SQLab 612 R oder es gibt keinen richtigen Sattel im falschen Leben. Der neue SQLab 612 R überzeugt durch variable Sattelbreite, kurzes Gestell, gute Härte bei niedrigem Gewicht. Trotzdem hat Daniel die sexistische Werbeanzeige des Herstellers nicht vergessen.

Frei nach Adorno es gibt keinen richtigen Sattel im falschen Leben flatterte der neue SQLab 612 R Sattel beim Teamchef ins Haus, obwohl zur Jahresbeginn die Aufregung bezgl. SQLab und der sexistischen Werbeanzeige groß war. Aus diesem Grund erwähnte Daniel bisher auch nicht, dass er den Sattel getestet hat.

Im Kapitalismus muss eine gewisse Ambiguitätstoleranz gelten. Ich finde auch Supermärkte und verpacktes Gemüse doof, trotzdem bin ich häufiger Kunde dort. Wichtig ist das Bewusstsein für die Sache. Das die Anzeige zum SQLab 612 R verschwand kann auch als ein Zeichen in die richtige Richtung bewertet werden oder Zufall oder Schönfärberei.

Warum also der Wechsel zum SQLab 612 R?

Tune Speedneedle Marathon

Seit Jahren fahre ich den Tune Speedneedle Marathon, also die um 10mm breitere Version des 125mm schmalen Leichtgewichts aus dem Hause Tune. Der Sattel passt nahe zu perfekt, wie auch eine Druckmessung bei STAPS bestätigte. Aber eben nur fast. Denn mit seinen 135mm ist der Sattel für den Abstand meiner Sitzknochen minimal zu schmal und insbesondere bei längeren Events (12+ Stunden) sitze ich zunehmend unrund. Bis zu einem gewissen Grad liegt es auch an der Belastung und Distanz aber eben auch an der zu geringen Sattelbreite.

Eine zeitlang bin ich einen 140mm breiten Mileba ProPo gefahren, eine individuelle Maßanfertigung. Leider gibt es Mileba nicht mehr, problematisch war hier der Übergabe zwischen Sattelnase und Sitzauflage, die scharfkantige Außenfläche zerstörte reihenweise Hosen.

Andere Sattel kämen nie in Frage, weil die Sattellänge zu lang ist und ich kurze Sättel bevorzuge. Selbst der Tune Komfort war mir bereits zu lang. Der SQLab 612 R ist 1cm kürzer als der Tune Speedneedle und mit 140mm in der Breite perfekt – zumindest in der Theorie.

SQLab 612 R

Was also machen? Die Fakten ignorieren und mit fast perfekt zufrieden geben, weil die Anzeige sexistisch war? In letzter Konsequenz dürfte ich dann auch nicht mehr in den Supermärkten einkaufen gehen, müsste die Arbeitsbedingungen sämtlicher Anbauteile meines Rads hinterfragen. Abgesehen von davon ist der Bezug von Tune aus Leder…

Ich habe bereits viele Sättel ausprobiert, zuerst auf meinem Rollenrad und (so die Theorie) danach dann im Gelände. Bisher habe ich nie über das Rollenrad hinaus getestet, weil das Sitzgefühl nicht besser als beim Tune Speedneedle war.

Den SQLab 612 R habe ich zuerst in der günstigeren S-Tube Variante bestellt und getestet, anschließend die Carbon Variante mit 135 Gramm Gewicht.

Perfektes Sitzgefühl ab der ersten Sekunde

Es ist immer etwas tricky einen neuen Sattel an einem gefitteten Bike zu montieren, insbesondere dann wenn die Maße sich derart unterscheiden. Durch den Kürzeren Sattel passte natürlich der Nachsitz nicht auf Anhieb, das erhöhte Heck sorgte auch für eine Veränderung der Sitzhöhe. Trotzdem fühlte sich bereits der Sattel beim ersten Sitzen perfekt an. Meine Sitzknochen lagen auf, ich saß viel besser auf dem Sattel und obwohl das Pedalieren aus o.g. Gründen nicht rund lief, war das Sitzen perfekt.

Nachsitz und Sitzhöhe habe ich manuell angepasst, ein Fitting im Oktober wird hier den letzten Schritt Richtung Perfektionismus bringen und seitdem fühlte sich der Sattel auf der Rolle super an. Für mein Hape Bike bestellte ich direkt die leichtere Carbon Variante, hier zählt jedes Gramm!

Im Gelände ist der Sattel ebenso überzeugend. Der taillierte Schnitt und die kurze Nase bringen viel Beinfreiheit und obwohl ich derzeit ausschließlich Hardtail fahre, kann ich hier auf Wiesen und unter anderen holprigen Bedingungen sitzend perfekt weiterfahren.

