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Bücher über das Radfahren gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Manche geben interessante Einblicke in das Profipeloton, einige verschreiben sich der Trainingslehre. Andere wiederum widmen sich interessanten Fahrern, monumentalen Rennen oder epischen Anstiegen. Wie eben „Der kahle Berg“ von Lex Reurings und Willem Janssen Steenberg über den sagenumwobenen Mont Ventoux in der Provence. Sebastian hat das Buch für Euch gelesen.

Lesen, Radsport, Geographie, Geschichte. Mit jedem dieser Wörter kann man mich überzeugen. Und „Der kahle Berg“ vereint alles zwischen zwei Pappdeckeln auf über 300 Seiten. Dabei muss man sich nicht für alle der vier Begriffe erwärmen können (gut, lesen sollte man schon gerne). Wer sich nicht für Geographie interessiert, der kann diese Teile des Buches zum Beispiel überspringen. Das würde ich aber niemandem raten, denn jeder Part des Buches unterstreicht die Faszination Mont Ventoux von einer anderen Seite.

Von Helden des Mont Ventoux

Neben Daten und Fakten zum windigen Berg, der im kommenden Jahr bei der Tour de France gleich zweimal überquert wird, sind natürlich die Geschichten ein großes Thema des Buches. Ob die „Selbstversuche“ der Autoren, die durch den Mont Ventoux magisch angezogen werden und eindrucksvoll Freud und Leid ihrer „Erfahrungen“ mit dem Berg schildern oder die Chronistenpflicht, welche Rennen den Gipfel als Etappen- oder Zwischenziel hatten – allem umweht das mystische des weißen Gipfels mit dem markanten Observatorium. Dabei darf eine der tragischsten Geschichten des Radsports natürlich nicht fehlen – Tom Simpson und seine Fahrt in den Tod am 13. Juli 1967. Diese Seiten sind schmerzlich zu lesen, ließen mich das Buch aber keine Sekunde aus der Hand legen. Und wer am Ende des Kapitels nicht durchschnaufen muss, sollte mal tief in sich hineinhören.

Eindrucksvoll sind aber nicht nur die Geschichten über den Berg und seine Bezwinger, sondern auch die der „wahren Helden“ am Berg: dem „Club de Cinglés“, dem „Club der Verrückten des Mont Ventoux“. Beim Lesen dieses Kapitels habe ich übrigens beschlossen, diesem Club unbedingt auch beitreten zu wollen. Das bedeutet, dass ich den Berg an einem Tag mindestens dreimal bezwingen muss, jeweils über einen anderen Anstieg. Oder doch viermal, davon einmal per Mountainbike? „Bekloppte“ Möglichkeiten gibt es zuhauf am kahlen Berg, alle Möglichkeiten, wie man in den Club aufgenommen werden kann, erfährt man im Buch. Aber dies soll ja keine Aufzählung des Inhaltsverzeichnisses werden – es war auch nur ein kleiner Anriss der vielen Themen, die rund um den Mont Ventoux erzählt werden.

Und lohnt sich das Buch und wenn, für wen?

Das Buch lohnt sich auf jeden Fall, denn es vermittelt den Mythos dieses Berges aus vielen Blickwinkeln. Und das ist der interessante Punkt – es lohnt sich nicht nur für Radsportler und andere Fahrradenthusiasten, sondern auch für Naturliebhaber, Geschichtsinteressierte oder Abenteurer. Reurings und Steenberg schaffen es durch die vielen Anekdoten zwischendrin, dass auch „trockenere“ Themen aufgelockert werden und das Buch nie langweilig wird. Manch einer wird sich denken – 330 Seiten über einen Berg? OK, über den Mount Everest, aber über den Mont Ventoux? Ja, das passt, das macht Spaß – und wird den einen oder anderen auch in Zeiten von Corona ein Ziel zeigen, auf das man trainieren kann: die Aufnahme in den Club der Verrückten des Mont Ventoux.


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