Der zweite Tag des Intensiv-Wochenendes stand an, der Sebamed Bike Day 2016. Nachdem Desaster des Vortages sollte sich zeigen, ob ich aus den Fehlern kurzfristig lernen konnte. Ich freute mich darauf viele liebe Menschen wieder zu sehen, unter anderem Thomas Becker von Wutz on Wheelz. Außerdem hatte sich ein Besucher aus der #allebekloppt #twitterbiketreff #twitterlauftreff Community angekündigt. Gespannt war ich auch auf die Strecke, ich hatte mich „nur“ für die 42 Kilometer-Runde angemeldet und es war das erste Mal, dass ich hier startete.
Der Morgen danach! Wo nach? Nach dem Desaster beim Vulkanbike Eifel-Marathon! Ich hatte gut geschlafen, dank meiner Oropax-Ohrstöpsel und da ich erschöpft war. Eine halbe Stunde vor der Weckzeit war ich wach und das Erste was ich tat, war in meinen Körper hinein zu horchen. Ich bewegte vorsichtig meine Beine und stellte mich auf Schmerzen ein, oder zumindest das Gefühl sie nicht bewegen zu können. Aber nichts dergleichen fühlte ich, die Beine fühlten sich tatsächlich locker an. Was fiel mir ein Stein vom Herzen. Auch als ich aufgestanden war änderte sich dieses Gefühl nicht, Klasse, so konnte der Tag beginnen. Nach der üblichen Morgenroutine schlüpfte ich in meine Radklamotten und mich überkam ein wohliges Gefühl die Klamotten wieder an zu haben. Ein tolles Gefühl!
Erfolgreich regeneriert
Alles, was gestern Abend passiert war hatte seine positive Wirkung erzielt. Die aufbauenden Worte von Daniel hatte neue Motivation generiert, das Ausfahren und Dehnen der Muskeln schien Wunder bewirkt zu haben und das Auffüllen der Speicher durch meinen selbstgemachten Reissalat war erfolgreich. Auch der Magnesium- und Eiweißnachschub hatte wunderbar funktioniert. Außerdem hatte sich Sascha aus meiner Twittertimeline angekündigt, um mich im Ziel zu empfangen. Das gab zusätzliche Motivation. Bis zum Frühstück hatte ich noch Zeit, deshalb machte ich meine Trinkflaschen fertig und packte schon mal meinen Kram zusammen. Ich brachte alles zum Auto, checkte dort noch Mal den Reifendruck am Fahrrad und schmierte die Kette. Dann ging ich zum Früstück. Ich hatte mich gegen mein Müsli entschieden, da ich nicht das Risiko eingehen wollte, dass der gestrige Einbruch an zu geringer Energieaufnahme lag. Es erwartete mich ein liebvolles, reichhaltiges Frühstück.
Das war lecker! Alles was das Herz begehrt war dabei, sogar geräucherter Lachs. Und ordentlich portioniert, so dass fast nichts über geblieben ist. Das war die richtige Stärkung und der richtige Start in den Tag!
Liebe Menschen und familiäre Stimmung beim Sebamed Bike Day 2016
In Bad Salzig parkte ich direkt am Ortseingang und fuhr die 2 Kilometer zum Sebapharma Gelände mit dem Rad. Die Stimmung auf dem Gelände war sehr entspannt, es waren schon einige Biker da und aus den Boxen erklang schon Musik und der Moderator. Die Grundstimmung war ganz anders als beim Vulkanbike-Marathon, sehr viel familiärer und ruhiger. Ich machte mich auf die Suche nach Thomas Becker von Wutz on Wheelz und fuhr die Straße ortsauswärts entlang, wo ich ihn auch kurze Zeit später zusammen mit Uwe Blechschmidt traf. Nach einer kurzen Begrüßung düste Uwe zum warm fahren los, Thomas und ich ließen es ruhig angehen und rollten nur ein bisschen rum. Es war toll, einfach nur entspannt daher zu fahren und sich, neben dem Rennen, auch über vieles Andere zu unterhalten.
Ich mag Thomas! Die wenigen Male, die wir zusammen Rennen gefahren sind hieß es von ihm immer vorher „nee, ich bin nicht trainiert, ich hab Rücken, ich fahr nur so mit“ usw. Nur um dann im ersten Anstieg auf und davon zu ziehen! Auch diesmal war das wieder so: „Ich werd Vorletzter, nur nicht Letzter, ich hatte gar keine Zeit zu trainieren“ usw. Schon klar! Ein bisschen Hoffnung hatte ich ja schon, einmal vor Thomas ins Ziel zu kommen, denn laut seiner Strava-Historie hatte tatsächlich nicht so viel trainiert. Wir trollten uns in Richtung Start/Ziel wo wir Ilja trafen. Der war kurz zuvor an uns vorbei geschoßen, natürlich ohne uns zu erkennen. Kurz gequatscht und schon stand er in der Startaufstellung zum Marathon.
Singeltrail plus!
