Und Zack ist es vorbei. Mein erstes Rennen der Saison ist durch. Und Rund um Köln hat die Messlatte in Sachen Schmerzen, Spaß und Leistung extrem hoch gelegt. Nachdem Maren und ich die Strecke ja bereits im April gemeinsam mit Coffee & Chainrings Urgestein Stefan getestet haben, ging es am 10. Juni dann endlich, teilweise begleitet vom WDR (ab Minute 26:40) und gemeinsam mit Maren, Stefan und Jens im Renndress auf die Strecke des Skoda Velodom 60.
Starten mit den VIPs
68 Kilometer in Berg und Talfahrt, raus aus Köln, rein ins bergische Land und wieder zurück nach Köln. Was nach einem beschaulichen Tagesausflug mit der Familie klingt, war hier allerdings eine flotte Fahrt. Um nicht den gleichen Fehler wie im vergangenen Jahr beim Münsterland Giro zu machen und von ganz hinten zu starten, haben wir unsere Durchschnittsgeschwindigkeit mit 37 km/h angegeben. So konnten wir aus Startblock B starten. Außerdem standen wir diesmal auch schon etwa eine Stunde vor dem Startschuss im Block. Bloß nicht ausbremsen lassen war das Motto.
Geplant war eine Fahrtzeit von ca. 2 Stunden. Maren, wie immer meinen Leistungen gegenüber gnadenlos optimistisch, tippte, dass ich vor ihr im Ziel sein würde. Ich, wie immer Zweckpessimist, sah mich im steilen Anstieg von Sand vom Rad steigen und im Besenwagen sitzen. Wie auch in Münster sollte Maren recht behalten. ;)
Der Start, übrigens mein erster im Coffee & Chainrings Team Dress, verlief, naja, recht fließend. Das Skoda VIP Team, stellte sich vor Block B zum Start auf. Der Startschuss galt allerding nicht nur dem grün-schwarzen Block, sondern auch uns. Etwas verwirrt aber von anfang an schnell ging es also auf die Strecke. “Knallgas geben” ist hier glaub ich der richtige Ausdruck. Mein Puls pendelte sich bei 180 ein und der Tacho zeigte knapp 50 km/h. Was Adrenalin nicht alles bewirken kann. So einen Schnitt würde ich mir mal im Training wünschen.
Die ersten Kilometer aus der Stadt raus wurden von mir also Vollgas gefahren. Der erste Anstieg bremste mich dann allerdings aus. Gefühlt jedenfalls, denn der Tacho zeigte immer noch knapp über 30 km/h. IN.EINER.STEIGUNG! Das ist doch alles bescheuert. Ich rate euch auf jeden Fall dazu mal in so einem Rennen zu starten, um zu testen wo wirklich eure Grenzen liegen.
Maren, die wie schon in Münster kurz nach dem Start weggezogen war, tauchte wieder auf. In einem kleinen Pulk ging es dann in die Anfahrt zum Anstieg nach Neschen. Und meine Beine haben selten so gebrannt, meine Lungen selten so gepumpt. Dafür liebe ich den Radsport.
Schwere Beine und Wellen des „Glücks“
Oben angekommen, war die Gruppe zersplittert. Mit schweren Beinen ging es dann in die Wellen. Bergauf, bergab, bergauf, bergab. Und anders als erwartet war bergab eine wunderbare Erfahrung. Auf gesperrten Straßen mit ordentlich Platz links wie rechts, macht es sogar SPaß die 70 km/h auf dem Tacho zu sehen. Vertrauen ins Material? Absolut gegeben. Mein Giant TCR Advanced 2 lässt mich doch nicht im Stich.
Nur der Sattel, den muss ich wohl mal wechseln. Denn meine Oberschenkel wollten irgendwann aufgrund der dezent unbequemen Sitzposition nicht so wie ich, was sich dann auch auf meine Waden auswirkte. Kurz vor Krampf. Mies, wenn man in Sand und kurz darauf am Bensberg, vor X Zuschauer*innen nochmal voll reintreten will, es aber nicht macht, weil die Waden gefühlt knapp vorm Kollaps stehen. Dazu kamen ab Sand auch ein paar Magenprobleme. Mein Kohlehydratgel habe ich statt mit Wasser mit einem Isogemisch herunter gespült. Keine gute Idee, denn von da an hatte ich Steine im Magen. Merke also: Wenn da steht “Mit Wasser konsumieren”, dann konsumiert man das gefälligst auch mit Wasser!
Selbsthilfegruppen und Hinterräder
Aber sei’s drum. Zwischendrin habe ich immer wieder den Anschluss verloren, neue Gruppen gefunden, gehalten, verloren und auch den von anderen Fahrer*innen angemeckerten Zusammenschluss mit der 128 Kilometer Strecke verpasst. Auf den letzten Kilometern vor Köln konnte ich dann aber endlich wieder ein paar Hinterräder halten. Diese sollte ich bis zum Ziel dann auch nicht mehr verlieren.
Überschattet wurde die Einfaht zurück in die Domstadt von einem anscheinend ziemlich üblen Sturz etwa 6 Kilometer vor dem Ziel. Wir müssen kurz nach dem Crash vorbei gekommen sein, denn der Krankenwagen kam uns gerade entgegen. Gute Besserung an dieser Stelle und gut, dass anscheinend sonst nichts passiert ist. Auf der Severinbrücke hatte ich dann eine kurze Schrecksekunde, weil ein Fahrer ohne zu gucken auf meine Spur zog und dabei meinen Lenker streifte. Ich konnte gerade bleiben hab aber ordentlich gemeckert. Um es diplomatisch auszudrücken: Ich wäre ungern bei den Geschwindigkeiten ins Straucheln gekommen.
Rund um Köln wir sehen uns wieder
Der Zieleinlauf war auch hier diesmal sehr unspektakulär. War es in Münster ein “Oh ist es schon vorbei?”, hab ich mich hier einfach nur gefreut, absteigen zu können. Schnell Transponder abgeben, Stefan gratulieren, der kurz vor mir im Ziel aufgeschlagen war und die kühle Fassbrause genießen, die literweise gereicht wurde.
Was ich allerdings anprangere: es gab, wie auch in Münster, keine Medaille. Ja ich weiß. Man macht das alles nur zum Spaß, nur die ersten verdienen eine Auszeichnung … bla blubb. Beim Laufen klappt das doch auch. Und ich steh eben auf so schnöden Mammon. ;)
Ich freue mich auf jeden Fall auf ein Wiedersehen mit Rund um Köln 2019 und fühl mich jetzt, vor allem in den Abfahrten, deutlich besser vorbereitet auf Rad am Ring. Das wird toll und wir werden sicher vielfältig vom Ring berichten. <3