Von der Webseite des Veranstalters: Am 31. Mai ist es an der Zeit, deine eigene Region (neu) zu entdecken, deine eigene Route zu planen und so viel Gravel wie möglich zu bewältigen. Gemeinsam machen wir es wieder zum größten und berühmtesten Gravel-Event der Welt. Und das Beste daran: Es beginnt vor der eigenen Haustür.
- Start um 6:00 Uhr (ganz im Sinne des UNBOUND)
- Selbst gewählte Gravel-Route über 25, 40, 80, 160, 320 oder 570 km.
- Keine Streckenbetreuung
- Feiern nach der Fahrt ist Pflicht
- Keine Gebühren, keine Grenzen, nur Spaß
Gemeinsam rollen, was uns bewegt
Es war einer dieser spontanen Entschlüsse, die sich im Rückblick wie ein Puzzlestück ins große Ganze fügen: Tim, T-Racer und Marcus hatten im vereinsinternen Teams-Kanal ihre REBOUND Event-Badges gepostet, was Nicole und Marc gleichermaßen begeisterte und zum Nachdenken anstieß – gaaanz schnell war klar, dass sie auch dabei sein wollen.
Berichte unserer Protagonisten: Tim • Marc & Nicole • T-Racer & Marcus

Tim
Rebound 25 – Ein ungeplantes Epos auf zwei Rädern
Was für ein Ritt! Vergangenen Samstag stand eigentlich ein ganz anderes Kaliber auf dem Programm: Rebound 25, die epische 570km Graveltour durch Eifel und Ardennen. Doch wie das Leben so spielt – und das Wetter manchmal eben auch einen Strich durch die Rechnung macht – mussten die Pläne kurzfristig über den Haufen geworfen werden. Angekündigte Unwetter? Da hilft nur eins: eine schnelle Komoot-Route und ab nach Holland!
Ich startete kurz nach sechs Uhr morgens, die Luft noch kühl, aber mit einem Hauch von Abenteuer. Mein Bike, eigentlich schon für die Ardennen gerüstet mit Lampe, Bikepacking-Taschen und etwas schwererer Bereifung, fühlte sich auf den anfänglichen Asphaltstücken vielleicht ein wenig fehl am Platz an. Aber hey, ich freute mich riesig, dass es endlich seinem wahren Zweck – epische Bikepacking-Abenteuer – näherkam, nach all der „Racerei“ in letzter Zeit.
Die Route führte über den Nationalpark Sallandse Heuvelrug, eine wunderschöne Heidelandschaft, die mich mit ihren sanften Hügeln und weiten Ausblicken sofort in ihren Bann zog.
Der VAM Berg
Und dann kam der VAM Berg. Für alle, die es nicht kennen: Der VAM Berg ist eine ehemalige Mülldeponie, die zu einem beeindruckenden Radsport-Erlebniszentrum umgebaut wurde. Hier tummeln sich Rennradler, Mountainbiker und Wanderer – ein echter Spielplatz für uns Outdoorsportler! Es ist faszinierend zu sehen, wie aus etwas Altem etwas Neues, so Positives entstehen kann. Ein bisschen fühlte ich mich wie ein Kind im Süßigkeitenladen, auch wenn ich wusste, dass der eigentliche Anstieg noch auf mich wartete. Der VAM Berg war definitiv ein Highlight. Die Anstiege dort sind kurz, knackig und bieten eine tolle Abwechslung. Ich habe jeden Meter genossen, auch wenn meine Oberschenkel schon langsam anfingen, sich bemerkbar zu machen.
Radio Kootwijk
Weiter ging es vorbei an der geheimnisvollen, verlassenen Funkstation Radio Kootwijk. Ein Ort, der eine ganz eigene, fast gespenstische Atmosphäre hat und zum Nachdenken anregt. Von dort aus tauchte ich in den nächsten Nationalpark ein, die mir bestens bekannte Hoge Veluwe. Diese weite, sandige Landschaft mit ihren Kiefernwäldern ist immer wieder ein Genuss und bot eine willkommene Abwechslung nach den ersten Kilometern.
Das Wetter? Absolut hervorragend! Etwas schwül zwar, manchmal fast zu heiß, aber ich will mich nicht beschweren. Bis zum Wendepunkt lief es wie geschmiert. Ich habe weder auf die Uhr noch auf die Kilometeranzeige geschaut, einfach nur gerollt und die Landschaft genossen. Im Nachhinein habe ich gemerkt, dass da wohl auch ein leichter Rückenwind mit im Spiel war – ein echter Segen, den ich dankend angenommen habe.
