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Das Andalucia Bike Race 2025, mein erster Saisonhöhepunkt, steht an. Endlich! Die Vorbereitung hat den gesamten Winter über gedauert und eigentlich haben wir bereits Anlauf im Winter 2023 genommen.

Bekanntermaßen sind Mr. Wade und ich letztes Jahr krankheitsbedingt nicht gestartet, sondern haben das Rennen auf dieses Jahr verschieben müssen. Zum Glück, denn dieses Mal haben weitere Coffee & Chainrings Teammitglieder den Entschluss gefasst auch teilzunehmen, so dass wir mit mehreren Teams starten konnten und insgesamt eine tolle gemeinsame Zeit miteinander verbracht haben. Ich berichte aus meiner subjektiven, individuellen Perspektive über das große Abenteuer Andalucia Bike Race.

Nach erfolgter Anreise per Flugzeug von Düsseldorf nach Malaga, Empfang eines akzeptablen Mietwagens sowie Verlegung des gesamten Trosses nach Granada, stand am Tag nach der Anreise das erste Meet & Greet der Andalusien-Delegation des Coffee & Chainrings Teams bei einer kleinen Ausfahrt an.

Reini war mit Belinda bereits eine Woche lang quer durch Andalusien unterwegs, hatte schon erste Trail-Erfahrungen gemacht und war somit für die Auswahl der Strecke verantwortlich. Nach knackigem Bergauf und zuvor notwendiger Schiebepassage durch Touristenmassen in Granadas Innenstadt ging es auf die ersten Singeltrails, wobei erst Reini und unmittelbar darauf ich eine anständige Bodenprobe nehmen mussten. Wir hatten beide einen in den Trail ragenden Ast übersehen, welcher uns voll am linken Unterarm traf, so dass als Konsequenz nur der Sturz über den Lenker blieb. Mit leichten Blessuren an Bike und Körper konnten wir glücklicherweise die Fahrt fortsetzen.

Das war zum Auftakt ein ordentlicher Schreck, der zumindest bei mir nicht unbedingt zur Beruhigung des Gesamtsystems beigetragen hat. Im weiteren Verlauf sollte dann aber alles gut gehen und wir haben uns nach Trainingsende alle in einer kleinen Cafeteria zu Cafe con leche und Kuchen versammelt.

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Es geht los. Start der ersten Etappe in Granada. Ca. 65 km mit 1800 Höhenmetern sind proklamiert.

Es ist frisch morgens um 10:00 beim Start mitten in der Stadt am Kongresszentrum. Den Aufruf in die Startbox haben wir überhört, hektisch werden wir noch einsortiert. Dann geht es erstmal neutralisiert wild durch die Stadt auf gesperrten Straßen raus ins Gelände. Es dauert nicht lange und Mr. Wade und ich sind allein unterwegs. Bis wir ins Rennen gekommen sind, vergeht eine ganze Weile, die Beine wollen erst nicht so richtig aufgehen. Vielleicht liegt es auch daran, dass die ersten 25 km tendenziell nur bergauf führen!

Die Etappe ist hart und lang. Ein stetiges Auf und Ab, teilweise mit Blicken in die Sierra Nevada und ihre schneebedeckten Gipfel. Fun Fact: Morgens beim Frühstück sitzen wir in Bike-Klamotten leicht bekleidet im Speisesaal, während zahlreiche Familien mit ihren Kindern offensichtlich zum Skifahren vor Ort sind, denn diese tragen allesamt dicke wärmende Skibekleidung.

Unser Weg führt uns über Schotterpisten, Pfade und Trails stehts bergan bis zum höchsten Punkt der Strecke auf ca. 1500 Meter Meereshöhe. Der Rückweg stellt sich dann tendenziell bergab dar, allerdings unterbrochen von bösen Knipsern, welche noch abgearbeitet werden müssen.

