Langsam schleicht sich der Sommer und damit auch die Bikesaison 2025 aus.
Die Tage werden kürzer und die Schatten länger. Gefühlt ist es vielleicht noch etwas früh für ein Resümee, doch in meinem Kopf kreisen Erinnerungen an ein Jahr voller Erlebnisse, Emotionen und Erfahrungen. Gedanken an die Zukunft formieren sich, welche ich gerne mit Euch teilen möchte.
Logisch, ich habe eine Menge Erkenntnisse gewonnen und beginne diese zu verarbeiten. Jetzt, wo etwas Ruhe eingekehrt ist und meine Saison scheinbar ein vorzeitiges Ende genommen hat. Ich merke gerade, dass die Verarbeitung der einzelnen Wegpunkte meiner Saison bislang viel zu kurz gekommen ist. Warum? Vermutlich weil mein Kalender ziemlich voll war und mir nicht genügend Zeit zwischen meinen Events für die Verarbeitung zur Verfügung stand.
Warum vorzeitiges Ende?
Es hat mich erwischt. Was als harmloses Halskratzen nach unserer Rückkehr vom Nordseeurlaub begann, hat sich als hartnäckiger Infekt in meiner Brust und den Nasennebenhöhlen festgesetzt. Folge: Kompletter Trainingsausfall seit zwei Wochen. Also nutze ich die Zeit, mich zu erinnern, zu verarbeiten und zu planen.
Ich habe begonnen, mich gedanklich auf die kommende Saison vorzubereiten. Aber vorher möchte ich meine Lehren aus den gesammelten Erfahrungen ziehen und diese in die Planung einließen lassen.
Wenn ich auf meine Wettkampfsaison 2025 zurückblicke, kann ich sagen: Es hat funktioniert. Es war unfassbar aufregend, es war anstrengend, es war mitunter auch stressig, aber unterm Strich sehr sehr schön. Ich spüre eine große Dankbarkeit und Zufriedenheit in mir.
Ich bin dankbar für unvergessene Momente auf dem Bike, für das gemeinsame Erleben mit Freunden und Familie – und für die Erkenntnis, dass Erfolg weit mehr ist als Zahlen auf der Ergebnisliste. Um Platzierungen ging es mir nie. Dafür bin ich zu realistisch und kann meine Leistungsfähigkeit im Vergleich zu anderen recht gut einschätzen. Die Erlebnisse mit Freunden und mit der Familie, persönliche Grenzen auszuloten, dass sind die Attribute, welche mich veranlassen, mich immer wieder an die Startlinien unserer Bikewelt zu stellen. Ein kleines „Aber“ hat sich dennoch eingeschlichen…
Zunächst ein kurzer Abriss meiner Saison:
Der Auftakt: Im Januar habe ich in Südtirol den ersten kleinen Grundstein gelegt. Ein kleines, aber feines Trainingslager, in dem ich nicht nur Kilometer sammelte, sondern auch wertvolle Zeit mit meiner Familie im Schnee verbringen konnte. Ein perfekter Start in das Jahr. Es zeichnet sich bereits ab, dass es eine Wiederholung geben wird.
Andalusien: Ende Februar stand das Andalucia Bike Race auf dem Plan. Eines der größten Events von Coffee & Chainrings in 2025. Wir haben 7 Fahrer von uns dort an den Start- und auch ins Ziel gebracht. Mr. Wade und ich im Team, auf sechs Etappen die sich wie ein Traum anfühlten. Spektakuläre Trails in toller Kulisse und das Ganze gemeinsam als Zweierteam, begleitet von meinen Eltern. Ein absolutes Highlight.
Mallorca im März: Alte Liebe neu entfacht. Mit Axel und Jens verbrachte ich nach Jahren der Balearenabstinenz eine Woche auf der Insel, die schon so viele Radfahrerherzen erobert hat. Sonne, Meer, solide Umfänge – und jede Menge gemeinsamer Spaß. Ein Trainingslager, das Körper und Seele gleichermaßen genährt hat. Eine Wiederholung im nächsten Jahr bahnt sich vorsichtig an.
Tour d´Energie: Ende April mit Axel in Göttingen zu starten hat Tradition. Mit unserer vorausgegangenen Vorbereitung auf Mallorca haben wir ein klasse Ergebnis erreicht und das ganze bei den besten äußeren Bedingungen ever. Die Tradition wird auf jeden Fall beibehalten.
