Mit Leidenschaft wird ein Gefühl oder eine Emotion beschrieben, die man für eine Sache oder eine Tätigkeit empfindet, sie kann so wohl positiv als auch negativ sein. Alle von uns kennen dieses Gefühl, in den meisten Fällen als positives. Man kann dieses Wort aber auch in seinem ursprünglichen Sinn betrachten: es beschreibt etwas, dass Leiden schafft! Darum geht es in diesem Beitrag.
Ein aktuelles Ereignis hat mich dazu bewogen, über das Wort in seinem ursprünglichen Sinn nach zu denken. Auf meiner letzten MTB Runde war ich nach 5km einen Moment unaufmerksam, bzw mit dem Blick schon 10 Meter weiter vorne. Ich übersah ein Hindernis, auf dem mein linkes Pedal in der Abwärtsbewegung auf setzte und dafür sorgte, dass ich wie von einem bockenden Pferd geradewegs über den Lenker von meinem Rad abgeworfen wurde. Ich landete unsanft auf der rechten Seite und prellte mir die unterste Rippe. Wobei ich noch nicht sicher bin was genau da Schmerzen bereitet. Jedenfalls quälen mich die Schmerzen in verschiedenen Situationen schon ordentlich.
Wie so oft galten nach dem Sturz die üblichen Regeln: Steht nix komisch weg oder blutet den Waldboden voll, aufstehen, Luft holen, Krönchen richten und weiter gehts. Natürlich habe ich an diesem Tag die 50km voll gemacht, Schmerz hin oder her. Und da ich zur #allebekloppt Community gehöre, habe ich am nächsten Tag auch noch die 115km Gran Fondo gefahren. Dabei fühlte sich die Prellung die ganze Zeit wie Seitenstechen an. Da der Kopf aber wusste, dass es „nur“ die Prellung war, war es OK. Ich leidete für meine Leidenschaft.
Der immer noch andauernde Schmerz hat mich bewogen über das Thema zu schreiben. Es gibt ein bestimmtes Ereignis, dass ich mit dem Wort Leidenschaft und der sinngemäßen Bedeutung „Leiden schaffen“ in Verbindung bringe. Es war ein Tour mit den Vennbikern in der schönen Eifel und wir fuhren an einem Bach einen Pfad entlang, der mit verschieden hohen Stufen gespickt war, die auch noch verschiedene Abstände hatten. An der letzten Stufe verließ mich meine Sicherheit und ich stürzte auf meine rechte Schulter. Ich hatte mir auch da heftigst etwas geprellt. Also hatte meine Leidenschaft, das MTB fahren, Leiden geschafft, die Prellung. Dann kommt die positive Eigenschaft der Leidenschaft ins Spiel. Grundsätzlich hätte ich an dieser Stelle die Tour abbrechen sollen. Die Leidenschaft in der Vennbiker Gemeinschaft diese 70km Tour zu Ende zu fahren, sorgte aber dafür, dass ich den Schmerz, also das Leid, aushielt, auch wenn ich auf fast jedem Trail absteigen musste, weil jeder Stoß enorme Schmerzen verursachte.
Bei uns Sportlern, die wir halbwegs intensiv unseren Sport und damit unsere Leidenschaft betreiben, tritt dieses Leiden schaffen immer wieder auf. Grundsätzlich haftet dem Wort „Leiden“ ein negativer Touch an, ABER bei uns Sportlern ist das anders. Bei uns wird Leiden als etwas positives betrachtet. Wir leiden vorwiegend und gerne, im Training, im Wettkampf und auch in den Ruhephasen. Und wir tauschen uns liebend gern über unser Leiden aus, mindestens genauso gerne wie über unsere Erfolge. Ganz einfach weil es Teil unseres Sportlerdaseins ist.
Es gibt reichlich Beispiele dafür, ein gutes Beispiel ist mein Teamkollege Daniel. Er leidet ganz besonders gerne bei seinem Krafttraining. Aber es ist positives Leiden, weil er weiß dass er gestärkt aus diesem Leiden hervor gehen wird. Und er leidet, weil er weiß, dass er belohnt wird, nämlich mit steigender Kraft. Diese steigende Kraft kann er wiederum für seine Leidenschaft, das MTB fahren einsetzen und damit schließt sich der Kreis.
