Es kommt nicht selten vor, dass Menschen mittleren Alters irgendwann anfangen nachzudenken. Über ihr Leben, über sich, über Erreichtes, über Verpasstes – und dabei geraten sie mitunter in eine Sinnkrise. Ich als 1975er Jahrgang werde in 2025 50 Jahre alt. Und auch ich habe gemerkt, wie sich der ein oder andere Gedanke über Sinn und Zweck in meinen Kopf eingeschlichen hat. Von einer sogenannten Midlife Crisis bin ich jedoch meilenweit entfernt. Oder?!

Wer mich kennt, der weiß: mein Leben findet im Hier und Jetzt statt. Gedanken an die Zukunft verschwende ich ungern und selten, es kommt meist sowieso anders als gedacht. Natürlich habe ich Erinnerungen – gute wie nicht so gute. Für mich alles ganz normal.

Nun habe ich aber doch angefangen über die Zukunft nachzudenken. Und zwar inhaltlich über die Saisonplanung 2025. Erst jetzt habe ich die einzelnen Puzzlestücke zu einem Ganzen zusammengefügt und so visualisieren können, was ich da überhaupt vorhabe. Man könnte bei näherer Betrachtung auf die Idee kommen, ich würde versuchen etwas zu kaschieren, mir selbst zu beweisen. Ob dem so ist? Die Antwort lasse ich hier bewusst offen.

Meine sportliche Saisonplanung für 2025 hat ziemlich viel Gehirnschmalz erfordert, alle meine Visionen zu planen und vor allem zu koordinieren. Manche Pläne wurden gemacht und auch wieder verworfen. Wenn alles so klappt, wie auf dem Zeichenbrett umrissen, dann kann man, so denke ich, durchaus von „ambitioniert“ sprechen. Stolpersteine wird es geben und ob alles so klappt wie geplant ist natürlich nicht sicher.

Wie dem auch sei: die Urlaubstage sind eingereicht, die Startgelder überwiesen, Reiserücktritt, Netz oder doppelter Boden nicht vorhanden. Gedanklich klar, motiviert und körperlich leistungsfähig (so bilde ich es mir zumindest ein), geht es nun also an die Umsetzung der Pläne.

Ich habe mich bewusst für mir nicht bekannte Wettkämpfe, bislang nie absolvierte Distanzen und Höhen entschieden, was mich enorm herausfordern wird. Der Erfolg hängt für mich nicht vom Ergebnis ab, das Erlebnis steht im Vordergrund. Ob ich erfolgreich finishen werde, ist bei mindestens zwei der bevorstehenden Meilensteine für mich völlig unklar. Ich werde mich ziemlich weit aus meiner Komfortzone herausbegeben müssen, um zu finishen. Das ist bereits klar. Ich will physische Höchstleistungen erbringen, muss sie erbringen, um die Insignien des Leidens in Form von wertlosen Blechmedaillen und noch weniger werthaltigen Teilnahmeurkunden zu erhalten.

Warum mache ich das? Die Antwort ist einfach: werfen wir einen Blick auf die Überschrift.

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Trainingslager 1:

Den Einstieg wird lehrbuchmäßig ein kleines Trainingslager bilden. Gerne wäre ich zwischen den Feiertagen mit der Familie auf die Kanaren geflogen, um dort in der Wärme des Südens Vitamin D zu bilden und in ruhigen, langen Grundlageneinheiten auf dem Rennrad eine gesunde Basis zu legen. Nebenbei habe ich von einem Club geträumt, wo ich sämtliche Annehmlichkeiten der Regeneration in Form von gutem Essen und Wellness habe erfahren wollen.

Die Realität sieht aber so aus, dass sich die Familie durchgesetzt hat und wir nun gemeinsam mit dem Auto nach Südtirol fahren werden. Ferienwohnung, Selbstversorgung. Schnee, kalt, Minusgrade. Ich nehme das Fatbike mit und hoffe ein paar kurze Einheiten absolvieren zu können. Am Berg, anaerob, frierend, zumindest während der Talfahrt. Es wird schön!

Andalucia Bike Race:

Im Februar geht es dann nach Andalusien. Sechs Etappen mit Teampartner Mr. Wade und anderen Vereinsmitgliedern beim Andalucia Bike Race. Ein erster Aufgalopp in die junge Saison.

Trainingslager 2:

Ende März steht ein weiteres Trainingslager an. Dieses Mal so wie es sein soll! Mit Axel eine Woche auf Mallorca unter spanischer Sonne mit diversen Annehmlichkeiten. Lange Einheiten from Dawn till Dusk stehen auf dem Plan als Vorbereitung für jenes, was dann folgt.