Neuland am Alfsee: 24 Stunden Solo – ein Abenteuer, wieder mit Axel, welches ich mit Respekt anging. Am Ende steht ein Finish, ein breites Grinsen und die klare Erkenntnis: Einmal und nie wieder! Aber eben auch eine wertvolle Erfahrung, die mich als Sportler weitergebracht hat. Es liegt das Angebot des Startes 2026 im Coffee & Chainrings 4er Team vor…verdammt…
Der HERO und die Alpentrophy: Der Juni wurde zum Fest. Mit Marcus und der Familie in Südtirol beim HERO hatte ich einen meiner besten Tage aller Zeiten auf dem Rad – Beine, Kopf, Kulisse, alles passte. Direkt im Anschluss die Alpentrophy: Vier Tage Etappenrennen mit Mr. Wade, Büchi und Ralf, eingerahmt in einen unvergesslichen Familienurlaub. Diese Kombination aus sportlicher Erfüllung und familiärem Glück bleibt als besonderer Höhepunkt in Erinnerung. Ausblick für 2026: Unklar. Tendenz eher nein…
Die Salzkammergut Trophy: Episch, brutal, legendär. Ich habe dort meine persönliche Grenze gefunden – und sie verschoben. Der Teufel reichte mir seine Hand, aber ich konnte sie ausschlagen und ins Ziel rollen. Gemeinsam mit vielen Coffee & Chainrings Freunden wurde Bad Goisern zu einem Fest der Leiden und des Triumphs. Ein Start auf der B-Strecke in 2026 ist wahrscheinlich.
Und jetzt?
Anfang August gab es noch eine Woche Urlaub mit der Familie an der Nordsee, verknüpft mit einem Grundlagenblock. So sollte die Form nochmal deutlich gefestigt werden, um Mitte August noch ein eingeschobenes Event anzugehen: Die deutsche Meisterschaft beim Endurothon in Schierke.
Fast 1.000 Kilometer standen in den ersten beiden Augustwochen bereits im Trainingsbericht. Doch dann kam das abrupte Ende! Die Erkältung bremst mich gnadenlos aus. Beim Verfassen dieser Zeilen immer noch. Der Trainingsausfall ließ sich nicht mehr kompensieren. Absage der DM und auch Absage des Alpenbrevet Anfang September in der Schweiz. Ein harter Schlag, der die Frage aufwirft: Soll das wirklich das Ende meiner traumhaften Saison sein? Oder wartet noch ein letztes Kapitel?
Nun heißt es erstmal gesund werden. Die Erinnerungen an die tolle Saison lassen mich dennoch entspannt bleiben. Ich bin zufrieden und glücklich.
So, nun zu meinen Erkenntnissen und Lehren.
Würde ich so eine vollgepackte Saison mit der hohen Dichte an (ultra)Langstrecken wiederholen?
Die Antwort fällt leicht! Kurz und knapp. NEIN, es war zu viel.
Warum, es hat doch alles geklappt?
Auf den ersten Blick verlief die Saison erfolgreich: alle geplanten Wettkämpfe konnten absolviert und gefinished werden. Dennoch zeigte sich, dass sowohl die körperliche als auch die mentale Verarbeitung gelitten haben. Mit insgesamt 14 Wettkampftagen bewege ich mich in einem ähnlichen Umfang wie in den Vorjahren. Der entscheidende Unterschied lag jedoch in den Rahmenbedingungen:
- Früher Saisonstart
Durch die Teilnahme am Andalucía Bike Race Ende Februar begann die Saison deutlich früher. Bereits in den Wintermonaten war ein umfangreicheres und intensiveres Training erforderlich als gewohnt. - Höhere Belastung der Wettkämpfe
Viele Rennen hatten „Ultra“-Charakter und fanden weit entfernt von zu Hause statt. Neben der sportlichen Belastung kam dadurch ein erheblicher Reiseaufwand hinzu, der zusätzliche Erschöpfung verursachte. Im Vergleich dazu hatten frühere Heimrennen klare Vorteile: kurze An- und Abreise, keine Übernachtungen, weniger Stress. - Unzureichende Erholungsphasen
Die Pausen zwischen den Events lagen meist bei drei bis vier Wochen. Diese Zeit erwies sich als zu kurz, um vollständige Regeneration zu ermöglichen und gleichzeitig neue Trainingsreize zu setzen. Auch die mentale Verarbeitung kam zu kurz, da der Fokus unmittelbar auf dem nächsten Wettkampf lag. - Akkumulation von Belastungen
Wettkämpfe in enger Abfolge – etwa HERO und Alpentrophy innerhalb einer Woche – sind kurzfristig möglich. Allerdings erfordern sie davor und danach längere Erholungsphasen. Ohne diese steigt das Risiko einer kumulativen Ermüdung erheblich.
Fazit:
Die Kombination aus frühem Saisonstart, höherer Wettkampfintensität, zusätzlicher Reisetätigkeit und zu kurzen Erholungsphasen führte zu einer erhöhten Gesamtbelastung. Trainingslehre und Softwaretools weisen regelmäßig auf diese Risiken hin. In der Praxis zeigte sich, dass die individuelle Belastbarkeit Grenzen hat – auch wenn der „T-Racer“ diese gerne überschreitet.
Die Saison 2026 versuche ich geschickter zu planen. Denn eins ist mal klar: Herausfordernd wird es definitiv! Erste Vorstellungen habe ich bereits, dazu aber an anderer Stelle mehr.