Zuhause wartet Pizza
Am Wendepunkt, nach ungefähr sechs Stunden im Sattel, wurde es dann doch etwas weniger „selbstlaufend“. Die Beine wurden schwerer, die Konzentration ließ nach. Als ich das erste Mal auf die Kilometeranzeige schielte, standen da stolze 250 km! Die ganz große Frische war verflogen, aber die Aussicht auf die inzwischen vorbestellte Pizza zu Hause gab mir neue Energie. Das letzte Stück bin ich dann einfach nur noch durchgeballert, getragen von der Vorfreude auf diesen cheesy, warmen Belohnungs-Traum.
Nach 12 Stunden und 7 Minuten rollte ich wieder vor meiner Haustür ein. 323 Kilometer auf dem Tacho, eine Geschichte reicher und um eine Erfahrung, die zeigt: Manchmal muss man Pläne ändern, um die besten Abenteuer zu erleben. Dieses „Rebound 25“ war zwar nicht das, was ich ursprünglich erwartet hatte, aber es war ein unvergesslicher Ritt, der mich wieder einmal daran erinnert hat, wie sehr ich dieses Gefühl von Freiheit und Herausforderung auf dem Rad liebe.
Was war dein spontanster Ride, der am Ende ein unvergessliches Abenteuer wurde? Erzähl mal in den Kommentaren!
Marc & Nicole
Keine 24 Stunden nach dem Aufruf im Teamkanal standen wir am Start unserer eigenen 40-Meilen-Tour. Die Strecke? Selbst geplant, natürlich graveltypisch mit Charakter. Der Anlass? Rebound 2025 – kein Rennen, kein Trubel, nur du, dein Gravelbike und das offene Gelände. Ein Format, das nicht vorgibt, sondern einlädt: zum Planen, Losfahren, Erleben.
Denn Rebound ist auf ganz eigene Weise mehr als ein Termin im Kalender. Es dezentrales Ride-Format, das weltweit Menschen aufs Rad bringt – ohne Startlinie, ohne Zielbogen, aber mit einem klaren Gefühl: Wir sind unterwegs – Draußen, auf langen Distanzen, über Schotter und Waldpfade. Jeder auf seiner Strecke, und doch verbunden in der Idee, dass Abenteuer besser werden, wenn man sie teilt – Das hat Charme und uns, wie gesagt, in kürzester Zeit angefixt.
Für uns als Coffee & Chainrings ist das Rebound wie gemacht: sinnstiftend, selbstbestimmt, verbindend, mit einer Prise Natur – ein dezentrales Format, das wenig vorgibt und viele Möglichkeiten eröffnet. Wie weit willst du heute gehen? Was macht deine Route besonders? Und was bleibt, wenn das Rad stillsteht? Wie unsere Antworten aussahen, lest ihr in diesem Tourbericht.
Rebound 2025: Graveln im Morgengrauen – auf zum Indemann
Um 5:15 Uhr klingelte der Wecker. Draußen kündigte sich der Tag mit ersten Farbspuren am Himmel an, drinnen dampfte der Kaffee – unverzichtbar, bevor die ersten Klickpedale rasten. Bike-Klamotten an, das Rad am Vorabend gecheckt und präpariert – alles saß.
Um Punkt sechs, wie es die Rebound-Regularien vorsehen, rollten Nicole und ich los. Die Sonne hatte sich gerade über den Horizont geschoben, das Licht noch flach und warm. Ein leichter Dunst lag über den Feldern, ließ die Sicht milchig erscheinen und dämpfte Geräusche wie eine feuchte Decke. Die Luft war überraschend warm – knapp 19 Grad schon jetzt – und roch nach feuchtem Boden und aufwachender Natur. Mit jeder Kurbelumdrehung wich die Müdigkeit dem Adrenalin und die Vorfreude auf das, was noch vor uns liegen sollte…
Der Einstieg verlief über glatten Asphalt, doch bald darauf knirschte der feinkörnige Schotter unter unseren Reifen. Die Vegetation war sattgrün: links junge Getreidefelder, rechts kniehohes Gras, durchsetzt von Wildblumen. Hinter einer kleinen Baumgruppe öffnete sich der Blick – in der Ferne lag der Tagebau wie ein riesiges graues Becken unter dem frühen Licht. Wir folgten der Inde, die träge ihrem Flussbett vor sich hin floss. Die Trockenheit der letzten Wochen und Monate sind hier sichtbar. Nachdem wir zwei tolle Hohlwege passiert hatten, ging es ein paar kleine Höhenmeter zum Indemann hinauf.
