Nach dem der Umbau erfolgt war ging es auf die ersten Touren. Ich möchte voraus schicken, dass es sich hier nicht um einen Labortest von einem erfahrenen Testfahrer handelt, sondern „nur“ um einen Test eines unterdurchschnittlichen Hobbyfahrers. Die meisten Eindrücke werden subjektiv sein, da mir kein anderes Messinstrument als mein Körper zur Verfügung steht.
Ein Gastbeitrag von Ansgar G. (Vennbnike) über seine persönlichen Erfahrungen über die Vorteile einer einfach Schaltung am Mountainbike. Ansgar ist der Herr der Ketten-Ringe und in seinem Prolog und Umbau Beitrag erfahrt ihr im Blog der Vennbiker alles über die Gedanken, die Ansgar zu seinem Umbau Projekt bewogen haben.
Meine Haustouren liegen im rheinischen Flachland, das bedeutet auf einer 50 Kilometertour kommen ca 200 – 300 Höhenmeter zusammen, also ehr nichts. Es gibt ein paar schöne Trails, aber nichts anspruchsvolles. Die erste Tour bin ich dann auch ehr moderat angegangen.
Satter Antrieb und tolles Fahrgefühl
Der erste optische Eindruck war schon toll, eine fast leere linke Lenker Hälfte, nichts außer dem Griff und dem Bremshebel, das gefiel mir schon mal richtig gut. Auch der Blick nach unten ließ mich grinsen, denn auf nur ein Kettenblatt zu schauen und auch da eine aufgeräumte Leere zu sehen, fand ich toll.
Das Gefühl auf den ersten Kilometern auf Asphalt und Schotter war prima, der Antrieb fühlte sich viel „satter“ an, irgendwie konnte ich die Kraft besser aufs Hinterrad bringen. Dieses Gefühl hat sich übrigens auch bis heute nicht geändert. Ein auffälliger Unterschied zur Kassette/Kette in Erstausstatterqualität war, dass die Schaltvorgänge viel knackiger und sauberer funktionierten, da merkt man dann schon die XT Komponenten. Besondere Aufmerksamkeit schenkte ich natürlich den Schaltsprüngen vom 13er Ritzel auf das 16er und von da auf das 19er. Den größeren Abstand merkt man logischer Weise, aber so früh wollte ich mir noch kein Urteil darüber erlauben. Die ersten Kilometer wurden aber durch die erwähnten Schaltprobleme rund um das 16er Ritzel getrübt, deshalb blieb es bei dieser Tour bei Waldautobahnen und Schotterwegen.
Nach dem die Schaltung endgültig sauber funktionierte, wollte ich sehen, was der 1fach Antrieb auf meinen Hometrails zu bieten hat. Trails im Rheinland bedeuten meist in der Ebene mit vielen kurzen Passagen runter und sofort wieder hoch. Also schon mal vorher schön nen kleinen Gang gewählt. Das Gefühl trügte natürlich, denn da wo ich vorher vom Gang her fuhr, war jetzt durch das 36er Kettenblatt ein schwererer Gang, also direkt mal im Berg unter Last den Gangwechsel probiert und siehe da, es funktionierte alles perfekt. Das bedeutete für mich eine Umgewöhnung in Bezug auf die Gangwahl, was aber leicht fiel, wichtig war mir, dass ich im Berg nicht noch zusätzlich die vordere Schaltung bemühen musste, sondern mich voll auf die Gangwahl hinten konzentrieren konnte. Auch das 42er Extended Range hinten war die richtige Wahl, bei trailigen bergauf Passagen mit Wurzelstufen passte die Kombination 36/42 ganz prima.
Grenzen der 10fach Kasetten bei einfach Schaltung
Da ich im Gelände selten auf das 16er Ritzel und abwärts ging, bleib ich danach erstmal in der Ebene, um die Gangsprünge intensiver zu bewerten. Beim schnellen rollen bei ca 23 km/h macht sich der Gangsprung von 19% von 19er auf 16er Ritzel besonders bemerkbar, man muss sich entscheiden, fährt man die Geschwindigkeit mit niedriger Trittfrequenz und dadurch mit mehr Leistung oder rollt man mit hoher Trittfrequenz und trainiert die „schnellen“ Muskelfasern. Jedenfalls war es bei mir so, denn der Gangsprung liegt genau in meiner Wohlfühlgeschwindigkeit.