Wir wähnen uns schon fast im Ziel, als sich nach der dritten Verpflegung solch ein böser Knipser in den Weg stellt. Bei weit über 20% Steigung zunächst auf Betonrampen und später auf Grobschotter müssen über 300 äußerst zähe Höhenmeter absolviert werden. Noch nicht ganz akklimatisiert und schon leicht angeschossen von der hinter uns liegenden anspruchsvollen Strecke, verlangt uns dieser Anstieg nochmal alles ab. Belohnt werden wir mit einer sehr technischen, teils verblockten Trailabfahrt zurück ins Tal.

Dem Höhenprofil nach sieht es nun so aus, als könnten wir die letzten 8 km locker abrollen, aber weit gefehlt. Der Trail bis in die Stadt ist alles andere als leicht abrollbar. Wir dürfen bis zum Stadtrand hart arbeiten und immer wieder die Räder schieben, weil sich der Trail so steil vor uns aufstellt.

Schließlich geht es endlich in die Stadt über einen Wanderweg und die letzten Kilometer werden wir in einen Kanal geleitet, wo wir teils durchs Wasser über Stufen bis kurz vors Ziel fahren. Am Ende queren wir den Kanal und damit das Wasser einmal. Dieses ist nur ca. 20 cm tief, aber der Beton ist stark veralgt und schmierig. Entsprechend vorsichtig queren wir in einer weiten Kurve die Furt und sprintet die letzten Meter ins Ziel.

Büchi und Marcus warten dort bereits. Reini und Imke lassen sich entschuldigen. Reini ist die Furt etwas zu aggressiv angefahren und ist in Schräglage auf dem schmierigen Untergrund weggerutscht. Das Vollbad im Kanal bei eiskaltem Wasser weckt zwar alle Gemüter unmittelbar wieder auf, aber bei den vorherrschenden Außentemperaturen muss er sich natürlich sofort trockenlegen, um die Erkältung zu vermeiden. Neben der Erheiterung beim Abendessen über seine Geschichte bringt es ihm den Spitznamen „Neptun“ ein, welchen er fortan tragen darf.

Für uns ist es ein vielversprechender Auftakt ins Rennen. Die problemlose Etappe trägt zur Beruhigung der Nerven bei, so dass wir am nächsten Tag bereits deutlich gelassener im Startblock zur zweiten Etappe stehen. Wir erhalten den Spitznahmen „Vengaboys“, weil die zahlreichen Zuschauer an der Strecke uns immer wieder „venga, venga, venga“ zurufen.

Allerdings haben wir schnell gelernt, dass die Angaben des Roadbooks, was die Streckendaten angeht, eher Empfehlungscharakter haben, denn der Realität entsprechen. Tatsächlich sind es über 2100 Höhenmeter, welche wir regulär gefahren sind. Also schon eine amtliche Etappe zu Beginn.

Der Veranstalter hat sich viel Mühe gegeben. Erstmals ist Granada zur 15. Auflage des ABR als Etappenort dabei. Der Start der zweiten Etappe befindet sich nicht dort, wo wir tags zuvor gestartet sind am Kongresszentrum, sondern einige Kilometer weiter außerhalb in Zielnähe vom Vortag.

Dieses Mal haben wir den uns geltenden spanischen Aufruf gehört und sind stehen pünktlich in der Startbox. Es geht zunächst über einen kleinen Trail neben dem bereits bekannten Kanal raus aus der Stadt, wo sich schnell ein veritabler Stau aufbaut. Nachdem dieser sich abgebaut hat, fahren wir in den nächsten Trail auf einen Hügel, der die gesamte Etappe prägen soll.

Im Crosscountry-Style pressen wir die steilen Anstiege hinauf und schlängeln uns wild wieder herab. Der Trail endet erst wieder im wasserführenden Vadi des Vortages. Dieses Mal durchfahren wir die Stufen im Wasser etwas schneller und mit mehr Risiko und queren am Ende auch etwas zügiger die Furt.

