Eine Berg- und Talfahrt der Emotionen. Zwei Wochen vor den 24h von Duisburg fing alles mit der Nachfrage von Tim, unseren geplanten Solostarter für Duisburg, mit „Wie geht’s dir, bist du fit?“ an.
Spontan und unüberlegt sagte ich, es geht mir blendend …
Die Antwort von Tim: „Willst du meinen Startplatz haben?“.
Puh, dachte ich mir und sagte spontan „ich überlege es mir und gebe dir Bescheid“.
Dann ging das Kopfkino los, „Ja, war ja schon cool 2016“, „nein, die ganzen Schmerzen …“
und so schritt das gegeneinander Abwägen voran. Dann habe ich es meiner Frau erzählt und da kam „wenn du meinst, aber du bist ja erwachsen.“
Eine Woche vorher konfrontierte mich Tim damit, dass sich jetzt Fahrer bei ihm gemeldet haben, die den Startplatz übernehmen würden und dass ich mich jetzt entscheiden müsste. Klassisch überrumpelt, denn ich habe dann spontan Ja gesagt. Am nächsten Morgen dachte ich mir, was hast du denn da gemacht?
Die Vorbereitung:
Okay, so hatte ich jetzt nach 2016, mal wieder einen Solo-Startplatz, na toll.
Jetzt ging es an die Vorbereitung und hier muss ich mich bei unserem „Vierer Team“ bedanken, die die gesamte Organisation übernommen hatten. Die Betreuung war durch Tim und unseren Vierer gesichert.
Wie immer gehörte zu Duisburg die Anreise am Freitag und das vor Ort Übernachten dazu. Durch die sehr familiäre Atmosphäre und das Treffen vieler alter und neuer Freunde hat Duisburg immer einen besonderen Charme.
Die Strecke wird seit 2019 andersherum, mit ein paar kleinen Schleifen, gefahren. Das bedeutete ein paar mehr Höhenmeter und steilere Anstiege. Ich finde, dass sie so besser ist, aber einem auch mehr Körner abverlangt. Für mich war noch die Frage des Rades zu klären, Fully oder Hardtail. Nach den Testrunden am Freitag war ich auch noch nicht schlauer. Die Wahl fiel schlussendlich auf das Fully, da beim Solofahren doch viel Belastung über die Dauer auf einen zukommt.
Das Rennen:
Startschuss, Samstag, 12 Uhr Mittag.
So langsam merkte ich bei mir die Anspannung und eine leichte Nervosität vor den bevorstehenden 24h kam auf.
Tim und ich haben die Strategie vorher festgelegt – Da ich ja durch 2016 wusste, dass ich 24h solo kann, gab es die Strategie 4h Tempo zu machen, sich anschließend auf dem Rad zu erholen und dann gleichmäßig weiterzufahren.
So die Theorie.
Los ging’s und den ersten Teil der Strategie konnte ich auch umsetzen, irgendwann hörte ich bei der Zieldurchfahrt, „Thomas Siemes 3. Platz Master solo“, gefühlt war das Rennen dann auch schon vorbei. Die Realität sah anders aus, es waren gerade mal knapp 3h geschafft.
So konnte ich das Tempo auf keinen Fall mehr lange weiter fahren. Daher habe ich etwas herausgenommen und merkte, dass es mir nicht gut ging, dass sollte die nächsten Stunden auch so bleiben.
Nach 7h war es dann so weit, ich musste vom Rad, um das Magen-Darm-System wieder auf Vordermann zu bringen. Nach 30 Minuten ging es weiter. Der Turbo wollte aber nicht richtig anspringen, so schleppte ich mich die nächsten 2 h Runde um Runde dem Ziel entgegen. Der Körper wollte nicht, also nochmals Pause, aus der geplanten 1/4h wurden dann 50 min und ich wollte auch echt sitzen bleiben. Zumindest hat es gut getan und durch die Motivation meines Teams ging es weiter. Mittlerweile war ich auf den 9. Platz bei den Masters zurückgefallen. Weitere 2h gingen ins Land und nur mal zum Vergleich, am Anfang bin ich mit Thomas aus dem 2er von IBC Racing mehrere Runden zusammen gefahren. Das war leider nicht mehr möglich. Stattdessen grüßte und motivierte Thomas mich im weiteren Rennverlauf immer beim Überrunden.
Nach 2h musste ich noch mal rein, da ich mittlerweile im linken Handgelenk fiese Schmerzen hatte und sie entlasten musste. 15 min Pause gegen 1 Uhr nachts. Das habe ich genutzt um die Hose, Trikot, Schuhe und Handschuhe zu wechseln, dann ging es weiter in die Nacht.
Das Zwischenziel war dann bis zum Morgengrauen ohne weiter Pause durchzufahren.
Mmmh, hat leider nicht ganz geklappt, gegen 4:30 Uhr musste ich zwischendurch zum Pinkeln anhalten und Ihr glaubt es nicht, ich bin dabei fast eingeschlafen. Da hab ich mir gedacht, bevor ich irgendwo gegen fahre oder beim Fahren umfalle, machst du mal ein Powernap. Dank Markus, der mich wecken durfte und mir einen Espresso reichte, saß ich nach ca. 20 Min. wieder auf dem Bike. Von nun an konnte ich meine Runden konstant durchziehen und mich noch um zwei weiter Plätze nach vorn schieben.
Mittlerweile war es auch wieder hell, die Leistung und die Motivation waren glücklicherweise wieder da.
Mittlerweile war Tim auch wieder vor Ort und hat mich gepuscht. Mit der klaren Vorgabe, „Du musst die 50 Runden vollmachen“ gab es auch keine Möglichkeit zur Diskussion.
Gesagt, getan, ich hätte sogar noch auf die 51 fahren können, das hätte aber am Resultat nichts mehr geändert. So konnte ich nach 24:01 h glücklich und zufrieden über die Ziellinie fahren. Es war ein rauschendes Erlebnis, mit einem Auf und Ab der Emotionen, dass ich hier gar nicht in Worte fassen kann.
Vielen Dank an unser 4er-Team Coffee & Chainrings für den Support auf der Strecke und im Lager.
Vielen Dank an Rebecca und Tim, die mich versorgt und motiviert haben.
Vielen Dank an die Jungs und Mädels aus der AC/DC Kurve fürs anfeuern und die Musik.
Vielen Dank an alle anderen Fahrer und Teams für die Unterstützung.
Ob ich nochmal Solo fahre? Gute Frage…
Euer Thomas