auf den Weg als die anderen, da der Start der Lizenzklassen als erstes erfolgt. Gut rollt das Rad nicht gerade und die Beine müssen ordentlich aufs Pedal drücken, so dass ich nicht schon gleich am Anfang reißen lassen muss.

Wie immer stellt sich bei einem Massenstart die Frage, auf wen ich aufpassen muss. Ich habe mal wieder vergessen, die Starterliste zu studieren, also entscheide ich mich für die Fahrer mit den grauen Haaren. Zwei, die um mich herum tanzen, könnten meine Altersklasse sein. Da versuche ich dran zu bleiben. Der eine kann mir berghoch nicht folgen, doch im Downhill fliegt er wieder an mir vorbei. Im nächsten Anstieg hab ich ihn aber wieder.

Der andere ist runter wie hoch besser als ich, da hänge mich ans Hinterrad und denke gar nicht erst daran, Führungsarbeit zu leisten. Nicht ganz nett – aber notwendig. Erst zum Ende des Rennens starte ich die ersten Versuche, an ihm vorbeizugehen. Im Anstieg kann ich ihm ein paar Meter abnehmen, doch im nächsten Downhill hat er mich schon wieder. Erst am letzten Anstieg scheint der Vorsprung etwas größer zu sein. Wir kommen zusammen in Riva an, also heißt es ab jetzt taktieren. 500m vorm Ziel wird es etwas winklig und ich trete voll drauf, kann eine Lücke reißen und das Duell für mich entscheiden. Sportlich fair klatschen wir uns ab. So muss Racen sein, es hat uns beiden sehr viel Spaß gemacht. Ich musste dann auch feststellen, dass er 10 Jahre jünger ist. :mann_zuckt_mit_schultern:

T-Racers Rennbericht:

Nur eine Woche nach dem Rennen in Göttingen sollte für mich die MTB-Wettkampfsaison beginnen. Die Ronda Grande war, wie schon so oft mit 59 KM und 2300 HM meine Strecke der Wahl. Um 07:55 Uhr ist der Start. Also stehe ich ab ca. 07:30 Uhr gemeinsam mit Felix und Jens, welche mich auch schon im Jahr zuvor begleitet hatten, im Startblock B. Ralf als Lizenzfahrer wurde schon um 07:30 Uhr auf die Strecke entlassen.

Nach dem Start finde ich mich recht schnell ganz vorne in meiner Gruppe wieder und rase mit Vollgas der Steigung Richtung Tenno entgegen. Als es steiler wird, reduziere ich etwas und lasse mich zurückfallen. Ich habe Bedenken, dass mich mein Belastungsasthma wieder einbremst, unter welchem ich seit meiner Corona-Infektion vor einem Jahr hin und wieder leide. Noch tags zuvor konnte ich nach Luft japsend Jens und Ralf kaum folgen, als wir hier zur Streckenbesichtigung hinaufgefahren sind. Am Renntag hatte ich glücklicherweise überhaupt keine Atemprobleme.

Felix und Jens musste ich kurz ziehen lassen, konnte beide aber nach ca. 700 Höhenmetern kurz vor dem technischen Anstieg nahe der Streckenteilung wieder ein- und schließlich überholen. Der dann folgende erste richtige Trail hat wie immer richtig Spaß gemacht. Weiter ging es ins Val Lomasone, wo ich Jens und Felix wieder aufschließen ließ. Zu dritt fegten wir durch das Tal in den zweiten langen Anstieg des Tages, welcher mit seinen Betonrampen und bis zu 17 Prozent Steigung ordentlich Kraft kostet. Oben angekommen fuhren Felix und ich die ca. 6 KM lange „Cross Country“ Sektion in Formation entlang. Auf tollen Trails in leicht welligem Profil macht das Fahren besonders viel Spaß. Hier habe ich bewusst etwas Tempo rausgenommen, um Kräfte für das Finale zu sparen und um die Fahrt zu genießen.

An der nächsten Verpflegung fuhr Felix links raus, um seine Flaschen auf zu füllen, während ich weiterfuhr und in den nächsten technischen Trail abbog. Dieser spuckte mich nach ordentlichem Gerüttel auf der Teerstraße aus, wo ich kurz bei rasantem Tempo verschnaufen konnte, bevor der finale Anstieg zur Bocca di Tovo mit seinen 440 Höhenmetern wartete. Bei angenehmen Temperaturen mit bereits leicht ermüdeten Beinen ließ sich der Anstieg gut fahren und es ging schlussendlich in den Novino Trail. Zwei Tage zuvor, noch voller Respekt und wenig geschmeidig, musste ich dort an zwei Stellen absteigen und schieben. Doch wie so oft ist im Rennen alles anders. Voller Adrenalin, mit erhöhter Aufmerksamkeit, deutlich höherem Tempo und natürlich etwas mehr Risiko bin ich den Trail komplett durchgefahren und konnte noch etliche Fahrer überholen.

Beim Blick auf die Uhr habe ich festgestellt, dass ich in etwa bei der selben Zeit wie 2022 im Ziel ankommen würde. Es wartete noch die Abfahrt durch die Olivenhaine und die zähe Straßenpassage im Gegenwind bis ins Ziel. Am Ende der Abfahrt überholte mich ein Fahrer und forderte mich auf, ihm im Windschatten zu folgen. Das Tempo war mir eigentlich zu hoch, doch forderte er mich nochmals auf und rief mir etwas zu, was ich nicht verstanden habe. Also mobilisierte ich die letzten Kräfte und fuhr an ihn heran. Gemeinsam preschten wir Richtung Ziel und wechselten uns regelmäßig in der Führung ab, bis wir beide völlig fertig über die Ziellinie rollten. Es stellte sich heraus, dass mein Namensvetter Thomas mich wiedererkannt hatte. Auch er war 2022 bei der Transalp dabei und wird auch in 2023 wieder am Start stehen. Danke an dieser Stelle für Deine Motivation. Ich freue mich auf ein Wiedersehen.

Zu guter Letzt habe ich mit 4:12 h auf die Minute genau in der selben Zeit wie 2022, bei vergleichbaren äußeren Bedingungen gefinished und dabei mit Platz 18 AK sogar eine bessere Platzierung, bei einem deutlich größeren Starterfeld in meiner Altersklasse, erreicht. So kann es gerne weitergehen.

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