Das Ziel ist an genau derselben Stelle wie am Vortag aufgebaut. Dort werden wir von unseren Betreuern bereits erwartet. Klaus und Heidi haben es sich nicht nehmen lassen, nach zwei tollen Bike Transalps mit nach Andalusien zu reisen, und die notwendige Betreuung zu übernehmen. Vielen Dank dafür.

Mr. Wade und mir gelingt es, im Klassement ein paar Plätze gut zu machen. Büchi und Marcus kommen kurz nach uns. Reini und Imke können ihre gute Platzierung halten und sind ebenfalls sehr zufrieden mit der heutigen Etappe.

Nun steht der Transfer nach Jaen an, wo die Etappen 3 und 4 auf uns warten. Also sind wir schleunigst zurück ins Hotel gefahren, haben geduscht, das Auto gepackt, die Räder verstaut und uns auf die ca. 1 stündige Fahrt nach Jaen aufgemacht. Freundlicherweise konnten wir das Hotel überzeugen, den Checkout um zwei Stunden nach hinten zu verlegen, so dass wir entspannt und frisch den Transfer angehen konnten.

Schon am dritten Tag steht die Königsetappe an.

Es wurde uns im Vorfeld bereits mitgeteilt, dass wir heute eine Menge Fahrspaß haben werden. Die ersten 10 km werden neutralisiert auf breiter Straße aus der Stadt herausgeführt, bis es nach links direkt ins Gelände ging. Heute fahren wir durch zahlreiche Olivenhaine über tolle Trails erstmal anständig bergauf. Hier und da staut es sich wieder, aber alles in allem ist der Beginn recht flüssig.

Oben auf dem Berg öffnet sich der Blick in die Landschaft. In alle Richtungen bis zum Horizont erstrecken sich Olivenhaine. In Reih und Glied wie mit dem Lineal gezogen stehen die Bäume dort. Ein sehr beeindruckender Anblick. Mir war vorher nicht klar, dass die Landschaft hier derartig vom Olivenanbau geprägt ist. Nebenbei sind die Berge hier nicht mehr ganz so hoch wie in Granada, aber dennoch erreichen wir eine Höhe von über 1300 Meter über Null.

Und dann geht es richtig los. Über unzählige ewig lange Trails geht es wieder abwärts. Am Hang entlang, teils verblockt, teils mit viel Flow, auch mal feucht und grün, ist alles dabei auf der heutigen Etappe.

Leider auch der dritte lange Anstieg des Tages, welcher für uns kaum fahrbar ist und zum Schieben zwingt. Die Kehren sind so schmal und steil, dass diese nicht im Sattel sitzend absolvierbar sind. Zudem befinden wir uns auf der feuchten und damit sehr rutschigen Nordseite, was die Fahrt zusätzlich erschwert.

Aber irgendwann kommen wir oben an. Büchi und Marcus sind mit uns unterwegs, so dass wir gemeinsam in die Abfahrt fahren können. Im Prinzip führen die folgenden 20 km bis ins Ziel mehr oder weniger nur noch bergab. Auf herausfordernden Trails jagen Mr. Wade und ich hintereinander her gen Tal. Natürlich immer mit der nötigen Vorsicht, um Defekte zu vermeiden – und wenn wir ehrlich sind, sind wir auch schon ziemlich kaputt.

Doch das dicke Ende kommt bekanntlich zum Schluss. Die letzten 10 km sehen im Streckenprofil wieder recht harmlos aus. Und wieder werden wir getäuscht. Nacheinander türmen sich 5 – 6 „Kamelbuckel“ vor uns auf, welche wir mit Höchstgeschwindigkeit abgefahren sind, um auf der Gegenseite mit allem was noch an Energie zur Verfügung steht, wieder hochzupressen. Es sind geschätzt immer so 20 – 30 Höhenmeter, welche man gerade so mit Schwung und vollem Einsatz überfahren kann, zumindest wenn noch genügend Kraft vorhanden ist.