Der Sprung von 16er auf 13er ist mit 21% noch etwas größer, fällt aber nicht so sehr ins Gewicht, da ich den unteren Bereich mit dem 36er Kettenblatt vorne ehr selten anwähle, da ich diese Übersetzung wirklich nur auf Asphalt bei hohen Geschwindigkeiten brauche und ich versuche Asphalt zu meiden. Das wird sich vermutlich nach dem Wechsel auf das 34er Kettenblatt vorne ändern.
Die Sprünge zwischen 19/16 und 16/13 sind mir im Laufe der Zeit immer wieder aufgefallen, auch bei Touren in der Eifel, wenn es zum Beispiel eine längere Strecke mit wenig Steigung bergan geht ist mit dem 19er die Trittfrequenz(TF) oft zu hoch, mit dem 16er dann aber wieder zu niedrig. Das gleiche gilt für die Kombi 16/13. Es ist nicht selten, dass der TF-Unterschied zwischen 13 und 20 Umdrehungen liegt.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich mich häufig an einem Trainingsplan orintiere und deshalb nicht nur den Puls im Auge habe, sondern auch Wert auf die richtige TF lege. Da TF und Puls meist in Abhängigkeit von einander stehen, bedeutet so ein großer Unterschied, wie weiter oben schon beschrieben, einen Nachteil. Dieser Nachteil ist der Hauptgrund beim nächsten Wechsel der Kassette eine andere Lösung zu wählen. Vermutlich wird es dann eine Kassette die nicht von Shimano geliefert wird, sondern eine die auf den 1×10 Antrieb konstruiert ist und die Ritzel demnach auf die gesamte Bandbreite ausgelegt sind.
Der 1×10 Antrieb am Berg
Nach dem die Grundlagen abgearbeitet waren, ging es daran die Bergfähigkeit zu testen. Da, wie schon gesagt, hier im flachen Rheinland richtige Berge nicht vorhanden sind, fahre ich regelmäßig zur Sophienhöhe, das ist ein Abraumberg des Braunkohletagebaus. Hier gibt es reichlich Rampen hoch zu fahren, allerdings hat das steilste Stück nur so um die 12%. Aber für meine Zwecke reicht es. Die Trainingsrunde beinhaltet 4 relativ gleiche Rampen, von ca 4 Kilometer Länge und einem Höhenunterschied von ca 180 Höhenmetern.
Der erste Test wurde aber Opfer von Übermotivation und damit vorhandener gesteigerter Leistungsbereitschaft. Ich konnte auf jeder Rampe, meine persönliche Bestzeit verbessern, aber zu Lasten eines erhöhten Pulses, damit waren die Daten und das Gefühl für mich nicht relevant. Es hat sich generell gezeigt, dass so ein Test über einen längeren Zeitraum besser ist.
So war die zweite Testfahrt dann wieder von mehr Kontrolle gekennzeichnet. Leider steht mir an meinem Rad kein Leistungsmesser zur Verfügung, mit diesem wäre das ganze noch genauer analysierbar, aber über meine Pulskontrolle geht es auch relativ gut, da ich meiner Meinung nach schon ein sehr gutes Gefühl dafür entwickelt habe. Bei dieser Fahrt war ich von dem 1×10 Antrieb wirklich begeistert. Ich konnte fast alle Rampen mit der 36/36 Kombi fahren, nur in wenigen Fällen habe ich auf das 42er Ritzel zurück gegriffen. Am besten gefiel mir, dass ich keinen Gedanken mehr daran verschwenden musste, ob es jetzt besser ist vorne auf ein anderes Blatt zu wechseln.
Auf den Touren in der Eifel bin ich mit der Kombination 36/42 dann doch an die Grenzen gestoßen, an bestimmten Steigungen musste ich entweder absteigen, oder viel Kraft investieren, um die Trittfrequenz wieder zu erhöhen.
Einfach Schaltung mit ovalem Kettenblatt
Dann kam der nächste Schritt: Markus von den Rapiros und Christian, geschätzter FB-Freund, haben mir von einem ovalen Kettenblatt vorgeschwärmt. Da ich grundsätzlich gerne Aussergewöhnliches ausprobiere, bestellte ich mir ein ovales absoluteBlack Kettenblatt mit 34 Zähnen aus dem Tune-Regal.
