23. Mai 2018 – Es ist Mittwoch, es ist Bergfest. Nachdem wir gestern am Dienstag unseren Ruhetag nach der Hagelschlacht eingelegt haben, ist der Plan heute früh wieder aufs Rennrad zu steigen und eine Runde durch die Berge zu drehen. Gut woanders kämen wir, seien wir ehrlich, sowieso nicht wirklich hin, ohne uns noch weiter zu verausgaben.
Leider kommen wir nicht dazu, den Plan so wie er gedacht war, in die Tat umzusetzen, denn Maren muss leider mit einem kaputten Magen aussetzen. Irgendwas im Müsli hat sie ausgeknockt. Und so suche ich mit Markus Hilfe eine schöne Route aus und setze mich allein auf mein Schatzi. 42 Kilometer mit etwa 1.200 Höhenmetern sollen es schließlich werden.
Mit Garmin – Ohne Garmin
Da ich zum ersten Mal in diesem Ausmaß alleine im Ausland unterwegs bin und mich absolut gar nicht auskenne, navigiere ich das erste Mal selbst mit meinem Garmin Edge 800. Geile Sache denk ich mir und bin so im Tunnel, dass ich gar nicht merke, dass ich meine eigentlich obligatorische Pulsuhr vergesse.
Na gut, dann geht es halt ohne meine Herzfrequenz auf die Strecke. Dooferweise hat der Regen am Montag alles, aber wirklich ALLES an meinem Garmin Edge 800 verstellt. Das GPS ist ausgeschaltet, die Trainingsanzeige ist nicht meine gewohnte und ich kann die Strecke auf der Karte nicht erkennen. Auch wenn ich froh bin, so ein Gerät zu besitzen, weiß ich jetzt schon, was ich mir zum Geburtstag wünschen werde *hust*.
Zu allem Überfluss schaltet sich das Edge bei der ersten Kurve in Kayersberg einfach aus. Zack: weißer Bildschirm. Zum Glück reagiert das Teil noch und läuft nach dem Einschalten ohne murren und motzen bis zum Ende der Tour weiter. Am Akku kann es also schon einmal nicht gelegen haben.
Blick nach oben: Was sagt der Wetterbericht?
Mein Blick wandert auf jeden Fall von Beginn an immer wieder prüfend in Richtung Wolken. Schließlich will ich nicht nochmal im Hagelschauer untergehen. Schon gar nicht alleine. Daher wird in 10 Minuten Abständen der Wetterbericht und das Regenradar gecheckt. Sicher ist sicher. Zwar zeichnen sich immer wieder dunkle Wolken am Himmel ab und die Sonne lässt sich auch nicht so wirklich blicken, aber es bleibt zum Glück bis zum Schluss trocken. HAHAHAHA SPOILER! ;)
Nach Kaysersberg, das sich für mich in allen Unterhaltungen immer anhört wie Kaiserswerth (Heimweh Deluxe) geht es links gen Gipfel. Der Col de Fréland ist kein fieser Berg! Auf keinen Fall zu vergleichen mit Hohrodberg und dem Col de Linge, aber der Aufstieg zum Dörfchen Aubure, das kurz hinter der Bergkuppe liegt, zeigt sich an ein paar Stellen schon recht steil und unerbittlich. Trotzdem bin ich guter Dinge, als ich auf 831 Metern ankomme. Schnell ein Foto unterm Schild gemacht, das hier tatsächlich fast auf dem höchsten Punkt steht und ab in die Abfahrt.
Eine langsame Abfahrt in die Weinberge
Anders als auf den anderen Bergen, die wir bisher befahren haben, wird es hier keine rasende Niederkunft in Richtung Tal geben. Zuerst durchquere ich ein Dorf mit Querstraßen und Verkehr und dann fährt fast non Stop bis unten ein LKW vor mir her. Für mich als schissrigen Abfahrer sicher nicht das verkehrteste. Als sich dann auch noch ausgerechnet in einer Kurve der Straßenbelag auftut und die gefühlt erste Kopfsteinpflasterbebauung der Bergstraße freigibt, bin ich ganz froh, dass ich nur knapp 30 km/h auf dem Tacho stehen habe. Kurz angehalten, Beweisfoto geschossen (“Das glaubt mir doch sonst kein Mensch!”) und weiter gefahren. Nach ca. 100 Metern ist der Spuk auch schon wieder vorbei und die Straße geteert. Allerdings wiederholt sich das Spiel später noch einmal.
Wären LKW und Kopfsteine nicht gewesen, die Abfahrt hätte sicher Spaß machen können. Also jemand anderem. Nicht mir. Jedenfalls nicht beim ersten Mal. Denn es geht ohne nennenswerte Serpentinen recht gerade bergab. Zwar ist die Straße hier und da noch etwas feucht und nicht ganz so eben, wie es schön wäre, aber Maren wäre hier bestimmt davon gezogen.
„RAMPEN“ habe ich gesagt!
Im Tal angekommen schlängelt sich der Weg am Fuß des Berges durch malerische Weinfelder und gibt den atemberaubend schönen Blick auf Colmar frei. Wunderschön. Man könnte es glatt genießen, wenn nicht zwischendurch Rampen von knapp 15 % aus dem Boden schießen würden. “Rampen” ist sowieso mein Wort der Woche. Mein Rekord heute: 24 %. Zwar in einer kurzen Abfahrt aber TROTZDEM! Ich hab das Gefühl, die Schwerkraft zieht mich in diesem kurzen Bereich nach einem kleinen Waldstück trotz angezogener Bremsen unerbittlich nach unten. Glücklicherweise wird vor mir brav Platz gemacht. Die Wanderer wollen halt nicht von mir platt gewalzt werden.
Der Rest der Fahrt gestaltet sich entspannt. Lediglich der Schlussanstieg zurück nach Orbey zieht nochmal ordentlich Energie. Eine Tour bergab zu beenden ist deutlich angenehmer. Das nehme ich mir dann auch für den nächsten Tag vor und lege nach ausschwitzen und einer warmen Dusche entspannt die Beine hoch.
Markus hat an dem Tag übrigens unsere Erfahrung von gestern wiederholt. Auf dem Col du Linge wurde er von Regen und Hagel überrascht und hat sich trotz kniehohen Hagelverwehungen nicht von der Abfahrt abhalten lassen. Ein Teufelskerl!