Uns ist das recht ordentlich gelungen, und das Ziel schon im Blick, haben wir uns auf die Erfrischung hinter dem Zielbogen gefreut. Die Erfrischung gibt es dann allerdings bereits vorher, denn wir müssen nochmals einen Bach queren. Ein ca. 2 Meter hohes Steilufer droppen wir mitten rein in den Bach und auf der gegenüberliegenden Seite warten mehrere Helfer auf uns, um Bike und Fahrer wieder nach oben auf das Ufer zu hieven. Nasse Füße sorgen somit für länger anhaltende Frische.

Im Ziel werden wir vom Veranstalter wieder gut verpflegt und so können wir den Rückweg zum ca. 4 km entfernten Hotel in der Stadt antreten.

Uns gelingt es erneut, im Ranking ein paar Plätze gut zu machen. Reini und Imke haben mit einem defekten Schaltwerk bei Reini zu kämpfen. Dieses gibt glücklicherweise erst nach dem besagten Bachdrop vollends den Geist auf. Büchi und Marcus kommen ebenfalls erschöpft aber glücklich nach so einer genialen Etappe im Ziel an.

Eine wahrhaftige Königsetappe nimmt ihr Ende.

Ein weiterer Tag in Jaen steht an. Start und Ziel lag wieder an derselben Stelle wie am Vortag, so dass keine Neuorientierung stattfinden muss. Unser Hotel befindet sich günstig ca. 700 Meter vom Start entfernt. Der morgendliche Vorstartstress kann somit minimal gehalten werden.

Bei erneut trockenem Wetter erfolgt der Start wie gewohnt um 10:00 Uhr. Inzwischen haben sich die Routinen eingestellt und wir sind voll im Game angekommen: Aufstehen, Frühstück, kurz relaxen, Rennen fahren, Essen, zum Hotel, Duschen, Bike pflegen, ausruhen, viel Essen, schlafen, repeat – ein herrlicher Tagesablauf.

Vom Aufbau der Etappen so früh im Jahr kommt es uns sehr entgegen, dass auf eine längere Etappe stets eine kürzere folgt. Wir brauchen auf diese Weise unsere Körper nicht bis in die Reserve auskochen. Denn es muss einem im Vorfeld klar sein: Ein Etappenrennen über sechs Tage so früh im Jahr fühlt sich völlig anders an, als z. B. die Transalp oder ein Etappenrennen im Sommer mit entsprechend mehr Wettkampf- und Trainingskilometern in den Beinen.

Man darf sich allerdings auch nicht von den bloßen Streckendaten des ABR in Sicherheit wiegen lassen. Dadurch, dass Asphalt und befestigte Wege bislang überhaupt keine Relevanz darstellen und im Prinzip nur Trail, Pfad oder Piste gefahren wurde, ist die körperliche Beanspruchung trotzdem enorm. Zudem muss die Konzentration ständig im Fokus bleiben, um Stürze und Defekte auf den technischen Abfahrten zu vermeiden.

Die vierte Etappe führt entgegengesetzt zur Richtung des Vortages aus Jaen heraus. Wie gewohnt zimmere ich im Startstress hohe Wattwerte in die Kurbeln, um mit der übermotivierten Horde mithalten zu können. Ein schneller Fahrer aus dem hinteren Startblock ruft mir zu, dass Mr. Wade steht und technische Probleme hat. Also fahre ich nach ca. 350 Metern rechts raus und warte. Marcus ruft mir zu, Wade habe Schaltungsprobleme. Während ich stehe, fährt fast das gesamte Feld an mir vorbei, bis Mr. Wade endlich kommt. Sein elektronisches Schaltwerk ist im Startblock eingeschlafen und hat sich nicht selbstständig bei Bewegung aktiviert, so dass der Gangwechsel unmöglich ist. Der Defekt ist zum Glück schnell behoben und wir machen uns an die Aufholjagd.