Ovale Kettenblätter: Biopace vs. absoluteBlack
An dieser Stelle möchte ich kurz auf den Unterschied zwischen Biopace und den absoluteBlack-Kettenblättern eingehen. Bei Biopace war es so, das die Ovalität ihren größten Durchmesser genau in der Achse der Kurbel erreichte, im oberen Totpunkt der Umdrehung. Bei absoluteBlack ist die größte Ovalität vor dem obersten Totpunkt, das soll laut Aussage von absoluteBlack einen runderen Tritt ergeben und dadurch ein effektiveres, weniger anstrengendes Pedalieren.
Das ovale Kettenblatt von absoluteBlack hat eine Ovalität von 12%, zum Vergleich ist es im größten Durchmesser so groß wie ein rundes 36er Blatt und im kleinsten Durchmesser so groß wie ein 32er Blatt. Es verfügt über Narrow/Wide-Zähne, die möchte ich auf keinen Fall mehr missen, denn ich hatte seit der Montage des Blatts vor 900 Kilometern keinen einzigen Kettenabsprung mehr. Um die Kettenlinie wieder optimaler auf die Mitte der Kassette zu bringen, habe ich 2mm Spacer montiert.
Die erste Fahrt mit ovalem Kettenblatt
Die ersten Kilometer mit dem ovalen Kettenblatt waren schon etwas seltsam, nicht unangenehm, aber seltsam. Ich kann noch nicht mal genau beschreiben wie es sich anders anfühlt. Das ist übrigens auch ein Punkt den Tune/absoluteBlack auf der Homepage beschreibt, es ist schwer zu erklären, man muss es fühlen. Das seltsame Gefühl ist aber relativ schnell einem normalen Trittgefühl gewichen. Ein erster positiver Punkt ist, dass der Wiedereinstieg in das Pedalieren nach einer trittlosen Phase sehr viel geschmeidger passiert.
Auf meinen ersten Touren auf meinen Hometrails und Waldautobahnen konnte ich nur eine leichte Verbesserung feststellen, es scheint tatsächlich runder zu laufen. Der große Aha-Effekt kam erst bei größeren Anstiegen. So konnte ich feststellen, dass der Tritt bei Belastung tatsächlich runder ist und dadurch auch effektiver. Was am meisten auffällt ist, dass das Totpunktgefühl, also der Moment wo die Kraft von einer Zugkraft am Pedal auf die Trittkraft auf das Pedal wechselt, weg ist. Hierbei muss man immer bedenken, dass ich ein Hobbysportler bin, die Profis treten mit Sicherheit sowie so schon „runder“ da sie in der Totpunktphase das Pedal nach vorne schieben bzw nach hinten ziehen. Diese Fähigkeit erlangt man meiner Meinung nach aber erst nach jahrelangem Training.
Was ich schon schaffe ist, nicht nur auf das Pedal zu treten, sondern auch auf der Gegenseite das Pedal zu ziehen und in dieser Situation ist der Totpunkt durch die Ovalität quasi eliminiert. Laut absoluteBlack werden durch diese Konstruktion Belastungsspitzen der Muskeln vor dem Totpunkt und Entlastungsspitzen der Muskeln nachdem Totpunkt ausgelichen und dadurch eine effektivere und gleichmäßigere Nutzung der Muskelenergie gewährleistet.Das kann ich absolut bestätigen. Gerade auf langen, steilen Anstiegen mit 15-20% in der Eifel konnte ich eine gleichmäßigere Leistungsabgabe feststellen ohne dass sich die Muskeln nach dem Anstieg ausgelaugt anfühlten, übrigens auch nach 74 Kilometern bei der letzten Eifeltour nicht.
Auf die richtige (Kettenblatt) Größe kommt es an
Apropos Eifeltour: weiter oben beschrieb ich, dass ich mit dem ovalen 34er Blatt teilweise an meine Grenzen gestoßen bin. Deshalb habe ich als vorerst letzte Ausbaustufe ein ovales 32er Kettenblatt von absoluteBlack montiert. Diese Maßnahme war die absolut richtige! Es sorgt nicht nur dafür, dass ich nach oben hin etwas mehr Reserven habe, sondern optimiert über die gesamte Bandbreite die Übersetzungsverhältnisse. Und das wirklich für mich schon fast optimal. Einen kleinen Nachteil gibt es natürlich: nach unten hin fehlt etwas, bergab treten oder Asphaltabschnitte rollen sorgen mit dem 32er Blatt dafür, dass die TF bei 40km/h bei ca 110 liegt, für meine Verhältnisse oberste Grenze. Da ich aber nicht so oft in dieser Geschwindigkeit fahre, ist es erst mal OK so.
