Ich kann es noch immer kaum glauben: Ich bin mein erstes Gravelrennen gefahren. Nicht irgendeins – sondern am Wörthersee. Klingt glamourös, oder? Sonne, See, Schloss… und jede Menge Wind.

Funfact: Das, was man dort beim berühmten Schloss am Wörthersee als „Vorderseite“ verkauft, ist in Wahrheit die Rückseite. Die eigentliche Vorderseite zeigt sich eher unspektakulär – aber immerhin haben wir sie gesehen. Haken dran.

Mit Marc und Tim bezog ich von Donnerstag an eine WG mit idealer Lage und gut ausgestatteter Küche. Jeder Tag begann entspannt – ein bisschen Radfahren, ein bisschen genießen. Einrollen, Strecke erkunden, quatschen, lachen. Die Stimmung war absolut stimmig und motivierend. Bei der Verpflegung hatten wir schnell unsere Routine: Billa statt Bistro, Reiskocher statt Restaurant. Dass Tim im improvisierten Küchenlabor aus gefühlt Nichts eine herrliche Soße zauberte – inklusive Reiswasser als Bindemittel (!) – war das i-Tüpfelchen. Sein berufliches Know-how traf auf kulinarische Improvisation – Ergebnis: einmaliges Geschmacks-Vergnügen.

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Kalt wie die Nordwand. Aber: Ich habe mich davon nicht beirren lassen. Statt nervös umherzulaufen, habe ich das gemacht, was ich sonst gern vernachlässige – mich konsequent eine halbe Stunde lang eingefahren. Und das war goldrichtig. Körper und Kopf waren bereit, die Kälte war vergessen.

Auf dem Weg zur Startbox dann der erste kleine Überraschungsmoment: Ein Einweiser winkte mich nach vorne – und plötzlich stand ich ganz vorne am Flatterband, erste Reihe. Zum ersten Mal überhaupt. Ich? Erste Reihe? Ich konnte es kaum fassen. Startnummer am Lenker, Herz im Hals, Lächeln im Gesicht. -Wohlwissend, dass mich im ersten Anstieg alle überholen würden… aber man kann ja mal den Moment genießen :-)

Das Rennen selbst war eher flach, geprägt von schnellen Asphaltpassagen, die viel Tempo zuließen. Es rollte gut – sehr gut sogar. Bei Kilometer 20 wartete ein knackiger Anstieg. Kurz und schmerzhaft, aber ich konnte mich gut behaupten. Die Streckenführung war abwechslungsreich, landschaftlich wunderschön – und ja, der Wind war fast ein zusätzlicher Mitfahrer sowie die Frage im Hinterkopf: reichen die Trainingseinheiten der letzten Wochen aus, um hier ins Ziel zu kommen?

Gleich zu Beginn konnte ich mich einer Gruppe anschließen, die hervorragend funktionierte. Wir harmonierten gut, wechselten uns sauber ab, hielten das Tempo – genau richtig, um durch die erste Runde zu kommen. So fühlt sich Flow an.

Ich hatte am Start eine Mitfahrerin kennengelernt. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge, fuhren gemeinsam, motivierten uns gegenseitig. Doch gegen Ende der ersten Runde wurde es zunehmend zäh. Die Gruppe begann auseinanderzubrechen, das Tempo konnte nicht mehr gehalten werden. Elisa stieg nach Runde eins aus – kurz spielte ich mit dem Gedanken mich ihr anzuschließen – erinnerte mich jedoch schnell daran, dass ich ein Ziel definiert hatte und es auch erreichen wollte – nix Schweinehund!

Und so machte ich mich allein auf den Weg in die zweite, kleinere Runde. Gegen den Wind. Gegen die Zweifel. Gegen das kleine „Komm, steig aus“ im Kopf.

Die Jungs hatten mir am Vortag noch einige Schlüsselstellen gezeigt – technische Abschnitte, die ich im Rennen dann gar nicht als so schwierig wahrgenommen habe. Ob ich die einfach gemeistert habe oder ob sie heimlich entschärft wurden? Keine Ahnung. Aber sie liefen. Alles lief.

Ich war überrascht, erleichtert, glücklich – und stolz. Unter vier Stunden. Nicht schnell im klassischen Sinne, aber für mich war das ein Triumph. Nach fast einem Jahr Pause, nach Verletzungen, Zweifeln und Umwegen – wieder eine Startnummer am Lenker zu tragen und Freude zu spüren. Das ist mehr wert als jede Platzierung. Ich habe es geliebt. Jede Sekunde. Das Adrenalin. Die Konzentration. Den Staub.

Das Gefühl, den Gralf in der Hand zu halten – ein Moment, den ich nicht mehr vergesse.

Manchmal steckt in einem einzigen Wochenende mehr Glück, Stolz und Überraschung als in einem ganzen Jahr. Und genau deshalb geht es jetzt weiter.

Es geht weiter. Bergauf. Die Wattwerte? Naja, ich fahre halt, nicht für die Galerie – sondern für mich.

Ich trainiere wieder regelmäßig, spüre meine alte Kraft Stück für Stück zurückkehren. Die Einheiten werden wieder länger, die Höhenmeter auch wieder mehr. Ich kann sogar wieder mit meinem Bike-Buddy fahren – auch wenn er manchmal noch ein wenig Rücksicht auf mich nimmt. Aber das ist okay. Das gehört dazu.

In der kommenden Woche steht ein Leistungstest an – und ich bin richtig gespannt. Gefühlt habe ich einen großen Schritt nach vorne gemacht, jetzt will ich wissen, was die Zahlen dazu sagen. Mein Training gewinnt wieder an Struktur und Intensität: Radfahren, Krafttraining und Yoga bleiben die Basis, ergänzt durch Laufen und gezieltes Neuroathletiktraining. Besonders Letzteres hilft mir dabei, meine Reaktionsfähigkeit zu schärfen und die Gesamtperformance weiter zu verbessern.

Was mir dabei wichtig ist: Nicht nur Gas geben, sondern auch bewusst regenerieren. Denn genauso wie Belastung zum Fortschritt gehört, ist auch Erholung ein zentraler Teil des Plans. Und weil ich in den „besten Jahren“ bin, hat auch das Thema Ernährung einen hohen Stellenwert. Es geht nicht nur um ein paar Kilos weniger – sondern um hormonelle Balance, gesunden Stoffwechsel und das gute Gefühl, meinen Körper wirklich zu verstehen. Ich tauche gerade tief ein in die Welt der Sporternährung und finde es unglaublich spannend, dieses Wissen direkt in mein Training einzubauen.

Kurz gesagt: Ich bin wieder auf Kurs. Die Motivation ist da, der Körper macht mit – und ich freue mich riesig auf alles, was die nächsten Wochen bringen. Bleib gern dran, wenn du wissen willst, wie’s weitergeht!

Nächste Station: Sundern. Zehn Jahre, nachdem ich dort mein erstes MTB-Rennen überhaupt bestritten habe, möchte ich auch dort wieder an die Startlinie gehen. Welche Strecke ich fahren werde, habe ich noch nicht entschieden. Was schlägst Du vor?

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