Die Strecke führt bergauf auf einen nahegelegenen Berg hinter der Festung, bis es im ersten Trail zu der täglichen Stauung kommt und wir uns wieder ins Fahrerfeld einreihen können.

Wir toben uns auf folgenden technischen Trails aus, bis uns die Luft wegbleibt. Unfassbar tolle Wege fahren wir bis zum letzten Anstieg des Tages. Dieser konfrontiert uns mit einer derart verblockten Passage, dass wir Wohl oder Übel zum Schieben gezwungen werden und bis auf wenige kurze Stücke bis zum höchsten Punkt schieben. Die Fotografen haben sich für ihre Selbstschussanlagen natürlich die fiesesten Punkte ausgesucht, so dass eine Menge Schiebebilder von uns entstehen.

Dann folgt eine der besten, steilsten und rutschigsten Abfahren des gesamten Rennens überhaupt. Nicht wenige stürzen hier. Mr. Wade kann sich selbst nur durch einen mehr oder weniger absichtlichen Sturz retten, als direkt vor ihm in einer sehr rutschigen Steilpassage ein anderer Fahrer strauchelt und böse zu Boden geht. Soweit wir erkennen können, halten sich die Blessuren bei ihm in Grenzen.

Die Etappe führt weiter durch Olivenhaine, wo wir manches Mal vom tiefhängenden Geäst rasiert werden.

Mit Vollpower jagen wir dem Ziel im Stadio Olivo, dem örtlichen Sportstadion entgegen, wo wir erneut von Klaus und Heidi erwartet werden. Der Transfer von Jaen nach Cordoba steht an und wir haben abgemacht, dass wir uns direkt am Ziel treffen und von dort unmittelbar nach Cordoba verlegen. Es geht ca. 1 ½ Stunden quer durch die andalusischen Olivenmonokulturen nach Cordoba, wo wir ein feines Hotel am Stadtrand bezogen haben.

Nach der dringend notwendigen Dusche und der Radinspektion haben wir es uns dort gut gehen lassen und uns auf Etappe 5 vorbereitet – denn die wird etwas Besonderes für uns parat halten.

Voll im Racefieber erreicht uns während des Abendessens die Nachricht der Verkürzung der fünften Etappe um 10 km, aufgrund des vorhergesagten schlechten Wetters, ab mittags ist starker Regen vorhergesagt. Die Tatsache der Verkürzung hat bei uns aber eher für Erleichterung denn Enttäuschung gesorgt. Wir hatten uns schon unsere Gedanken gemacht, wie wir aufgrund der Distanz (es wäre die mit Abstand längste Etappe gewesen) taktisch mit unseren körperlichen Restressourcen umgehen werden müssen, zumal auch aus der Erfahrung der Voretappen heraus, deutlich mehr Höhenmeter als angegeben zu erwarten gewesen wären.

Morgens um 10:00 Uhr ist wie üblich der Start angesetzt. Ich habe mich in meiner Bekleidungswahl etwas verschätzt und die Armlinge im Hotel gelassen. Leicht fröstelnd stehe ich nun bei zarten 8 Grad Celsius neben Mr. Wade im Startblock. Die Regenjacke habe ich vorsorglich in der Rückentasche und das wird sich später als richtig erweisen.

Das Rennen wird nach 6 km neutralisiertem Start am Stadtrand freigegeben. Die Strecke führt direkt ins Gelände auf die Trails und wieder gibt es einen kleinen Stau, der sich allerdings relativ schnell auflöst, und von diesem Zeitpunkt an haben wir freie Fahrt.