Es gibt einen Punkt, den ich erwähnen sollte: der 1×10 Antrieb fördert den Trainingseffekt. Bei einem 3fach oder 2fach Antrieb kann man auf das kleine Kettenblatt wechseln, wenn es steil wird. Das entfällt jetzt! Möchte man nicht absteigen, muss man mehr Leistung bringen! Er zwingt einen dran zu bleiben, es gibt keinen Rettungsring! Mir hat das extrem viel gebracht, meine Bergfähigkeiten konnte ich in den letzten drei Monaten extrem verbessern. Die Kombination mit einem Trittfrequenztraining hat Wunder bewirkt, bin ich früher mit einem 75er TF-Schnitt gefahren, sind es heute 85 bis 90 am Berg, das zusammen mit dem ovalen Kettenblatt hat bei mir Wunder bewirkt.
Fazit
Abschließend bleibt folgendes fest zu stellen: die 1fach Antriebe sind der Hype im Moment, wobei 10fach ehr seltener vorkommt, 11fach ist Hip, 12fach das Außergewöhnliche. Es bleibt einem selbst überlassen, ob man den Weg geht wie ich und einen 10fach Antrieb aus teilweise vorhandenen Komponenten bastelt oder direkt auf einen neuen 11fach Antrieb umbaut. Dazwischen gibt es logischer Weise auch noch ein paar Möglichkeiten. Fakt ist, dass ich nie wieder runde Kettenblätter fahren werde!
Bei der Racing Diva ist demnächst die Kassette verschlissen, mal sehen was für Blüten das treibt, eine spezielle 10fach Kassette ist genauso möglich wie eine weitere Modifizierung der jetzigen Variante, vielleicht doch das 17er drin lassen und nur das 15er entfallen lassen, damit würde man den Sprung zwischen 19 und 17 wieder angenehmer machen, hätte dann aber einen größeren Sprung zwischen 17 und 13 zur Folge….. mal sehen wo hin der Weg führt.
Der Herr der Ketten-Ringe, die Trilogie:
Der Herr der Ketten-Ringe „Der Prolog“, erschien am 28. Februar auf Vennbike.de
Der Herr der Ketten-Ringe „Der Umbau“, erschien am 6. März auf Vennbike.de
Der Herr der Ketten-Ringe „Der große 1×10 Fahrbericht“, erschien am 1. Mai bei Coffee & Chainrings
Vielen Dank Ansgar für deinen Gastbeitrag. Zu Kaffee passen nun einmal am besten Ketten-Ringe! Egal, ob rund oder oval! Einfach, zweifach oder dreifach.
Danke für den tollen bricht Ansgar. Bereits deine ersten beiden Blogbeiträge haben mir das Thema einfach Antrieb sehr schmackhaft gemacht und ich glaube, dass ich das Experiment bei meinem MAO-TAIN Bike wagen werde, allerdings dann in der gehobenen 1×11 Variante, um die großen Sprünge auf den Ritzeln vorzubeugen.
Gerade beim Trainingsbike dürfte sich so auch der Verschleiß reduzieren, einen Punkt den du bisher gar nicht erwähnt hattest.
Ich bin Feuer und Flamme, packen wa’s an!
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Sehr guter Bericht, habe nach meinem Wechseln von 3×8 auf 1×10 (Shimano 11-36 mit KB 32) ähnliche Erfahrungen gemacht. Nächster Schritt wird bei mir wohl auch 1×11 oder gar 1×12 ;)
Leider hast du einen kleinen Fehler gemacht: du verwechselst Drehmoment und Leistung. Wenn du bei konstanter Geschwindigkeit einen niedrigeren Gang wählst, erhöht sich die TF, das Kurbelmoment nimmt ab, aber die Leistung (Produkt aus TF und Moment) bleibt gleich.
Frohe Weihnachten!!