Als wir auf die Abfahrt des Marathonfeldes warteten, fiel uns auf, dass immer wieder Fahrer im Hang vor uns verschwanden und kurze Zeitspäter 50 Meter weiter wieder ausgespuckt wurden. Das interessierte uns, also fuhren wir da auch mal rein. Uns erwartete ein anscheinend von langer Hand geplanter Singeltrail, der schön in den Hang gebaut war. Es ging kurz und knackig hoch und dann leicht ansteigend am Hang entlang um dann wieder runter, kurz über das Betriebsgelände wieder auf die Straße. 100 Meter weiter war dann das Ziel. Einerseits toll gemacht und schön zu fahren, andererseits relativ ungünstig gelegen, wenn man schon alle Kilometer in den Beinen hat. Aber gejammert wird nicht! Allerdings war es gut zu wissen was uns am Ende dort erwartete.
Und wieder hieß es „Start frei!“
Auch in der Startaufstellung spürte man die familiäre Stimmung. Es gab zwar wie immer ein paar Unverbesserliche, die sich noch in Lücken vor uns zwängten, aber der grundsätzliche Ton war, dass es erst mal egal ist wo man steht, da es eine relativ lange neutralisierte Einführung gibt. Der Startschuß fiel und ich achtete auf meinen Puls und auf mein Beingefühl. Thomas fuhr vor mir etwas zügiger los, ich hielt ihn aber in Sichtweite. Auf dem flachen Asphaltstück ging das auch mit wenig Leistungseinsatz. Dann ging es in eine Steigung auf Asphalt, in der ich wieder zu Thomas aufschließen und einige Fahrer überholen konnte. Im Vorfeld hatte Thomas und auch Daniel schon erzählt, dass es nach dem breiten Asphaltstück direkt auf einen schmalen Waldpfad geht. Der Erfahrung der beiden nach, kam es hier relativ schnell zum Stau. Also versuchte ich mich da zu platzieren wo etwas Platz war.
Eine strategische Meisterleistung
Es kam dann diese besagte Verengung durch den Pfad und es wurde tatsächlich etwas langsamer gefahren. Aber gerade so an der Grenze, dass man mit ein bisschen Geschick nicht stehen bleiben musste. Meine strategische Meisterleistung bestand darin, auf der richtigen Seite des Pfades zu sein, als vor Thomas und mir ein Fahrer stürzte. Er fiel nach rechts weg, genau Thomas vors Rad, so dass ich geschickt vorbei schlüpfen konnte, Thomas aber stehen bleiben musste. Da ich aber auch ein bisschen ausweichen musste, kam ich nah an die Böschung, wo schon eine dicke Brombeerranke auf meinen Arm wartete und ihre Dornen tief in mein Fleisch bohrte. Es floß reichlich Blut, wie das bei so einer tiefen Fleischwunde halt ist, aber mein Adrenalinspiegel ließ keine Schmerzen aufkommen. Und wie heißt ja so schön „Wenn es blutet, alles richtig gemacht!“.
Die Strecke liegt mir
Das Höhenprofil kam mir sehr entgegen, zwar wird der große Teil der 900 Höhenmeter auf den ersten 13 Kilometern gefahren, aber immer unterbrochen mit kurzen ebenen Passagen. Genau das ist es was ich mag, so können sich meine Muskeln nach der ersten Belastung kurz erholen, um dann wieder voll da zu sein. Deshalb bleib ich in der folgenden Steigung auch schön unterhalb meiner gefühlten Leistungsgrenze. Es gab mir Auftrieb, dass ich viele Fahrer in dieser Steigung überholte und wenig überholt wurde. Mich machte ein bisschen stutzig, dass Thomas mich noch nicht überholt hatte.
Bei 9 Kilometern ging es einen kurzen Trail bergab um dann nach der folgenden kurzen Ebene in die längste Steigung des Tages zu starten. In dieser Steigung war ich in meinem Element. Mir kam in den Sinn, dass Daniel das prophezeit hatte. „Dir wird diese Strecke gut passen!“ sagte er. Und so war es auch, ich fand sofort meinen Rhythmus und konnte wieder einige Fahrer überholen. Am höchsten Punk überquerten wir die A61. Kurz darauf folgte ein knackiger Singeltrail mit reichlich Wurzeln , der meinen Puls nochmal ansteigen ließ aber richtig Spaß machte. Danach ging es über Asphalt und Waldwirtschaftswege immer leicht ansteigend. Mittlerweile hatten ich mich mit ein paar gleich schnellen Fahrern zusammen gefunden. Wir wechselten uns mit der Führungsarbeit immer ein bisschen ab.
Irgendwann führte die Strecke an der Autobahn vorbei und einer der Mitfahrer anmierte zum schneller fahren und kreiseln. Außer mir ließ sich keiner darauf ein, also machten wir das zu zweit. Eine Zeit lang hielt ich die Arbeit im Wind auch aus, aber irgendwann musste ich zurück stecken, weil meine Beine Überlastung signalisierten. Ich hatte ja aus dem Vortag gelernt. Wirklich viel hatte es auch nicht gebracht, kurz vor Ende der Asphaltstrecke hatte uns die Gruppe wieder eingeholt. Es ging unspekatkulär weiter über Waldwege und Pfade. Zeit etwas die Gedanken schweifen zu lassen und mir kam in den Sinn, dass ja der Sascha im Ziel auf mich warten würde. Das gab noch Mal zusätzliche Motivation.