Cordoba und die Umgebung liegt geografisch etwas tiefer und die Berge rundherum sind deutlich niedriger. Die höchsten erreichbaren Punkte liegen bei ca. 550 Meter über Null. Die Wälder sind durchzogen von einem Netz aus Trails und Pfaden aller Couleur. In ständigem Auf und Ab strampeln wir, was die Beine hergeben. Der Untergrund wechselt ständig von fest auf lose und dann auf sandig, verblockt, steinig, seifig rutschig, schottrig, ein Riesenspaß – und erstmals gibt es auch ein paar Passagen auf asphaltierter Fahrbahn. Man mag es kaum glauben, aber darüber haben wir uns sehr gefreut. Endlich können wir mal höhere Geschwindigkeiten als im niedrigen zweistelligen Bereich fahren und Meter machen.

Zwischen 12 und 13 Uhr gibt es einen kurzen Nieselschauer. Danach wird es wieder trocken und wir können den letzten Trail des Tages mit voller Wucht abfahren. Trocken im Ziel reicht es für uns noch für die schnelle Verpflegung, bis die Wolken ihre Ladung über uns ergießen. Frierend und trotz Regenbekleidung nass bis auf die Knochen kommen wir im Hotel an und müssen etwas mehr Zeit in die After Race Routine investieren als die Tage zuvor.

Wir haben uns inzwischen auf Platz 9 im Ranking der Altersklasse 50 und damit der ältesten AK des Rennens vorgearbeitet. Nun steht nur noch das abschließende Zeitfahren am letzten Tag an.

Den letzten Tag hat der Veranstalter als Teamzeitfahren angesetzt. In umgekehrter Reihenfolge in 30 Sekunden Zeitabstand werden die Teams auf die Strecke geschickt. Richtig mit Startrampe, Countdown und allem was man auch von der Tour de France kennt.

Um 10:12 Uhr sind wir dran. Es ist wieder trocken. Die Temperaturen sind angenehm. Cinko, quatro, tres, dos, uno und los geht’s. Ich vorweg, Mr. Wade am Hinterrad. 1 Kilometer Straße, leicht ansteigend, dann nach rechts auf den Trail und die erste Bachdurchfahrt. Hui, die ist tief. Zack: nasse Füße.

Das erste Team hat uns bereits eingeholt.

Die Lunge pfeift, die Oberschenkel streiken.

Mr. Wade abgerissen.

Es gelingt uns erst nicht so richtig in den Tritt zu kommen. Zu verwinkelt und steil ist das Gelände. Es geht durchs Gebüsch auf Pfaden nicht breiter als zwei Reifen. Tief geduckt durch die Tunnel aus Gestrüpp. Vom Regen ist der Untergrund zäh und aufgeweicht. Das Vorderrad ist bereits mehrfach seitlich abgeschmiert. Ich muss mich konzentrieren. Will am letzten Tag keinen Sturz mehr riskieren.

Aber hey, letzter Tag.

MR. WADE! REISS DICH ZUSAMMEN! WIR FAHREN RENNEN! DU TRÄGST DEINEN EINTEILER!

Ich schreie ihn an. Er quält sich sichtlich. Doch er reagiert. Wir quetschen die schmerzenden Muskeln aus bis ans Limit. Holen Team um Team ein und werden gleichermaßen von anderen Teams auch eingeholt.

Es kommt zum Stau.

Stress pur.

In einem technischen Stück gelingt es mir, mich an einigen Fahrern vorbei zu quetschen. Kopf runter, Ellenbogen raus. Oberkörper tief. Druck aufs Vorderrad.

Wo ist Mr.Wade?!

Ah, da kommt er, und hinter ihm der gesamte Tross.

So geht das bis zum letzten Anstieg auf den abschließenden Trail des ABR. Es handelt sich um dieselbe Abfahrt wie am Vortag. Zum Glück ist der Untergrund unerwartet trocken, sonst wäre es Harakiri geworden. Obwohl, irgendwie ist es das auch. Ständig kommen schnellere Fahrer von hinten. Wir hängen uns dran und fahren völlig über unseren Verhältnissen bergab hinterher.