Gegenüber dem Tune Speedneedle ist der Sattel aufgrund der besseres Passform (Auflage des Beckens) und des verlängerten Dips, die Vertiefung in der Mitte des Sattels, von Vorteil. Der Dip ist insbesondere auf längeren Strecken ein Gewinn. Sowohl beim Stoneman als auch wenige Tage später beim Ruruferradweg fuhr ich beschwerdefrei. Was mir ebenfalls positiv aufgefallen ist, dass ich am Tag nach diesen großen Belastungen auch bequem auf dem Sattel sitze. Das war beim Speedneedle nie der Fall.

Die korrekte Breite ist so wichtig

Mit dem Tune Speedneedle hätte ich auch weiter sehr gute Leistungen abliefern können aber mit dem SqLab 612 R geht das alles ein Stück bequemer. Ich hüpfe weniger auf dem Sattel herum, fahre dadurch stabiler und erziele eine höhere Kraftübertragung. Gefühlt mit weniger Energieeinsatz. Auch der untere Rücken wird weniger belastet, weil das Becken sich selbst besser stabilisiert.

Witzigerweise hat Thomas zeitgleich ebenfalls einen SqLab 612 R getestet und kommt zu dem gleichen Fazit. Einig sind wir uns darin, dass für den perfekten Nachsitz und Sitzhöhe ein Fitting notwendig ist, aber mit unseren Zwischenlösungen sind wir bereits zufriedener als mit dem gefitteten Tune Speedneedle, den wir zuvor beide gefahren sind.

SQLab 612 R Beschreibung

  • Kürzer – Taillierter – Leichter – schneller 
  • Mehr Leistung durch Ergonomie ab 125 g.
  • Das nochmal erhöhte Heck gibt mehr Halt und damit eine bessere Kraftübertragung. Auf gerader Strecke und insbesondere bergauf ein großer Vorteil.
  • Die starke Taillierung und die schmale Sattelnase ergeben mehr Beinfreiheit.
  • Die bewährte SQlab ERGOWAVE® Form entlastet den Dammbereich und verhindert energiezehrende Schutzhaltungen.
  • Die Sattelschale ist bis in das letzte Detail gewichts- und flexoptimiert.
  • Mehr Steifigkeit in Längsrichtung und perfekt abgestimmter Materialflex zur Seite hin, bedeuten mehr Komfort bei gleichzeitig weniger Gewicht.
  • Der Bezug ist in erster Linie extrem leicht aber auch abriebfest und griffig. Die Polsterung ist geschlossenzellig und stark minimiert. Der Komfort kommt aus der Form und dem als Gesamtsystem abgestimmten Flexverhalten zwischen Streben – Schale – Schaum.

Fazit

30 Gramm schwerer als das Leichtgewicht aus dem Hause Tune aber dafür deutlich komfortabler, Leistungszugewinn, weniger erschöpfend, mehr Beinfreiheit, mehr Stabilität und ein verbessertes Sitzgefühl – auch ohne Bike Fitting.

Ich bin zufrieden und bereue meine Entscheidung nicht. Und mit der Ambiguitätstoleranz kann ich leben, zumal ich nicht müde werde und weiterhin ein kritisches Augenmerk auf die Werbekampagnen aus dem Hause SqLab werfen werde.


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4 Gedanken zu „SQLab 612 R Carbon im Test“

  1. Hallo Daniel,

    mit welcher Sattel-Überhöhung fährst du denn den 612 R?

    Bin gerade auch am Überlegen, mir einen neuen Sattel zuzulegen. Mein Bike ist ein Cube Elite, und laut SQLab ist der R nur für Personen gedacht, welche mit einer Überhöhung von mehr als 5 cm fahren.

    Eigentlich müsste der R dann ja für alles, was nicht mit Unterlenkerhaltung gefahren wird, nicht optimal passen. Aber das Gewicht reizt mich ja schon :-)

    LG,

    Nico

  2. Hallo Daniel,

    warum habt ihr denn meinen Kommentar gelöscht? :-)
    Wollte doch nur wissen, mit welcher Überhöhung du den R fährst, und ob er auf einem XC Hardtail eine gute Option wäre, im Gegensatz zum 612 Carbon ohne R.

    LG,

    Nico

    1. Ich habe den Sattel noch nicht gefittet, dass mache ich erst Mitte Januar. Ich habe meine normale Überhöhung genommen, wie beim anderen Sattel auch. Logischerweise ändert sich aber die Einstecktiefe des Sattels.

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