Es geht abwärts, dies Mal nicht mit dem Körper!
Bei Kilometer 28 ging es in die längste Abfahrt des Tages. Den größten Teil konnte ich zügig laufen lassen, erst gegen Ende musste ich etwas vom Tempo gehen, weil vor mir jemand etwas langsamer fuhr. Ich war erstaunt zu sehen, dass es ein etwa 12 jähriges Mädel war, dass da vor mir zügig den Berg runter fuhr und zwar ohne jede Unsicherheit. Es sah schon etwas seltsam aus so ein zierliches Mädel auf einem relativ großen Rad. Und sie hatte sehr viel mehr Übersicht über die Situation als manch anderer unserer männlichen erwachsenen Mitfahrer. Am Ende der Abfahrt ging es in eine Spitzkehre und da dann wieder leicht bergan. An dieser Stelle mal ein Lob an die Streckenposten, die vor dieser und vor anderen Gefahrenstellen rechtzeitig warnten. Jedenfalls hatte das Mädel mich bemerkt und fuhr die längere Außenlinie um mich vorbei zu lassen! Respekt dafür!
Danach ging es wieder flüssig bergauf und bergab bis zur Strava-Bergwertung vom Sebamed Bike Day 2016, da musste ich vom Rad, da war es so steil, dass ich doch die Belastung vom Vortag in den Beinen spürte und bevor ich mir die Beine wieder leer fuhr, machte ich lieber Piano und schob das kurze Stück. Wie gesagt, ich bin ja lernfähig. Der Rest der Strecke war, sagen wir unschön, der Weg führte über breit planierte Schotterpisten, einfach zu fahren aber halt nicht schön, dafür schnell! Kurz vor der Start/Zielgeraden ging es noch einen kurzen Trail runter, kurz auf die Straße und dann noch den Anfangs erwähnten, in den Hang gebauten Singeltrail. Noch Mal eine schöne Belastung am Schluß, der einige vor mir nicht gewachsen waren.
Im Ziel mit Endorphinüberschuß
Als mich der Singeltrail wieder ausspuckte, sah ich um Augenwinkel noch Sascha vorbei fahren und während ich ins Ziel sprintete rief ich ihn! Kurz hinter dem Zielbogen blieb ich stehen und wartete auf ihn. Sascha war dann auch der erste der meinen Endorphinüberschuß zu spüren bekam. Alter, war das ein Gefühl, ich war zwar geschafft aber nicht erschöpft und freute mich tierisch über ein Rennen, dass im Gegensatz zu gestern das komplette Gegenteil war.
Ich hab mich sehr darüber gefreut, dass Sascha mich besucht hat. Ich glaub meine Euphorie sprudelte nur so aus mir heraus. Kurze Zeit später kam auch Thomas bei uns an und wunderte sich, wo ich ihn denn überholt hätte. Er hatte meine taktische Meisterleistung gar nicht mitbekommen!
Zusammen tranken wir noch ein Ziel-Bierchen und quatschten noch eine zeitlang. Dann war aber auch schon wieder für jeden der Heimweg angesagt, Sascha hatte ja noch ein bisschen Strecke mit dem Rad zu machen und Thomas und mich riefen familäre Verpflichtungen.
Fazit des Renn-Wochenendes
Das erste was mir in der Nachbetrachtung klar wurde ist, dass Daniel Recht behalten hatte. Er hatte empfohlen, beim Vulkanbike Eifel-Marathon zwar zügig zu fahren, aber unterhalb der Leistungsgrenze, um dann beim Sebamed Bike Day 2016 richtig auftrumpfen zu können. Wäre ich seinem Rat gefolgt, hätte ich vermutlich bei beiden Rennen eine bessere Platzierung eingefahren, bzw eine bessere Zeit.
Auf der anderen Seite war erstens die Erfahrung meine Leistungsgrenze in Daun zu überschreiten sehr lehrreich für die Zukunft und zweitens hat mir dieses Wochenende gezeigt, dass das Training doch was gebracht hat und mit der richtigen Regeneration mein Körper sich schnell wieder erholt, um innerhalb eines kurzen Zeitraums erneut Leistung zu bringen.
Trotzdem trauere ich dem verschenkten Potenzial nach, auch heute noch. Da bin ich mir gegenüber sehr nachtragend. Mal sehen was die Planung fürs nächste Jahr bringt. Fakt ist, dass ich mit dem Vulkanbike Eifel-Marathon noch eine Rechnung offen habe!
In diesem Sinne, Daun wir sehen uns! Eure Diva
Starke Leistung! Glückwunsch! :)
Pingback: Burg Pyrmont – Door2Trail › Trailrunnersdog - Weil 6 Beine einfach mehr Grip haben
Vielen Dank!
Pingback: Lieblingsblogs Folge 36 - Coffee & Chainrings
Pingback: Preview Sebamed Bike Day 2017 - Coffee & Chainrings