Ein perfektes Beispiel ist der Endurange Daniel. Er hat das Leiden für seine Leidenschaft, das Laufen, perfektioniert. Schaut man sich seine Twittertimeline an, leidet er eigentlich ständig. Er braucht das einfach! Das Schöne dabei ist aber, dass er es fast immer in positive Ereignisse umsetzen kann, gerade aktuell mit dem bewältigen des Frankfurt Marathons. Aber er wäre nicht Daniel, wenn er nicht auch da leiden würde und so ließ er sich den leidenden Körper im Ziel erst Mal von den Sanitätern versorgen.
Aber wir leiden alle meist positiv, sei es durch Muskelkater nach dem Training oder Erschöpfung nach einem Wettkampf oder halt durch Schmerzen die durch einen Sturz während der Erfüllung unserer Leidenschaft entstanden sind. So ist es bei mir. In mir lösen die Schmerzen der Prellung positive Gefühle aus, da ich weiß, dass sie während einer leidenschaftlichen MTB Tour entstanden sind. Und meine Leidenschaft fürs Fahrradfahren sorgt dafür, dass ich trotz Schmerzen heute wieder zusammen mit Daniel eine Runde drehen werde.
Man sagt Schmerz ist Schwäche die den Körper verläßt, ich denke aber Schmerz ist die Erinnerung an unsere Leidenschaft, den Sport. Heute werden viele in der Twittertimeline durch ihre Leidenschaft, das Marathonlaufen, leiden! Die Nachwirkungen des Frankfurt Marathon! Aber dieses Leiden wird Euch an Eure Leistung erinnern und ist deshalb durchweg positiv!
In diesem Sinne, ich leide mit Euch, Eure Diva
Hmm. Montag morgen, Kaffee aufgeladen, Blog an. Uhhh, Ansgar war schon da :-)
Zum Beitrag: Ich mag das Wort Leidenschaft nicht wegen seiner Doppelmoral und negativen Implikation. Bei meinem Krafttraining leider ich wie du richtigerweise geschrieben hast aber im Zentrum dessen steht der Genuss des Schmerz. Thorsten sagt immer „Langsamer, du musst den Schmerz aufsaugen und genießen.“
Mit der erstklassigen Motivation aus „mentales Training für Triathleten“ habe ich mich endgültig von der Leidenschaft getrennt. Ich habe kein Leiden, stattdessen Ziele, Fokus und Motivation.
Aber für einen Zustand, den Winston Churchill trefflich formulierte, passt die Leidenschaft dann doch wiederum perfekt: Wenn Du durch die Hölle gehst, geh weiter!
Ich leide zwar nicht ständig, aber ich hab kein Problem damit es zu tun. Unverständnis anderer Menschen hin oder her … das könne keinen Spaß machen. Das liegt aber auch daran, wie viel Raum man dem ganzen gibt.
Manche Dinge muss man einfach geschehen lassen – sie akzeptieren. Achtsamkeit ist das neue Stichwort, dass mich seit einiger Zeit umtreibt.
Noch nie lag wirklich ernsthaft körperliches Leiden und Freude bei einem Finish so nah beieinander. Für mich bedeutet „leiden“ auch die Umsetzung des Star Wars Zitat (das ich dennoch grandios finde)
„train yourself to let go of everything you fear to lose“
Schön dass ich genau die Kommentare von Euch bekommen hab, die ich erwartet habe! Daniel L kenne ich mittlerweile so gut, dass ich eigentlich den Kommentar hätte selber schreiben können. ;-) Ich teile Deine Meinung! Und Daniel P, Du drückst Deine Leidenschaft bisher halt gerne erst mal negativ aus um dann aber positive Gefühle im Ergebnis daraus zu generieren. Daniel L und ich haben diskutiert was besser ist, erst Mal komplett negativ an eine Sache heran zu gehen um sich dann an dem positiven Ergebnis zu erfreuen oder mit hohen positiven Erwartungen anzutreten um sich dann bei Erfolg bestätigt zu fühlen oder bei Misserfolg daraus zu lernen. Ein Feld für reichlich Diskussionen wie ich finde.
Danke für Eure Kommentare ihr beiden Daniels
Was soll ich als Ultratrailläufer dazu sagen? Leiden gehört einfach dazu, nach <10 Stunden auf dem Trail leidet man einfach immer irgendwann und irgendwie. Hören wir deshalb auf? Nein, natürlich nicht!
Es ist ein gutes Gefühl sich körperlich und geistig zu fordern und daran zu wachsen.
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