Noch 2 Kilometer. Gleich haben wir es.

Plötzlich hinter mir „Manamana….Manamana….Manamana!“ – Ich höre unser intern ausgemachtes Coffee & Chainrings Codewort für Überholmanöver und mache Platz. Naima und Ralf. Beide schießen vorbei und sind auch schon wieder verschwunden.

Wir erreichen das Ziel als neunte in der AK 50.

Platzierung gehalten. Zufriedenheit macht sich breit.

Es gibt Dosenbier. Ich trinke seit Monaten keinen Alkohol mehr! Bin abstinent. Bei Dosenbier in Andalusien mache ich eine Ausnahme.

Was für ein tolles Rennen!!

Das war es nun. Mein erstes Etappenrennen in Spanien. Das Andalucia Bike Race ist erfolgreich gefinished. Punkt Zwei auf meiner Saisonplanung 2025 erfolgreich abgehakt.

Was gibt es dazu zu sagen?

Die Veranstaltung ist super organisiert. Das Preis-/Leistungsverhältnis mit einer Startgebühr von 350 Euro ist fair und jeden Cent wert.

Landschaftlich habe ich mir Andalusien nach unserem letztjährigen Urlaub in Malaga nicht so schön vorgestellt. Die hohen Berge in Granada mit den tiefen Tälern und schönen Panoramen sind sehr sehenswert. Die Stadt hat eine interessante Geschichte, so dass auch abseits des Renngeschehens für Interessierte vielfältige Möglichkeiten vorhanden sind. Von der Besichtigung der Alhambra über die zahlreichen kleinen Bodegas in der Altstadt und den Einkaufsmöglichkeiten dürfte für jeden etwas dabei sein.

Auch Jaen, wenn auch deutlich kleiner, ist interessant mit schöner Altstadt und toller Landschaft ringsum. Nicht mehr ganz so hohe Berge, aber für Radfahrer und Wanderer tolle Wege zum Austoben. Biketechnisch betrachtet ist Jaen für mich etwas schöner als Granada gewesen.

In Cordoba ist die Landschaft deutlich grüner und bewaldeter als in Granada und Jaen. Die Berge sind deutlich niedriger. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Das Revier ähnelt vom Profil dem Weserbergland, so dass mir die vielen kleinen Anstiege gut gelegen haben.

Streckentechnisch ist das ABR für Trail-Liebhaber absolut zu empfehlen. Man muss konditionell darauf eingestellt sein, dass trotz der überschaubaren Streckenlängen und der im Verhältnis geringen Höhenmeterzahl dennoch eine gute Fitness besteht, um das Rennen auch ein wenig genießen zu können.

Mir ist bei allem Rennstress insbesondere bei den schnellen Fahrern aufgefallen, dass alle sehr geduldig und voller Rücksicht gefahren sind. Der Umgang im Fahrerfeld war deutlich entspannter, als ich das von anderen Wettkämpfen gewohnt bin. Es wurde sich bedankt, es wurde nicht gepöbelt.

Vor allem die spanischen Fahrer waren mit viel Eifer und Freude im Rennen dabei. Es wurde ständig gejohlt, gejubelt, gelacht, manche haben die ganze Zeit nur geredet. Dadurch entsteht gefühlt eine unruhige Aura, an welche ich mich erst gewöhnen musste, aber reflektierend als absolut positiv bewerte.

Abschließend eine sehr empfehlenswerte Veranstaltung, mit etwas Reiseaufwand verbunden, und die Transfers sind, entgegen der Gewohnheit bei der Transalp, selbst zu organisieren. Ein dem Zweck entsprechend nutzbarer Mietwagen ist unabdingbar.

Ich bin froh, dabei gewesen zu sein. Wir hatten als Team eine tolle Zeit.

Danke

T-Racer

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