Der Indemann ist ein Highlight auf unserer Tour und auch ein Wahrzeichen für die Region. Der 36 Meter hohe Aussichtsturm steht für den Strukturwandel in der Region. Er bietet einen Panoramablick auf den Tagebau Inden, der bis 2029 betrieben wird, bevor er in einen 11 km² großen See umgewandelt wird. Der Turm symbolisiert somit den Übergang von der Braunkohleförderung zu einer neuen, nachhaltigeren Nutzung der Landschaft.
Zwischen Indemann und Sophienhöhe: Von Weite zu Wald
Nach dem kurzen Stopp am „stählernen Riesen“ auf der Goldsteinkuppe, führt die Strecke ostwärts entlang offener Felder. Die Wege sind zunächst gut fahrbar: breiter Schotter, gelegentlich mit lockerem Sand und Staub, der bei Trockenheit schnell aufwirbelt. Rechts und links: Agrarflächen, windanfällig, kaum Schatten.
Der Charakter ändert sich spürbar, sobald sich die Strecke der Sophienhöhe nähert. Der Untergrund wird weicher, teils wurzeldurchzogen, mit leichtem Anstieg. Die Vegetation wird dichter: Pionierwald, durchsetzt von Lichtungen und Altlastflächen, die heute als Naherholungsgebiet dienen. Die Auffahrt zieht sich in langen Kurven den künstlichen Höhenzug hinauf – ein typisches „Wellenspiel“ für die Region, bei dem der Puls stetig oben bleibt.
Die Sophienhöhe ist ein künstlich aufgeschütteter Höhenzug am Rande des Tagebaus Hambach in NRW – und gilt als größter künstlicher Berg der Welt, entstanden aus Abraum der Braunkohleförderung. Seit den 1970er-Jahren wurde die Fläche mit Millionen Kubikmetern Erdreich aufgeschüttet und schrittweise rekultiviert. Heute ist die Sophienhöhe ein beliebtes Naherholungsgebiet mit Wanderwegen, Waldflächen, Wildwiesen und Aussichtspunkten – ein weiteres Symbol für den Strukturwandel im Rheinischen Revier. Für Gravelbiker und auch Mountainbiker, die nicht zwingend epische Trails suchen, bietet sie abwechslungsreiche Wege: von feinem Waldboden über Wurzelpfade bis hin zu schnellen Schotterabfahrten – landschaftlich reizvoll und man kann durchaus einige Höhenmetern sammeln.
Von der Sophienhöhe zur Rur – und zurück
Nun sind wir heute nicht auf die Sophienhöhe hinauf, sondern haben uns ein Päuschen an einem der zahlreichen Seen gegönnt. Fantastisch zu dieser Uhrzeit. Diese Stille – untypisch, tummeln sich doch hier gewöhnlich viele Menschen, kein Wind, kaum Geräusche – nur das leise Surren eines Insekts und zwitschernde Vögle. Das Rebound-Feeling.
Die Hitze hatte inzwischen spürbar zugelegt. Was am Morgen noch als angenehm warm galt, drückte jetzt schwer auf Haut und Kreislauf. Die Feuchtigkeit stieg mit jeder Pedalumdrehung, als würde sich die Luft langsam aufladen. Wir graveln auf halber Höhe parallel zum Hang entlang, bevor es dann wieder runter geht. Zunächst auf Wald-, dann auf Forst- und Feldwegen. Weiter Richtung Rur wurde die Strecke flacher. Wir querten Wirtschaftswege, passierten kleinere Ortschaften und tauchten immer wieder in kurze Waldstücke ein, die wie grüne Inseln in der Weite lagen.
Kurz vor Linnich erreichten wir das Wehr an der Rur – ein kleiner, unscheinbarer Punkt auf der Karte, aber für uns ein symbolischer Wendepunkt. Das wenige, aufgestaute Wasser steht zunächst ruhig, bevor es dann die Stufen hinab schießt. Die Luft wird zunehmend schwüler: kündigen sich hiermit die vorhergesagten Gewitter an??? Zeit den Rückweg anzutreten: er führte uns in einem weiten Bogen über Felder und Schottertrails und tolle Waldpassagen zurück Richtung Ausgangspunkt.