Alfsee 24h solo:

Das wird Mitte Mai nämlich das 24h Rennen am Alfsee sein. Solo. Mit Axel und weiteren Kameraden von Coffee & Chainrings. Ich will mir noch gar nicht vorstellen, was da in meinem Körper und Geist so passieren wird. Dies wird einer der bereits genannten Meilensteine sein. Eine der neuen Herausforderungen, wo ich nicht abschätzen kann, wie es ausgehen wird.

HERO Dolomites:

Nach erfolgter Regeneration und Superkompensation erfolgt dann der Familienurlaub im Juni. Erneut in Südtirol. Hoffentlich bei sommerlichen Temperaturen und Bergwetter.

Im Rahmen dessen steht der HERO an. Langstrecke. Eine Distanz, welche ich bereits absolviert habe, um mich auf die Bike Transalp 2017 vorzubereiten. Ein weiteres Mal bin ich 2021 dort zur Vorbereitung der Bike Transalp gewesen. Getraut habe ich mir beim zweiten Mal nur die kurze Runde. Zu sehr waren mir die Schmerzen im Körper beim Anstieg zur Porta Vescovo erinnerlich.

Dieses Mal also wieder die Höchststrafe. Marcus sei Dank. Warum auch nicht. Schließlich steht 2025 im Zeichen der Langstrecken. Gut für mich zu wissen, dass ich dort schon erfolgreich gefinished habe. Insofern handelt es sich gewissermaßen um einen weiteren Meilenstein, welcher für mich aber kalkulierbar ist. Ich freue mich sehr darauf, zählt der HERO schließlich zu meinen absoluten Lieblingsrennen.

Alpentour Trophy:

Im Anschluss geht es mit der Familie dann direkt weiter in die Steiermark zur Alpentrophy. Wie in den Jahren zuvor ein Etappenrennen, welches wirklich liebevoll veranstaltet wird und im Rennkalender nicht fehlen darf.

Es handelt sich hierbei übrigens um einen familiären Zwang, welchem ich erneut unterliege. Meine Mädels wollen nämlich unbedingt wieder in Schladming Urlaub machen. War nicht schwer mich zu überzeugen. Ich bin gespannt, wie ich dort mit der Vorbelastung nur wenige Tage vorher beim HERO zurechtkommen werde.

Mit welchen Ambitionen starte ich? Mir geht es bei der Teilnahme hier lediglich um die Vertiefung und Festigung von Trainingsinhalten zur Absolvierung langer Anstiege mit Vorermüdung. Denn das Event, welches als nächstes ansteht, sprengt für mich jedweden Rahmen. So recht vorstellen kann ich es mir noch nicht, aber mein Name steht in der Startliste bei der…

Salzkammergut-Trophy:

Seit Jahren auf meiner Bucketlist, aber nie die Traute gehabt teilzunehmen. Nun ist es soweit. Die A-Strecke steht an. Eine schier unmenschliche Distanz von über 200 Kilometern garniert mit abnormal hohen Höhenmetern zeichnet die Salzkammergut-Trophy aus.

Für mich mein absolutes Jahreshighlight. Auch weil zahlreiche Vereinsbuddys anwesend sein – und wir gemeinsam Leiden werden. Ausgang ungewiss, aber durch die vorangegangene Vorbereitung der bisherigen Saison möglicherweise machbar für mich.

Alpenbrevet:

Den Abschluss wird das Alpenbrevet in der Schweiz bilden. Ein Rennradklassiker in der beschaulichen Ortschaft Andermatt. Gelegen zwischen namhaften Alpenpässen, welche man als Rennradfahrer einmal gefahren sein muss.

Die Goldstrecke ist ausgewählt. Diesmal nicht die Höchststrafe, das wäre die Platinstrecke gewesen. Aber Gold wird herausfordernd genug sein und bildet einen würdigen Saisonabschluss. Außerdem muss man sich noch Ziele für die Zukunft offenhalten können, um motiviert zu bleiben.

Ich freue mich auf eine lange Saison 2025 in Gesellschaft meiner Vereinskameraden, auf unvergessliche Erlebnisse, große Herausforderungen und der Bewältigung der größten Challenge. Dem Sieg über die „Midlife Crisis“ in welcher ich mich beim Blick auf die beschriebene Saisonplanung wohl befinden muss? Oder nicht? Wer weiß…

T-Racer

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