Am Wochenende vor zwei Wochen (16. + 17.08.2025) ging es für mich mal wieder in den Norden, um in meiner Heimatstadt Hamburg an den ADAC Cyclassics teilzunehmen. Aufgrund der Stürze und Neutralisation im Vorjahr war für mich im Dezember 2024 bereits klar, hier erneut an den Start zu gehen. So habe ich mir den Early-Bird Preis geschnappt und hatte noch freie Hotel-Auswahl.
Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste, dass mein Start über die 110 Kilometer direkt vor der Hoteltüre liegen würde. Da auch die Strecke erst nach der Anmeldung bekannt gegeben wurde, war ich umso erfreuter, dass diese zweimal über die Köhlbrandbrücke und Teile der Profi-Strecke führen würde. Ein absolutes Highlight!
Nach einer Anreise ohne Stau, habe ich in aller Ruhe im Hotel eingecheckt und auch mein Zimmer war um 13:00 Uhr bereits bezugsfertig. Mein Arbeitskollege Marco, welcher über die 60 Kilometer an den Start gehen wird, ist jetzt auch in der Stadt gelandet und wir machen uns auf in Richtung Rathaus, um die Startunterlagen abzuholen. Auch hier: alles entspannt und ohne große Wartezeit. Auf der Event-Fläche ist zudem eine Messe aufgebaut, wo man sich mit allem möglichen Zubehör der diversen Partner für den Renntag eindecken kann. Egal ob Radtrikot, Bike-Check, Gel, ADAC-Mitgliedschaft oder SKODA-Probefahrt – hier ist fast alles zu haben. Ich mag diese angespannte Stimmung in der Stadt bei der man spüren kann, das hier morgen etwas Großes ansteht.
Zurück im Hotel heißt es Aufkleber ans Bike und den Helm sowie Startnummer ans Trikot, bevor die klassische Portion Nudeln geladen wird. Mit der untergehenden Sonne im Gesicht und frischer Elb-Luft um die Nase, lassen wir den Abend ausklingen.
It’s Race-Day
Der Wecker klingelt um 6:00 Uhr nach einer unruhigen Nacht mit 5:30 Stunden Schlaf. Da es am Wochenende erst ab 7:30 Uhr Frühstück gibt, bleibt mir nur die Express-Variante auf dem Zimmer. Dieses besteht aus Heidelbeer-Porridge, Franzbrötchen und Schokobrötchen sowie ausreichend Flüssigkeit aka Wasser.
Aus allen Seitenstraßen strömen die Teilnehmer in ihre Startblöcke. Ich bin früh dran und rolle einmal am kompletten Feld vorbei und habe Zeit für ein paar Fotos vom Bike am Wasser.
Mein Start ist um 8:10 Uhr aus Block H. Auch wenn es nur ein Jedermann-Rennen ist, geht hier nach dem Startbogen die Feuerwehr ab. Nach 8 Kilometern geht es mit noch kalten Beinen zum ersten Mal über die Köhlbrandbrücke. Durch den Landkreis Stade und das alte Land erreichen wir nach knapp einer Stunde Buxtehude. Schön zu sehen und motivierend sind die vielen Zuschauer, welche bereits für uns Amateure am Streckenrand stehen und fleißig anfeuern.
Leider kommt es auch heute wieder zu einer Menge Stürze, sowohl auf gerader Strecke als auch dem ein oder anderen Kurven-Ein- und Ausgang. Das Feld verhält sich vorbildlich, folgt den Anweisungen der Ordner, verringert das Tempo an Engstellen und lässt den Rettungsfahrzeugen ausreichend Platz, um die Unfallstellen zu erreichen. Ich bleibe verschont und wünsche den Verletzten gute Genesung.
Die Zeit vergeht wie im Flug. Ich fahre, bepackt mit zwei großen Trinkflaschen und 5 Gels, an beiden Verpflegungsstellen vorbei. Erst im letzten Drittel schaffe ich es eine passende Gruppe zu finden, welche ich bis ins Ziel halten kann. Vorher verbrauche ich viel Kraft alleine im Wind auf nicht enden wollenden Geraden. Die zweite Überfahrt der Köhlbrandbrücke läuft sehr gut, das Gel zündet und wir werden mit einem traumhaften Blick auf den Hafen und die Stadt belohnt.
Mit dicken Beinen, im Gedanken an meine verstorbene Oma, aber dennoch zufrieden, rolle ich nach 3:07 Stunden über die Ziellinie auf der Mönckebergstraße. Eine Medaille und zwei Finisher-Bier später rolle ich zum Hotel zurück. Da Marco mit Freundin eine Nacht länger in der Stadt bleibt, komme ich in den Genuss einer wohlverdienten und dringend benötigten Dusche.
Und jetzt: die Profis beobachten
Anschließend packe ich Rad und Koffer ins Auto und mache mich erneut auf den Weg in die Innenstadt, um das Rennen der Profis zu sehen. Ich habe genügend Zeit, die Atmosphäre aufzusaugen und sehe das Feld zweimal an mir vorbei fliegen, bevor es auf die letzte Runde geht. Rund um den Zielbereich bilden sich jetzt 4er-Reihen. Ich erwische eine Stunde vor Ende des Rennens einen Platz in der zweiten Reihe auf Höhe der Ziel-Linie. Ein letztes Franzbrötchen und eine Dose Red Bull und ich bin bereit für den Massensprint und das große Finale. Doch es kommt anders, als alle hier erwartet haben – und so schafft es Rory Townsend (Q36.5 Pro Cycling Team) als Ausreißer eine Fahrradlänge, nach 207 Kilometern, ins Ziel zu retten. Ich lasse den Tag im Fahrerlager zwischen den Team-Bussen ausklingen. Schöne Grüße von Ben Zwiehoff (Red Bull – BORA – hansgrohe) an die Coffee & Chainrings Crew.
Auf ein Neues im nächsten Jahr!
Erinnerungen an vergangene, damals noch HEW Cyclassics Teilnahmen werden wach…