Nach gut 3,5 Stunden haben wir unser Rebound mit etwas mehr als 40 Meilen geschafft.
Und was bleibt nun, wenn das Rad stillsteht?
Es bleibt die Erinnerung an einen Moment, als wir morgens in aller Frühe aufgebrochen sind – nicht aus Pflicht, sondern angetrieben von der Lust auf ein bisschen Biken, ein bisschen Abenteuer und um das Leben zu genießen. Es war kein Rennen, es gab keinen Startschuss – nur das gemeinsame Losfahren – gemeinsam mit vielen anderen, die auf anderen Strecken unterwegs waren – GEIL….
T-Racer & Marcus
Neulich in Teams: „Am 31. Mai ist es an der Zeit, deine eigene Region (neu) zu entdecken, deine eigene Route zu planen und so viel Gravel wie möglich zu bewältigen. Gemeinsam machen wir es wieder zum größten und berühmtesten Gravel-Event der Welt. Und das Beste daran: Es beginnt vor der eigenen Haustür.“
Und meine Neugier war geweckt.
Warum? Keine Ahnung. Irgendetwas hatte mich getriggert. Vielleicht die Tatsache, dass es sich um ein dezentral organisiertes Event handelt, genau wie wir als Coffee&Chainrings Verein auch organisiert sind. Vielleicht die Tatsache, dass parallel in USA/Kansas mit dem Unbound eines der bedeutendsten Gravel Events des Planeten stattfindet. Vielleicht die Tatsache, dass ich sowieso noch eine längere Trainingsfahrt geplant hatte, bevor ich die HERO Langstrecke am 14. Juni in Angriff nehmen möchte.
Mehrere Streckenlängen standen zur Auswahl. Der wahnsinnige Tim hat sich für die Langstrecke mit 350 Meilen eingetragen. Für mich keine Option. Meine Wahl fiel auf die 100 Meilen. Eine herausfordernde Strecke, ambitioniert, schaffbar, aber ohne sich komplett zu zerstören.
Inzwischen wissen wir, dass Tim auf die 200 Meilen geswitched ist. Spielt sein DNF vor einer Woche in Willingen auf der Langstrecke bei dieser Entscheidung etwa eine Rolle? Möglich, aber reine Spekulation meinerseits.
Jedenfalls habe ich mein Vorhaben im vereinsinternen Chat mitgeteilt und mit Marcus einen motivierten Mitfahrer gefunden. Unsere Teilnahme sollte sich als Inspiration für weitere Vereinsmitglieder herausstellen: Marc und Nicole sprangen auf den Zug auf und absolvierten ihrerseits eine 40 Meilen Distanz, eingebettet in ihren im Trainingsplan verankerten Baseride, welcher für Samstag sowieso geplant war.
Verabredet und über Insta gegenseitig motiviert mit kurzen Bildern und Statements ging es pünktlich, regelkonform um nullsechshundert morgens in aller Frühe los.
Für Marcus und mich bei Windstille und mystischer Stimmung im Sonnenaufgang mitten durch die Nebelschwaden durch die Felder in Richtung Westen. Gravel at its best kann ich da nur sagen. Auf für uns unbekannten Wegen verging die Zeit wie im Flug und ruckzuck waren die äußerst kurzweiligen 100 Meilen erledigt.
Auch Tim vermeldete am frühen Abend das erfolgreiche Finish seiner 200 Meilen. Chapeau mein Lieber. Eine großartige Leistung mit dem richtigen Mindset. Die Salzkammerguttrophy kann kommen.
Die Teilnahmebedingungen implizierten bei erfolgreichem Finish, dass alle Teilnehmer tüchtig feiern sollten. Im elterlichen Garten planschte ich mit meiner Familie vergnügt im Pool und genoss den lauen Sommerabend bei Grillgut und alkoholfreiem Kaltgetränk im Kreise der Liebsten.
Es hat richtig Spaß gemacht.
Tolle neue Streckenabschnitte sind wir gefahren und hatten viel Spaß und Abwechslung bei der Runde. Bis zuletzt fühlten sich die Beine performant an und auch heute einen Tag danach beim Verfassen dieser Zeilen fühle ich mich körperlich fit und bin motiviert sogleich eine kleine Trainingsrunde zu starten – Besser kann es wohl nicht sein.